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Von Henri Kramer: Den Baggersee-Ruf verbessern

Potsdamer Sozialarbeiter organisieren Open Air für Jugendliche am Strand zwischen Schlaatz und Stern

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Eigentlich ist der Baggersee zwischen den Wohngebieten Stern und Schlaatz ein schöner Sommerort: Strand, Wasser, Bäume für den Schatten. In lauen Sommernächten ist das ein Platz für Bier unter Freunden oder die erste Liebe. Vor allem Jugendliche haben das Gelände für sich entdeckt. An heißen Sommertagen steigen Hunderte Potsdamer ins Wasser.

Doch die Schlagzeilen über den Baggersee sind andere. „Schlägerei am Baggersee“ oder „Müll am See“. Das Image der früheren Kiesgrube ist nicht das Beste.

Henry Berthold vom Jugendklub 18 in der Pietschkerstraße will das ändern. Der Sozialarbeiter organisiert zusammen mit dem Jugendklub „Offline“ in der Miami-von-Mirbach-Straße und den „Wildwuchs“-Streetworkern das erste Open Air an dem Baggersee. Es findet am kommenden Mittwoch ab 14 Uhr statt. Der noch etwas uninspirierte Name für das Fest: „Baggersee-Event“.

Das Anliegen ist freilich ehrenwert. „Wir möchten auf den See und die Jugendlichen dort aufmerksam machen“, sagt Sozialarbeiter Berthold. Es gäbe Handlungsbedarf: Unordnung sei an der Tagesordnung, es gäbe laute Auseinandersetzungen zwischen Jugendlichen und Gelage mit viel Alkohol. „Wir möchten die Fläche aufwerten, damit sie als beliebter Platz für alle jungen Potsdamer wahrgenommen wird.“ Die Bands „Markee“ und „The Rechords“ sollen gegen den schlechten Ruf anspielen, dazu sind Mitmach-Aktionen für Jugendliche geplant.

Doch ist das Negative-Image des Sees wirklich berechtigt? Zumindest bei der Polizei gilt das Gelände um den See nicht als Kriminalitätsschwerpunkt, so Polizeisprecherin Ingrid Schwarz. In den umliegenden Straßen hat die Behörde dieses Jahr drei Schlägereien registriert. Genaue Zahlen gäbe es aber nicht, sagt Schwarz, da der See, sein Ufer und das angrenzende Wäldchen in der Polizeistatistik nicht als Einsatzorte geführt würden.

Trotz der Statistik ist der Ruf des Sees aber geprägt: In den vergangenen Jahren gab es beispielsweise mehrere Verfahren am Amtsgericht, bei denen Jugendliche sich wegen gewalttätiger Attacken am See verantworten mussten. Tatzeit war immer der Sommer. Und die Schilderungen klangen ähnlich: Jugendgruppen geraten in Streit, Bier wird verschüttet, ein Wort gibt das andere, Fäuste fliegen.

Noch ein Vorurteil gibt es über den See: Rundherum liegt besonders im Sommer sehr viel Müll. Das Klischee fand die brandenburgische Naturschutzjugend (NAJU) zuletzt bestätigt: An einem Sonntag gingen junge Aktivisten des Vereins um den See herum und sammelten gleich mehrere Säcke Müll ein. „Es ist traurig, dass immer noch so viel Müll achtlos in die Gegend geworfen wird“, sagt Fanny Goemann, die beim NAJU ihr freiwilliges ökologisches Jahr absolviert.

Für die Umgebung des Sees eigentlich verantwortlich ist der Bereich „Grünflächen“ in der Stadtverwaltung. Dort sieht man keinen Handlungsbedarf in Sachen Müll – am Baggersee werde genügend oft und gründlich sauber gemacht, sagt Amtschef Herbert Claes: „Wir sind dort stark tätig“. Neben einer Reinigungsfirma würden auch Ein-Euro-Kräfte eingesetzt. „Allerdings ist der See auch keine offizielle Badestelle“, gibt Claes zu bedenken. Solle das Gelände aber wirklich attraktiver gestaltet werden – selbst Bänke fehlen – „muss jemand Geld in die Hand nehmen“. Solche Maßnahmen aber, sagt Claes, seien „eine politische Entscheidung“.

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