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Debatte im Stadtforum: Potsdam wappnet sein Grün und Wasser für den Klimawandel
Was tut Potsdam gegen Trockenheit, Hitze und Starkregen? Beim Stadtforum wurden Lösungen wie Regengärten, ungemähte Wiesen und begrünte Dächer vorgestellt. Besprochen wurden auch Herausforderungen.
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Steigende Temperaturen, sinkende Niederschläge und Starkregenereignisse stellen Potsdams Grünflächen und Wasserver- und -entsorgung vor große Herausforderungen. Darin waren sich die Rednerinnen und Redner beim Stadtforum zu „Potsdams Grün und Wasser im Klimawandel“ am Mittwochabend einig. Die Initiative, die sich mit Fragen der Potsdamer Stadtentwicklung befasst, setzte damit ein zentrales Thema wenige Tage, nachdem Forschende auf dem Extremwetterkongress publik gemacht hatten, dass sich die Erde früher als angenommen, nämlich um 2050, um drei Grad Celsius erwärmen könnte. Doch wie sehen lokale Lösungen für mehr Klimaschutz und -anpassung aus?
Cornelia Auer, Forscherin am Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung (PIK) und Leiterin des Klimabeirats Potsdam, nannte das Schwammstadtprinzip ein wichtiges Konzept, bei dem möglichst viel Regenwasser in der Stadt gehalten wird, etwa mit Dach- und Fassadenbegrünung, Rückhaltebecken, mehr Grünflächen und entsiegelten Flächen.
„Die größte Herausforderung in der Stadt entsteht durch den hohen Versiegelungsgrad“, sagte Auer. Sie verhindert Verdunstung, Versickerung, Frischluftschneisen und führt bei Starkregen zu überforderten Kanalisationssystemen.
Als „Paradebeispiel“ präsentierte Lars Schmäh, Leiter Fachbereich Klima, Umwelt und Grünflächen, das Regenwassermanagement im Neubaugebiet Krampnitz, wo das Wasser unter anderem in Regengärten entlang der Straßen versickern kann. Die neuen Wohnungen auf dem ehemaligen Tramdepot haben begrünte Flächendächer und muldenförmige Innenhöfe, die bei Starkregen den Niederschlag zwischenspeichern könnten.
Für die Neugestaltung des Horstwegs wird über Regenbeete sowie Sicker- und Rigolenschächte nachgedacht. Das Regenwasser soll von der Straße in die Sickermulden laufen. Bei Straßensanierungen wie jüngst in Babelsberg oder im Brunnenviertel wurden versickerungsfähige, das heißt wasserdurchlässige, Pflastersteine verbaut statt asphaltiert.

© Andreas Klaer
Für eine klimaangepasste Begrünung setzt die Stadt auf trockenheitsresistente Gräser und Pflanzen statt Wechselflor, etwa am Bassinplatz, am Brandenburger Tor und in der Schopenhauerstraße. Grünflächen werden seltener gemäht und wilde Wiesen mit einem sogenannten Akzeptanzstreifen am Gehwegrand als so gewollt kenntlich gemacht. Für großflächige Umbauten bräuchte die Landeshauptstadt aber Fördermittel, wie die zehn Millionen Euro des Bundes der vergangenen vier Jahre. „Sonst wären wir als Landeshauptstadt handlungsunfähig“, so Schmäh.
Wir bauen immer Dachbegrünung bei allen Bauvorhaben, teilweise auch Fassadenbegrünung.
Jeannette Hanko, Nachhaltigkeitsberaterin beim Kommunalen Immobilienservice
Beispielhaft voran geht auch der Kommunale Immobilienservice (KIS). „Wir bauen immer Dachbegrünung bei allen Bauvorhaben, teilweise auch Fassadenbegrünung“, berichtete Jeannette Hanko, Nachhaltigkeitsberaterin beim KIS. An den Schulen und Kitas werden Altbaumbestände und Grünflächen möglichst erhalten, klimaangepasste Pflanzen gepflanzt und das Gelände so modelliert, dass Regenwasser gut abfließen könne. „Das Ziel ist 100 Prozent zu versickern“, so Hanko, doch oftmals werde noch in die Kanalisation geleitet. Bei vielen Bauvorhaben gäbe es die Hitze- und Flutungsproblematik, teilweise auch Waldbrandgefahr. Zur Beschattung sollen 290 Bäume neu gepflanzt werden, unter anderem an der Da-Vinci-Schule.
Die Hürden bei der Wasserversorgung
Luise Schubert, Wassermanagerin bei Energie und Wasser Potsdam (EWP), appellierte, Regenwasser zu nutzen und Trinkwasser zu sparen, denn dieses wird in Potsdam knapp. In längeren Trockenperioden wie zuletzt im Mai und Juni steige der Wasserbedarf und die fünf Wasserwerke kämen an ihre Kapazitätsgrenzen. Gleichzeitig wird aufgrund von Verdunstung und wenig Niederschlägen, auch im Winter, zu wenig Grundwasser neu gebildet.
Wie die Versorgungsperspektive zukünftig aussehe, vor allem bei Zuzug, will jemand aus dem Publikum wissen. „Wir widmen uns vermehrt der Verbundlösung“, so Schubert, etwa mit der Initiative Trinkwasserversorgung Metropolregion.
Im Haus der Natur gab es einige Fragen und Anregungen. Mehrere Gäste wünschten sich eine App, die anzeigt, wann Grünflächen gemäht werden, auch um die Akzeptanz der Anwohnenden zu stärken. „Wir haben einen Kommunikations- und Akzeptanzbedarf“, sagte Marie-Luise Glahr von der Potsdamer Bürgerstiftung. Mit Gießpatenschaften und Bürgerbeeten vermittelt die Bürgerstiftung Umweltbildung.
„Mir scheint, dass der Denkmalschutz manchmal prioritär gegenüber dem Klimaschutz ist, ansonsten wäre der Alte Markt schon längst umgestaltet“, sagte SPD-Stadtverordnete Kora Gouré Bi. Baubeigeordneter Bernd Rubelt (parteilos) verwies darauf, dass es immer eine Frage der Gewichtung sei. „Ich würde mir wünschen, dass wir die Energie darauf lenken, wo wir sinnvoll mit öffentlichen Mitteln etwas bewegen können“, so Rubelt.
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