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Sport: Dem Spektakel verpflichtet

Babelsberg 03 überraschte beim 3:2 über Wolfsburg II mit sehenswertem Fußball und guter Unterhaltung

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Ruhe ist ein Zustand, den die Entscheidungsträger eines Fußballvereins für das Erreichen von sportlichen Zielen gern idealisieren. Beim SV Babelsberg 03 ist dies nicht anders. Seit Wochen bemühen sich die Verantwortlichen des Regionalliga-Aufsteigers um eine Art Befriedung des näheren Umfeldes. Zum ersten Heimspiel gegen Borussia Dortmund II gelangte das beliebte Programmheft nicht in den Verkauf, weil es eine Schmähung eines Vereinsangestellten enthielt. Im Stammpublikum diskutierte man zuletzt recht intensiv über das außergewöhnliche Besoldungsmodell, das sich der Verein für seine beiden Trainer hat einfallen lassen. Zuletzt gewann der Beobachter den Eindruck, als ergehe sich der SVB und sein Anhang fast zwanghaft im Spektakel und führe mit Vorliebe Gefechte auf Nebenschauplätzen.

Wie gelegen kommt es da, dass es den Spielern vorgestern gelang, ein Signal auszusenden, das den Fußball als Sport wieder verstärkt ins Blickfeld rückt! Sie gewannen das Aufsteigerduell gegen den starken VfL Wolfsburg II mit viel Glück, jedoch auch verdient mit 3:2 (1:0) und boten den 1538 Zuschauern im verregneten Karl-Liebknecht-Stadion beste Unterhaltung. Ein Spektakel der nutzbringenden Art, wenn man so will.

Drei Stürmertore, erzielt von Shergo Biran (11, 47.) und Aymen Ben-Hatira (53.), gab es seit einer Ewigkeit nicht zu sehen. Die Vergabe von drei, vier hundertprozentigen Torgelegenheiten durch den Gast in einer Druckphase kurz vor der Halbzeitpause allerdings auch nicht. Carsten Busch, der Stammtorhüter und Mannschaftskapitän des SVB, hatte da schon mit zwei unglaublichen Reflexen bei seinen Kollegen wenigstens ein Stück weit Abbitte für seinen Aussetzer geleistet, der später den Erfolg des gemeinschaftlichen Tagwerks noch aufs Äußerste gefährdete. Unmittelbar nach dem von Caglayan Tunc erzielten Anschlusstreffer (62.) vergaß sich der sportlich wiederum Glänzende und stieß Wolfsburgs Thomas Brechler im eigenen Tor um. „Er muss da einfach cleverer sein. So etwas darf nicht passieren“, sagte der zur Pause auf eigenen Wunsch ausgewechselte Verteidiger Maik Neumann und betonte gleichzeitig, wie wertvoll es für die Truppe vom Kopf her war, danach dem Dauerdruck der Niedersachsen widerstanden zu haben. Mehr als das zweite Gegentor, Nick Proschwitz erzielte es (88.), ließen die kämpferisch überzeugenden Platzherren nicht zu. „Wir waren heute in einem turbulenten Spiel zweier laufstarker Mannschaften die glücklichere“, befand SVB-Trainer Rastislav Hodul hinterher zu Recht.

Von welchem Wert der erste dreifache Punktgewinn der Saison für den SV Babelsberg 03 ist, macht der Blick auf die nahen Perspektiven deutlich. Am kommenden Freitag bei Eintracht Braunschweig muss sich Sven Roggentin zwischen den Pfosten beweisen. Und irgendwem wird wohl die Aufgabe zukommen, den in der Vorsaison ausgebooteten Sebastian Rauch um die Mitreise zu bitten. Nach einer Punktspielpause folgen dann die anspruchsvollen Partien gegen den aktuellen und derzeit offensichtlich sehr treffsicheren Tabellenführer Rot-Weiß Erfurt und das Auswärtsspiel beim 1. FC Union. Kommt es ganz dick, werden die Babelsberger diese Partien ohne ihren sportlich so verlässlichen Schlussmann bestreiten müssen.

Babelsberg 03: Busch; Neumann (46. Hartwig), Neubert, Jonelat, Rudolph; Stiefel (46. Zenk, 62. Roggentin). Moritz, Lukac, Mutschler; Ben-Hatira, Biran.

Thomas Gantz

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