
© Andreas Klaer
Von Jana Haase: Dem Himmel ein Stück näher
Gestern wurde die Panorama-Plattform auf St. Nikolai provisorisch eröffnet / Zugang für Gäste ab Juli
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Innenstadt – Eine Palmette für St. Nikolai: Dass sie die Renovierung „ihrer“ Kirche mit einer Spende unterstützen würde, war für Helga Walchshofer selbstverständlich. „Es war mir ein inneres Bedürfnis“, sagt die 71-Jährige. Das Geld für eines der 98 steinernen Palmblätter, die den runden Tambour der stadtprägenden Kirche seit der vergangenen Woche zieren, sammelte die Übersetzerin unter anderem zu ihrem 70. Geburtstag: Von Freunden und Verwandten habe sie sich Geld statt Geschenke gewünscht. „Das hat schon fast gereicht“, erzählte Helga Walchshofer gestern. Als einer von etwa 50 Palmettenspendern zählte die Potsdamerin zu den ersten, die am Mittag die Aussicht von Potsdams neuer Panorama-Plattform genießen konnten.
Es war eine provisorische Eröffnung, zu der neben den Palmettenspendern auch Konsistorialpräsident Ulrich Seelemann, Potsdams Superintendent Joachim Zehner, die Baubeigeordnete der Landeshauptstadt, Elke von Kuick-Frenz (SPD) und die Fraktionsvorsitzenden der Potsdamer Stadtverordnetenversammlung kamen. Die offizielle Fertigstellung der Aussichtsplattform verzögert sich wegen erst kürzlich entdeckter Bauschäden erneut (PNN berichteten). Gemeindechef Joachim Uhlig hütet sich mittlerweile davor, ein genaues Eröffnungsdatum zu nennen: „Im Juli“ werde die Panorama-Plattform für Gäste zugänglich sein, sagte er gestern.
Über insgesamt 200 Wendeltreppenstufen gelangen die Besucher dann auf den Aussichtsrundgang in 42 Metern Höhe und können dort „dem Himmel ein Stück näher sein“, wie Nikolai-Pfarrerin Susanne Weichenhan gestern sagte. Für Konsistorialpräsident Seelemann ist das mehr als nur eine Metapher. Auf dem Kirchendach könnten die Gäste eine religiöse Grunderfahrung machen, erklärte er: „Der Glaube, die Beschäftigung mit Gott, erleichtern den Überblick“, sagte Seelemann: „Manches relativiert sich, wenn man es mit Abstand betrachtet.“
Mit dem Eintrittspreis von fünf Euro pro Person will die Gemeinde dann auch einen Teil der Sanierungskosten refinanzieren. 6,5 Millionen Euro hat die Kirche für die Arbeiten bisher ausgegeben, wie Gemeindechef Uhlig unlängst erklärte – nach seinen Angaben sind das 800 000 Euro mehr als ursprünglich geplant. Spätestens zu Weihnachten 2009 sollen auch die neuen Glocken von St. Nikolai läuten, hatte Uhlig in der vergangenen Woche erklärt. Momentan würden Frequenzmessungen ausgewertet, auf deren Grundlage die neuen Glocken ausgeschrieben und schließlich in Auftrag gegeben werden könnten.
Zwischen 25 000 und 30 000 Besucher erwartet Joachim Uhlig jährlich auf Potsdams „neuem Belvedere“, wie die Panorama-Plattform gestern mehrfach genannt wurde. Noch immer ist die Kirche auf der Suche nach Spendern für weitere Palmetten: Von den 98 großen Steinblättern sind erst etwa 50 zum Stückpreis von 1500 Euro spendenfinanziert. Für die insgesamt 140 kleinen Palmetten, die je 1000 Euro kosten, fehlen bisher noch Paten. Die Spender können sich mit kleinen Schildern an den Schmucksteinen verewigen.
Interessierte Palmetten-Paten können sich im Gemeindebüro unter Tel.: (0331) 270 86 02 oder bei Joachim Uhlig unter Tel.: 0171 97 77 802 melden.
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