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Homepage: Den Finger in der Wunde

Der israelische Rechtswissenschaftler Prof. David Kretzmer wird Ehrendoktor der Universität Potsdam

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Eine Kultur der Menschenrechte, die den Menschen ein Leben in Würde ermöglicht – das ist es, was der israelische Jurist Prof. Dr. David Kretzmer durch seine wissenschaftliche Arbeit anstrebt. Und dafür wurde dem israelischen Gelehrten am Mittwoch im Rahmen des Tages der Juristischen Fakultät die Ehrendoktorwürde der Universität Potsdam verliehen. Einen Schwerpunkt seines umfangreichen Schaffens bilden vielschichtige Abhandlungen zu Menschenrechten und Menschenwürde. Dabei beschreibt Kretzmer nicht nur deren Rolle in der Geschichte der Religionen und des Rechts, sondern erörtert auch brennende Fragen der Gegenwart zum Konfliktherd Naher Osten, dessen Alltag durch Terror und Vergeltungsaktionen geprägt ist.

Sein Laudator, Prof. Eckart Klein vom MenschenRechtsZentrum der Uni Potsdam, bezeichnete Kretzmer dann auch als eine Art Bruder im Geiste. Doch nicht nur das, auch eine echte Freundschaft sei aus den vielen Treffen der beiden Wissenschaftler entstanden. David Kretzmer, der 1943 in Südafrika geboren wurde, ist gegenwärtig einer der führenden Verfassungs- und Völkerrechtler Israels. Seine weltweite Reputation hat er sich vor allem als Menschenrechtler erworben. Von 1995 bis 2002 war er Mitglied des Menschenrechtsausschusses der Vereinten Nationen und zeitweise dessen Vizepräsident.

Dass er nun von einer deutschen Universität durch die höchstmögliche Ehre gewürdigt wurde, bewegte ihn so sehr, dass es ihm zumindest zu Beginn seines Festvortrags schwer fiel, zu sprechen. Da er, wie er sagt, im „Schatten des Holocaust“ geboren wurde, habe er als junger Mensch lange Jahre Deutschland als etwas Negatives empfunden. Begegnungen mit deutschen Wissenschaftlern seiner Generation seien es fortan gewesen, die ihm verdeutlicht hätten, dass man auch in Deutschland für die Menschenrechte kämpft. Daher sei er nun „extrem stolz“, die Ehrendoktorwürde in Potsdam zu erhalten.

Prof. David Kretzmer schnitt in seinem Festvortrag ein heikles Thema an. Die Widersprüchlichkeit eines jüdischen Staates Israel und demokratischer Prinzipien. Im israelischen Staat gelte das Prinzip der Gleichheit der Bevölkerung, egal welcher Religion, Ethnie oder Geschlecht man angehört. Doch dann stelle sich die Frage, welchen Status die 18 bis 20 Prozent arabischstämmigen Israelis in einem Jüdischen Staat haben. Dieser fundamentale Widerspruch habe in den vergangenen Jahren tiefgehende Debatten im Land ausgelöst.

Zwischen dem fundamentalen Prinzip der Gleichheit und der politischen Realität habe sich gerade in der vergangen Dekade eine tiefe Kluft gebildet, so Kretzmer. Diskriminierung sei nach wie vor weit verbreitet. Dem israelischen Supreme Court, das auf dieses Ungleichgewicht wiederholt hingewiesen hat, komme im israelisch-palästinensischen Konflikt eine Schlüsselstellung zu.

Schließlich gilt für David Kretzmer, was Prof. eckart Klein schon in der Laudatio betont hatte. Er mag durchaus ein ungetrübter israelischer Patriot sein, doch er lege immer auch die Finger in die Wunde, auch wenn es um den Verstoß gegen die Menschenrechte in seinem Heimatland gehe.Jan Kixmüller

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