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Von Henri Kramer: Debatte um Treffpunkt eröffnet

Elona Müller: Rückzug der Malteser ist „Chance“ / Kritik an Entscheidung

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Nauener Vorstadt - Die Einschätzung von Marcel Kankarowitsch klingt schonungslos: „Ich bin einigermaßen ratlos, wie jetzt ein konstruktiver Neustart für den Treffpunkt Freizeit aussehen kann.“ Diesen Satz sagte am Freitag der erfahrene Geschäftsführer des Diakonischen Werkes Potsdam, der zugleich im kommunalen Jugendhilfeausschuss sitzt, nachdem er von der neuen Krise in der Freizeitstätte am Neuen Garten erfahren hatte.

Wie berichtet, wollen die Malteser Werke in Köln ihren Betreibervertrag für den Treffpunkt „außerordentlich“ kündigen. Das Angebot sei nicht mehr „finanzierbar“, hatten die Malteser nach dem Jugendhilfeausschuss am Donnerstagabend mitgeteilt. Dort war, unter anderem gegen die Stimme von Kankarowitsch, entschieden worden, das bisher an den Treffpunkt angedockte Kindermusiktheater „Buntspecht“ dem Bürgerhaus am Schlaatz zuzuschlagen – mitsamt 65 000 Euro Förderung. Damit sinkt die Förderung für die Malteser auf 327 000 Euro, zugleich sollen die „Buntspechte“ im Treffpunkt weiter kostenlos proben dürfen. Wie berichtet, war der Trägerwechsel der „Buntspechte“ deswegen nötig geworden, weil sich Malteser und das Kindertheater im vergangenen Jahr öffentlich überworfen hatten. „Die Entscheidung, das Theater vom Treffpunkt Freizeit abzukoppeln, ist dennoch eine Operation am offenen Herzen des Hauses“, sagte Kankarowisch.

Anders als der Diakonie-Chef klang gestern Sozialbeigeordnete Elona Müller: Sie sei froh, dass die „Buntspechte“ wieder in „ruhigem Fahrwasser“ seien. Für den Treffpunkt werde es ein Vergabeverfahren geben, um einen neuen Betreiber zu finden. „Die Ankündigung der Malteser ist eine Chance, die Arbeit am Treffpunkt neu aufzustellen.“ Vielleicht finde sich ein Betreiber, der sich „besser in Potsdam auskennt“, so Müller, die vom Ausstieg der Malteser aus der Zeitung erfuhr.

Zugleich deutet sich neuer Konfliktstoff darüber an, ab wann die Malteser ihre Verträge kündigen können. Eigentlich läuft ihr Vertrag bis Ende 2010. Müller sagte, sie gehe von einer „fristgemäßen“ Arbeit bis dahin aus, alles andere müssten die Malteser begründen. Dagegen sagte Malteser-Prokurist Patrick Hofmacher, es sei in beidseitigem Interesse, die Verträge schnell zu lösen. Ein über ein Jahr lang „unengagiert“ geführter Treffpunkt könne kein Zustand sein, so Hofmacher. Er hoffe, den Betrieb im zweiten Quartal 2010 beenden zu können. Müller kündigte für die nächste Woche Gespräche mit Treffpunkt-Mitarbeitern an: „Sie sind zum Glück krisenerprobt.“ Bei Angestellten im Treffpunkt hieß es, der Betrieb des Hauses werde aufrechterhalten.

Unterschiedlich fielen auch andere Reaktionen aus. „Vielleicht gibt es mit einem neuen Träger eine bessere Zusammenarbeit“, sagte SPD-Chef Mike Schubert. Dagegen sagte der der bündnisgrüne Vertreter im Jugendhilfeausschuss, Frank Otto, ihm sei „ völlig unverständlich warum, die Stadt ein Kindertheater mit 65 000 Euro fördern will, wenn die Arbeit der Malteser auf dem Spiel steht“. Otto kündigte zudem einen Antrag an, die sozialpädagogische Arbeit der „Buntspechte“ zu überprüfen. „Enttäuscht“ von den Maltesern zeigte sich Hans-Jürgen Scharfenberg, der auch im eingesetzten Beirat für den Treffpunkt sitzt. Zugleich müsse aber für einen neuen Betreiber geprüft werden, ob die finanzielle Förderung für das Haus ausreiche, so der Linke-Fraktionschef. Dagegen sagte die Chefin des Treffpunktbeirats, Monika Geicke-Bruder, sie „bedauere, dass Potsdam einen potenten Partner im Sozialbereich verliert“. Sie werde versuchen „schnellstmöglich“ eine Beiratssitzung einzuberufen. Marcel Kankarowitsch sagte, kaum ein anderer Träger hätte für ein „so schwierig“ zu betreibendes Haus wie den Treffpunkt so viel leisten können wie die Malteser.

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