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Sport: „Defensiv denken, offensiv spielen“

SVB-Trainer Rastislav Hodul über die Vorbereitung, das Auftaktspiel, Taktik und Aktionen in luftiger Höhe

Stand:

Am Samstag startet Babelsberg 03 daheim gegen Borussia Dortmunds Amateure in die Regionalliga-Saison. Können Sie als Trainer vor diesem Auftakt noch ruhig schlafen, Herr Hodul?

Ich schlafe schon ein paar Tage nicht gut. Aber nicht aus Angst, sondern weil man vor dem Saisonstart alles besonders gut machen will.

Sind Sie sich sicher, mit Ihrer Mannschaft für die Regionalliga gut gerüstet zu sein?

Ganz sicher kann man sich vorher nie sein, das werden erst die Punktspiele zeigen. Wir haben eine Mannschaft zusammengestellt, die sich der Verein leisten kann und die mein volles Vertrauen hat. Sonst könnte ich ja gleich meine Tasche packen. Natürlich stellt die Regionalliga ganz andere Anforderungen. Wir müssen alle optimal arbeiten, um unser Saisonziel – zumindest den zehnten Platz – zu erreichen, und das werden wir auch tun. Unsere Spieler sind schon heiß auf den Start, das spüre ich jeden Tag.

Der Sprung von der vierten in die dritte Spielklasse ist nicht einfach.

Das stimmt. Unsere Spieler müssen schneller denken, schneller spielen, mehr arbeiten und vor allem mehr von sich selbst verlangen als bisher. Und sie müssen damit klar kommen, dass jetzt der Konkurrenzkampf um ihre eigene Position größer als bisher ist.

Haben schon alle Nulldrei-Kicker ihr volles Leistungsvermögen erreicht?

Nein. Einige sind zum Teil ein bisschen weiter als andere, aber alle sind gleich wichtig für unsere Aufgabe. Wir haben insgesamt 25 Spieler, von denen ich für Samstag nur 18 nominieren kann, aus denen schließlich die Anfangself geformt wird. Und es fällt mir menschlich sehr schwer, dies den anderen sieben Spielern zu verkünden. Da ist auch Psychologie gefragt. Die Saison ist lang und wir brauchen alle 25 Spieler.

Waren Sie deshalb mit Ihrer Truppe in dieser Woche im Fläming-Hochseilgarten Luckenwalde? Was bringen Aktionen in luftiger Höhe?

Das Wissen, dass man über seinen eigenen Schatten springen kann – was wir in dieser Saison auf dem Fußballplatz immer wieder schaffen müssen. So mancher von uns hat in Luckenwalde bisherige Grenzen überquert. Beispielsweise, wenn wir auf einem 13 Meter hohen Seil balancierten oder aus einem Baum heraus einen Schritt ins Leere machten. Da muss man sich ganz sicher sein, dass einen die Nebenleute absichern. Ich habe die Jungs da in ganz anderen Lebenssituationen erlebt. Außerdem vermitteln solche Aktionen das Gefühl, dass alle 25 Spieler Teil eines Teams sind, ob nun als Stammspieler oder meinetwegen als die Nummer 16. Dieses Teamgefühl ist entscheidend für eine erfolgreiche Saison

Was ist entscheidend für das Auftaktspiel am Samstag gegen Dortmunds Amateure?

Dass wir bereits sind, nicht 100, sondern die nötigen 120 Prozent Leistung abzurufen.

Dortmunds Trainer Theo Schneider kündigte in den PNN an, mit einer jungen, noch unerfahrenen Mannschaft nach Babelsberg zu kommen. Was wissen Sie bisher über den Auftakt-Gegner?

Wir konnten ihn bisher leider nicht persönlich beobachten, weil er immer zur gleichen Zeit seine Testspiele austrug wie wir. Durch die Informationen, die wir uns natürlich besorgt haben, wissen wir aber einiges. Dortmunds Amateure haben in ihrem Bundesliga-Klub eine sehr gute Ausbildung erhalten, sind jung, kräftig und wild darauf, es mit guten Leistungen in den Profifußball zu schaffen.

Rechnen Sie damit, dass Ihr Amtskollege auch Ex-Nationalspieler Lars Ricken aufbietet, der in den Planungen seines Bundesliga-Trainers Thomas Doll keine Rolle mehr spielt, bei Borussia aber noch einen Vertrag bis 2009 besitzt?

Ich gucke erst einmal, dass unsere eigenen Leistungen stimmen.

Werden Sie Babelsbergs erstes Regionalliga-Spiel nach vier Jahren offensiv oder eher defensiv angehen?

Das erste Spiel ist auch immer ein bisschen ein Lotto-Spiel. Wir wollen erstmal aus einer sicheren Defensive heraus gut in die Saison kommen und unserem Motto treu bleiben: defensiv denken, offensiv spielen.

Stürmer Daniel Frahn, der von Hertha BSC II kam, muss noch fünf Meisterschaftsspiele zwangspausieren, nachdem er in der vergangenen Saison in Lübeck wegen eines groben Fouls Rot sah. Wussten Sie das bei seiner Verpflichtung?

Ja. Daniel hat sein eigenes Vorbereitungsprogramm und wird noch eine wichtige Rolle für unsere Mannschaft spielen.

Wer der anderen Nulldrei-Angreifer soll es am Samstag richten?

Wir haben noch drei Stürmer, wobei hinter Shergo Biran derzeit ein Fragezeichen steht, da er sich im letzten Testspiel in Falkensee ein bisschen am linken Knie verletzte. Aber vielleicht wird er ja rechtzeitig wieder fit. Wir werden die Jungs noch beim letzten Training beobachten und dann den in der besten Verfassung aufs Spielfeld schicken.

Das wenigste Kopfzerbrechen bereitet Ihnen Ihre Vierer-Abwehrkette mit Maik Neumann, Martin Neubert, Björn Laars und Matthias Rudolph, oder?

Die hat in der vergangenen Saison sehr gut gearbeitet und nur 15 Gegentore zugelassen. Man sollte auf das bauen, was funktioniert. Allerdings ist Martin noch nicht hundertprozentig fit; er laboriert immer noch an einer Verletzung aus dem letzten Spieljahr. Dirk Jonelat wäre eine Option, er kann auch in der Innenverteidigung spielen.

Größere Fragezeichen gibt es sicher hinsichtlich des Mittelfeldes.

Wir haben dort jetzt nicht mehr Rene Tretschoks Erfahrungen, jetzt müssen die anderen ihr Potenzial zeigen und abrufen. Die Mitte ist sehr wichtig. Dort entscheidet sich alles, und wenn wir dort Fehler machen, werden die gleich bestraft. Zum Glück haben wir mehrere defensive und auch offensive Spieler als Option.

Wie wird der Countdown zum ersten Regionalliga-Heimspiel aussehen?

Wir werden uns am Samstag um 11.30 Uhr zu Kaffee und Kuchen treffen und uns noch mental auf das Spiel vorbereiten. Vielleicht gucken wir uns wieder ein Video mit unseren größten Erfolgen, schönsten Toren und emotionalen Höhepunkten an. Das hat uns in der letzten Saison immer noch zusätzlich motiviert.

Interview: Michael Meyer

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