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ATLAS: Deeskalation

Enteignung ist ein hässliches Wort. Es weckt unschöne Assoziationen, gerade am Griebnitzsee.

Von Peer Straube

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Enteignung ist ein hässliches Wort. Es weckt unschöne Assoziationen, gerade am Griebnitzsee. Nicht nur die DDR trat hier Eigentumsrechte mit Füßen, damit bis an die Zähne bewaffnete Grenzsoldaten ein Auge auf jene haben konnten, die dem Sozialismus den Rücken kehren wollten. Schon einige Jahrzehnte zuvor hatten die Nazis dort jüdische Villenbesitzer aus ihren herrschaftlichen Domizilen vertrieben. Kommt es also zum Äußersten, trägt sich die Stadt in eine unrühmliche Liste ein. Dass es überhaupt zu einem solchen Schritt kommen könnte, ist bedauerlich genug. Verpassten Chancen nachzutrauern, hilft indes heute niemandem weiter. Deeskalation heißt das Gebot der Stunde und hier ist subtile Verhandlungstaktik gefragt. Denn, dass verhandelt werden muss, hat die Stadt gestern auch vom Land ins Stammbuch geschrieben bekommen. Und schließlich ist das Innenministerium die zuständige Instanz, wenn es um Enteignungen geht. Der Oberbürgermeister ist gut beraten, wenigstens den ministeriellen Schuss vor den Bug ernst zu nehmen. Vor dem erzwungenen Wechsel von Eigentum aus privater Hand in die öffentliche stehen sehr hohe Hürden. Das ist das Gebot der Rechtsstaatlichkeit. Dass der Wunsch nach einem offenen Uferweg in Potsdam überwältigend groß ist, werden nicht einmal die Seeanrainer bestreiten. Diese Tatsache ist das letzte Argument, das die Stadt noch hat. Die Asse hat sie alle verspielt. Denn für das im Prozessmarathon ausgegebene Geld hätte man das Seeufer wahrscheinlich komplett kaufen können.

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