Sport: Den „Abstieg“ geschafft
Hanka Kupfernagel reiste vorzeitig von den Mountainbike-WM ab: Die Strecke in einem neuseeländischen Skigebiet war ihr zu gefährlich. Jetzt konzentriert sich voll auf die bevorstehende Cross-Saison
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Statt sich im neuseeländischen Winter durch aufgeweichte Pisten zu kämpfen, düste Hanka Kupfernagel vorzeitig zurück Richtung Europa; derzeit genießt sie die Sonne an der türkischen Riviera. Zwar nur für eine knappe Woche, aber dennoch bleibt genügend Zeit, um ein wenig zu entspannen und die Ereignisse der vergangenen Tage zu verarbeiten. Denn die waren alles andere als leicht für die Vizeweltmeisterin im Radcross, die aufgebrochen war, um in Neuseeland an den diesjährigen Mountainbike-Weltmeisterschaften teilzunehmen. Zwei Tage vor dem Start reiste Kupfernagel jedoch ab: Mit der mehr als anspruchsvollen Strecke kam sie einfach nicht zurecht.
„Die Piste war an vielen Stellen aufgeweicht und glatt wie Schmierseife“, erzählte die Werderanerin gestern. „Am schlimmsten waren jedoch die steilen Abfahrten in dem Skigebiet. Oftmals gab es keine Absicherungen oder Strohballen, die einem etwas Sicherheit geben. Bei einem Sturz hätte ich nur die Wahl zwischen einem Baum oder einem Felsen, der mich auffängt.“ Bis zu diesem Sommer habe sie zudem kein Mountainbike-Rennen bestritten; jenes in Neuseeland wäre erst ihr insgesamt neuntes. Nach nur fünfmonatiger Vorbereitungszeit habe sie sich einfach noch nicht hundertprozentig in der Lage gefühlt, diesen schwierigen Kurs zu meistern.
„Größe ist, wenn man den Gipfel schon sieht und dennoch umkehrt, weil man weiß, dass man den Abstieg nicht schafft“, erklärte die 32-Jährige, der man in der Tat nicht vorwerfen kann, mit Gefahr nicht umgehen zu können. „Auf der Straße im Fahrerfeld mit fast 90 Stundenkilometern die Abfahrten runter zu rasen oder mit dem Cross Bike auf Eisplatten die richtige Linie zu finden, gehört für mich ja auch schon lange zum Radsport.“ Hanka Kupfernagel will aber in diesem Winter wieder eine erfolgreiche Cross- Saison fahren, und die intensive Vorbereitung darauf hat jetzt oberste Priorität. Verletzungen kann sie da am wenigsten gebrauchen. Einige musste sie in diesem Jahr bereits erleiden: „Manchmal bin ich nur ganz knapp mit einem blauen Auge davon gekommen. Also lieber nichts mehr riskieren“, meinte sie.
Als nächstes steht nach der EuroBike am kommenden Wochenende in Friedrichshafen der Straßen-Weltcup an: Beim Rennen „Rund um die Nürnberger Altstadt“ am 10. September und der anschließenden Toscana-Rundfahrt geht es der Profi-Fahrerin jedoch weniger um vorderen Plätze als vielmehr um die Vorbereitung auf die Cross-Saison. Die beginnt am 27. September, doch Hanka Kupfernagel greift erst etwas später ins Geschehen ein. „Ich werde mein erstes Weltcup-Rennen am 21. Oktober in Belgien bestreiten“, sagte sie und bedauerte ein wenig, aus diesem Grund auf ein weiteres Rennen verzichten zu müssen. Gleichzeitig nämlich findet in Palma de Mallorca der TUI Ctatt, für den sie sich bereits angemeldet hatte.
Ein wenig Zeit bleibt also noch zur Vorbereitung, und die soll sofort nach ihrem Türkei-Tripp beginnen. In der heimischen Gegend um Werder an der Havel wird sie jedoch nicht in die Pedalen treten. Zwischen den Rennen in Friedrichshafen und Nürnberg lohnt die Heimreise nicht. „Also werde ich die Zeit im Süden Deutschlands nutzen“, sagte Hanka Kupfernagel, die den „Ausflug“ in die Mountainbike-Szene im übrigen dennoch genossen hat. „Ich möchte mich da auch etablieren“, sagt sie. „Aber das dauert eben seine Zeit.“
Henner Mallwitz
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