Landeshauptstadt: „Den Begriff Frieden gab es nicht“
An den 8. Mai 1945 erinnert sich für die PNN hier Karl-Heinz Voss.
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An den 8. Mai 1945 erinnert sich für die PNN hier Karl-Heinz Voss. Er war damals 13 Jahre alt und lebte mit seinen Eltern in Sanssouci: Wir saßen im Keller der Villa Illaire in Sanssouci, mein Vater war ja Gärtner im Park. Da gab“s Radau draußen. Das waren die russischen Soldaten, die deutsche Soldaten suchten. Sie erzählten: „Hitler kaputt!“ So haben wir vom Kriegsende erfahren. Als die Schießereien aufgehört hatten, kamen die Leute der Nachbarschaft vorbei und sprachen davon. Gerüchte gingen um. Den Begriff „Frieden“ und große Reden gab es aber nicht. Es war gar nicht selbstverständlich, dass ich das Kriegsende erlebte. Ich wurde noch Ende 44 zum Einsatz gegen Panzer ausgebildet. Als 45 der Marschbefehl kam, hat meine Mutter mich weggesperrt. „Mit Kindern macht man keinen Krieg“, hat sie gesagt. Meine Kameraden habe ich nie wieder getroffen. Die Russen, die nach den ersten kamen, waren unangenehmer. Mit einem Panzer sind sie durch das grüne Gitter gebumst, das Gusseisen ist zersprungen. Es gab alles im Umfeld – von der Vergewaltigung bis zur Erschießung. Alle hatten große Angst, irgendetwas Falsches zu sagen und es heißt: „Ab nach Sibirien!“ Es verschwanden eine ganze Menge. An meiner Familie ist das vorbei gegangen. Von den sowjetischen Soldaten waren einige sogar freundlich. Ich habe mein Fahrtenmesser von der Hitlerjugend am Brandenburger Tor an Amerikaner verkauft. Die waren ganz wild auf Dinge aus der Nazizeit. Für das Messer habe ich vier Zigaretten bekommen. Die habe ich mit einem Sowjetsoldaten gegen ein Brot getauscht. Der hat sich gefreut: „Oh amerikanski Zigarett!“ Und das Brot war damals wirklich was Gutes. just
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