Potsdam steht still: Dauerstau macht Straßen sicherer
Bei Unfällen in Potsdam sind laut Polizei 2013 so wenig Menschen verletzt worden wie schon seit Jahren nicht mehr.
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Potsdam - Es handelt sich wohl um eine erfreuliche Nebenwirkung des Dauerstaus im vergangenen Jahr: In Potsdam hat es 2013 deutlich weniger Verletzte und Tote bei Unfällen gegeben. Trotz des stetig wachsenden Verkehrs in der Landeshauptstadt sank die Zahl der Verletzten auf den Stand vor sechs Jahren. Als einen möglichen Grund für die Entwicklung nannte Polizeichef Maik Toppel auf Nachfrage auch die zahllosen Staus an Baustellen im vergangenen Jahr: „Wenn der Verkehr nicht rollt, passieren keine schlimmen Unfälle.“ Genaue Untersuchungen habe die Polizei dazu aber nicht angestellt.
Hatte die Polizei 2012 noch 702 Verletzte registriert, waren es im vergangenen Jahr nur 618. So einen niedrigen Wert gab es zuletzt 2008, als 602 Verletzte bei Unfällen gemeldet wurden. Zugleich blieb die Zahl der allgemeinen Unfälle mit rund 5660 genau auf dem Niveau des Vorjahres. Im Klartext: Es hat viele Blechschäden, aber deutlich weniger gravierende Verkehrsunglücke gegeben. Auch die Zahl der bei Unfällen getöteten Potsdamer sank im vergangenen Jahr von sechs auf zwei.
Wie berichtet war im Juli ein 66-jähriger Fußgänger gestorben, nachdem er vom Auto eines 78-jährigen Potsdamers erfasst worden war. Ein Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft Potsdam wegen fahrlässiger Tötung ist nach Angaben einer Behördensprecherin noch nicht abgeschlossen, weil noch ein Gutachten zum Unfallhergang fehlt.
Bereits Anklage erhoben wurde am Amtsgericht wie berichtet gegen einen 45 Jahre alten Lastwagenfahrer, der im April 2013 eine 23-jährige Radfahrerin in der Pappelallee überfahren hatte. Nach diesem Unfall hatte es in Potsdam eine Debatte um die Sicherheit im Radverkehr gegeben, die Stadtverwaltung hatte die Potsdamer dazu aufgerufen, für Radler besonders gefährliche Stellen zu nennen – einige wurden danach auch entschärft. Die Zahlen der Polizei deuten darauf hin, dass die Maßnahmen etwas gebracht haben könnten: Im Vergleich zum Vorjahr sank die Zahl der Unfälle mit Radfahrern um 14 Prozent – von 392 auf 337.
Als weiteren Grund für die positive Entwicklung nannte Toppel verstärkte Kontrollen von Radfahrern, etwa an der Breiten und an der Zeppelinstraße. Vornehmlich würden Radler erwischt, die rote Ampeln missachten oder einen Radweg in der falschen Richtung befahren. 46 Prozent der Unfälle hätten Radfahrer selbst verursacht. Dennoch ist auch die Zahl der verletzten Radfahrer von 305 auf 268 gesunken, also um zwölf Prozent.
Gegen den Trend hat in Potsdam die Zahl der Unfälle unter Alkoholeinfluss zugenommen – von 37 auf 63, ein Plus von 70 Prozent. Toppel kündigte Konsequenzen an: In diesem Jahr sollen wieder mehr Autofahrer auf Alkohol getestet werden – die Zahl solcher Kontrollen habe die Polizei im vergangenen Jahr zugunsten von Geschwindigkeitsmessungen reduziert. „Solche Schwerpunkte bei Kontrollen ändern sich gelegentlich“, erklärte Toppel. Bei Tempokontrollen gehe es nicht um Abzocke, sondern darum, die Fahrer von Geschwindigkeitsverstößen abzuhalten.
In der Tat wurden von der Polizei in der Region Potsdam im vergangenen Jahr 1458 Raser geblitzt, 2012 waren es lediglich 655. Dagegen ertappte die Polizei 2013 lediglich 310 Fahrer, die Alkohol oder Drogen konsumiert hatten – im Jahr zuvor waren es noch knapp 740. Es handelt sich jeweils um Kontrolldelikte, also um Verstöße, die nur auffallen, wenn Polizisten den Verkehr auch entsprechend kontrollieren.
Zu den gefährlichsten Orten in Potsdam zählt laut Polizei die Lange Brücke. Dort ereigneten sich in Richtung-Heinrich-Mann-Allee aufgrund häufiger Spurwechsel mehr als 30 Unfälle. Als problematisch werden auch die Kreuzungen Jägerallee/Reiterweg sowie Breite/ Zeppelinstraße eingeschätzt, hier wurden vermehrt Unfälle beim Abbiegen registriert. 21 Wildunfälle gab es laut Polizei auf der Bundesstraße 2 in der Nähe von Krampnitz am Bullenwinkel. (HK)
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