
© Andreas Klaer
Landeshauptstadt: Demo gegen Flottenneubau
Bürgerinitiative protestierte gegen Baupläne im Lustgarten. Beigeordneter Klipp warb für Kompromiss
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Innenstadt - Mit einer Demonstration versuchten am Montagabend im Lustgarten Gegner des geplanten Neubaus der Weissen Flotte für ihre Position zu werben. Etwa 70 Demonstranten waren gekommen. Zu der Aktion hatte die Bürgerinitiative „Rettet den Lustgarten“ aufgerufen.
Unter den Rednern war überraschend auch Peter Kulka, Architekt des Wiederaufbaus des Landtagsschlosses. Er forderte mit deutlichen Worten den Verzicht auf jede weitere Bebauung des Lustgartenareals. „Wer A sagt, muss auch B sagen“, sagte Kulka bezogen auf den Wiederaufbau der Potsdamer Mitte. Die Beziehung zwischen Stadtmitte und Fluss dürfe nicht mit dümmlichen Mitteln verbaut werden, so Kulka. In seiner Heimatstadt Dresden genüge der Flotte auch eine Anlegestelle und Kassenhäuschen. Eine Bebauung des historischen Lustgartenensembles ergebe keinen Sinn. „Kümmern Sie sich darum“, forderte er den ebenfalls anwesenden Potsdamer Baubeigeordneten Matthias Klipp (Grüne) auf.
Klipp selbst sagte, dass die Wiedergewinnung der Potsdamer Mitte nicht an der Breiten Straßen aufhören dürfe. Das Problem sei aber nicht ein Gebäude für die Flotte, sondern das Hotelhochhaus des Mercure. Klipp warb für den Vorschlag, ein Gebäude für die Flotte am Bahndamm zu ermöglichen. Die Stadtpolitik müsse sich entscheiden, welches Ziel sie verfolge.
Hintergrund ist die bevorstehende Sitzung der Stadtverordneten am Mittwoch. Dann soll auch über einen Neubau der Weissen Flotte inklusive eines zweistöckigen Restaurants neben dem Hotel Mercure entschieden werden. Die Bürgerinitiative fordert, dass am Mittwoch keine Entscheidung für einen Standort gefällt wird. Eine jetzige Festlegung sei fahrlässig, da die ungeklärte Zukunft des Hotels nach dem Verkauf durch die BlackstoneGruppe der Stadt alle Handlungsalternativen raube, so die Bürgerinitiative.
Anlass der Diskussion ist der Verstoß der Rathausspitze, das Mercure-Hotel zu kaufen und abzureißen. Um dieses Ziel zu erreichen, will die Stadt als Sanierungsziel für das Mercure-Grundstück eine unbebaute öffentliche Fläche festlegen, um Sichtachsen zwischen Stadtschloss und Lustgarten wiederherzustellen. Wie berichtet sollen sämtliche 14 Mercure-Hotels verkauft werden, die einer Besitzgesellschaft des internationalen Finanzinvestors Blackstone gehören. Grund dafür ist die Insolvenz der Gesellschaft, die offenen Forderungen der Gläubiger sollen sich auf 600 Millionen Euro belaufen. Den Kauf des Hotels – im Gespräch sind sieben bis acht Millionen Euro – will die Stadt größtenteils aus dem Treuhandvermögen des Sanierungsträgers finanzieren, das dieser über Grundstücksverkäufe in der Potsdamer Mitte erwirtschaftet. Der Abriss könnte zu 80 Prozent von Bund und Land gefördert werden. Sollte dieser Plan eine politische Mehrheit finden, wäre damit aber auch ein Flottenneubau direkt vor dem heutigen Hafengebäude hinfällig, denn bei einem Hotelabriss würde der Flottenneubau dort erneut den Blick zwischen Schloss und Lustgarten verstellen.
Im Gegensatz zur Bürgerinitiative fordert die Weisse Flotte selbst, dass die Stadtverordneten eine verbindliche Entscheidung fällen. In einem offenen Brief haben sich die Geschäftsführer Jan Lehmann und Jörg Winkler an den Oberbürgermeister und die Stadtverordneten gewandt. Darin fordern sie die Anbauvariante am bestehenden Hafengebäude. Es liegen alle Voraussetzungen für die Genehmigung eines Erweiterungsbaus vor, heißt es in dem Schreiben. Damit würde der Siegerentwurf aus dem im Jahr 2010 von der Stadt initiierten Wettbewerbsverfahrens von Flottenarchitekt Karl-Heinz Winkens realisiert werden können.
Der Konflikt um einen Neubau für die Flotte schwelt schon seit mehreren Jahren. Im Mai war es bei einer Kundgebung der Bügerinitiative „Rettet den Lustgarten“ sogar zu einer Konfrontation mit Mitarbeitern der Weissen Flotte gekommen. Lustgartenretter beschuldigen Flottenmitarbeiter, sie bedrängt, in ihrem Demonstrationsrecht eingeschränkt und die Veranstaltung mit Trillerpfeifen gestört zu haben. Klipps Kompromissvorschlag eines 80 Meter langen und zwölf Meter breiten Baus am Bahndamm stieß bei den anwesenden Lustgartenrettern auf wenig Gegenliebe. Darin sind sie sich sogar mit der Weissen Flotte einig: Geschäftsführer Jan Lehmann hatte in der vorletzten Woche erklärt, in ein 80 Meter langes Restaurantgebäude werde er nicht investieren, weil es nicht funktional sei.
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