MEINE Woche: Demo-Erfahrungen
Wasserwerfer und Räumungsfahrzeuge in grün-weiß eröffneten mein Wochenende. Zunächst wollte ich am Samstag an einer Aktion des (Bildungs-)Streikkomitees der Uni Potsdam und des zuständigen Arbeitskreises auf der Brandenburger Straße teilnehmen, die friedlich und kreativ die Missstände dieses Bildungssystems aufzeigen sollte.
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Wasserwerfer und Räumungsfahrzeuge in grün-weiß eröffneten mein Wochenende. Zunächst wollte ich am Samstag an einer Aktion des (Bildungs-)Streikkomitees der Uni Potsdam und des zuständigen Arbeitskreises auf der Brandenburger Straße teilnehmen, die friedlich und kreativ die Missstände dieses Bildungssystems aufzeigen sollte. Dies wurde von Polizeibeamten zu verhindern versucht. Sie kesselten uns auf dem Luisenplatz ein, filmten alle Beteiligten und suchten einen Verantwortlichen, um ihm eine Ordnungswidrigkeit aufzuhalsen. Dieses massive Eingreifen schockierte mich, da diese Aktion schon einmal friedlich und erfolgreich abgelaufen war – was nun allerdings ein Problem für unseren Freund und Helfer darstellte.
Ebenso verhielt es sich am Nachmittag mit der Demonstration durch die Innenstadt unter dem Motto „Lebensräume statt Preußenträume!“. Mit rund 1500 Menschen zog eine bunte und laute Menge durch die Straßen. Doch auch hier gab es massive Polizeipräsenz, so dass Passanten die Demo gar nicht wahrnehmen konnten. Dieses Verhalten, aber vor allem das Desinteresse von Politik und Medien, ärgerte mich besonders. Die Bedrohung alternativer Jugendkultur, die Luxussanierungen in der Innenstadt und der Wiederaufbau von Stadtschloss und Garnisonkirche sind Fakten, vor deren Kritik in der Öffentlichkeit man sich offenbar fürchtet. Dabei geht das alle Potsdamer etwas an, sofern sie an einer lebendigen Stadt mit Freiräumen für alle Gruppen interessiert sind – also nicht Jakobs, Jauch oder Joop heißen
Am Sonntag fanden dann die Wahlen zum Europäischen Parlament statt, deren Plakate im Stadtbild kaum zu übersehen waren. Doch mit einer Wahlbeteiligung von 29,9 Prozent für das Land Brandenburg schien das trotzdem kaum jemand zu interessieren. Erfreulich allerdings war, dass die CDU in Potsdam lediglich 15 Prozent einfahren konnte – mein Glaube an die urlinke Bevölkerung Potsdams ist noch nicht verloren.
Wichtig in der nächsten Woche ist für mich weiter der Bildungsstreik. Mein Umfeld und ich werden uns an der Großdemonstration am 17. Juni um 11 Uhr am Bassinplatz beteiligen und unsere Kritik am Bildungssystem sowie unsere Forderungen formulieren. Zusammen mit Studenten und Azubis werden Schüler in über 150 deutschen Städten demonstrieren. Ich hoffe, dass wird ein großer Erfolg!
Josi Michalke ist 18 Jahre alt und besucht die Voltaire-Gesamtschule Potsdam
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