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Landeshauptstadt: Den Glanz bewahren
Die „Freunde des Bornstedter Friedhofs“ blicken am Samstag auf 20 Jahre zurück
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Sie lässt fast keinen Samstag und Sonntag aus, um von Zehlendorf nach Bornstedt zu fahren. Marianne Meyer-Arendt ist seit zwei Jahrzehnten die Kirchenhüterin des Gotteshauses gegenüber dem Krongut. Nicht nur als freundliche Begrüßerin der Gäste fungiert sie, sie weiß auch kundig über die Kirche und den Friedhof zu erzählen.
Gern schaut Marianne Meyer-Arendt, wenn sie aus der Haupttür der Kirche tritt, hinüber zum restaurierten Erbbegräbnis ihrer Vorfahren, der Familie Müller-Nedlitz, die 300 Jahre lang Fährleute in Nedlitz waren. Als Mitglied des Vereins „Freunde des Bornstedter Friedhofs“ e.V., der am morgigen Samstag auf sein 20-jähriges Bestehen zurückblickt, fühlt sie sich mit verantwortlich, dass der historische Glanz des Areals durch die Restaurierung von bedeutenden Grabstätten erhalten bleibt. Die Spenden, die während der Kirchenöffnung in den „Klingelbeutel“ geworfen werden, kommen dem Erhalt des Gotteshauses sowie dem Friedhof zugute.
Der Rechtsanwalt Jobst-Friedrich von Unger leitet den Verein, der auf Anregung des Pfarrers Gottfried Kunzendorf gegründet wurde. Neben ihm fungieren im Vorstand Maria Kühn und Erhard-Günter Metz. Der Arzt gehört zu den engagierten Vereinsmitgliedern. Dieser Tage war er damit beschäftigt, die morgige Jubiläumsfeier mit vorzubereiten. Für den Vortrag um 11 Uhr in der Kirche und für die Führung über den Friedhof zwei Stunden später konnte der Freiburger Historiker Karlheinz Deisenroth gewonnen werden, dessen Buch „Märkische Grablege im höfischen Glanze“ das Standardwerk über den Bornstedter Friedhof wurde. Erst am Mittwoch stellte der Autor ein weiteres Buch über den Alten Friedhof vor.
Erhard-Günter Metz erzählt, dass die Witwe des Kleinmachnower Marinemalers Gerhard Geidel dem Friedhofs-Verein unter anderen Reproduktionen von Bildern ihres Mannes mit Ansichten von Alt-Potsdam schenkte, die morgen in der Kirche zum Verkauf angeboten werden. Der Erlös soll den denkmalpflegerischen Aktivitäten der 130 „Freunde des Bornstedter Friedhofs“ dienen. Von den rund 1500 unter Denkmalschutz stehenden Grabstätten haben die Vereinsmitglieder in den vergangenen zwei Jahrzehnten 30 Anlagen von Stein-und Metallrestauratoren wieder herstellen lassen und damit vor dem Verfall bewahrt. Erhard-Günter Metz erwähnt solche Grablegen wie die des Heinrich Wilhelm Wagenführer, der einer der berühmten „Langen Kerls“ von König Friedrich Wilhelm I. war, des Zeichenlehrers Friedrich Wilhelms IV, Johann Gottlieb Samuel Rösel, oder der Familie von Chelius. Oscar von Chelius, der zum Freundeskreis Kaiser Wilhelms II. gehörte und als Generalbevollmächtigter am Zarenhof in St. Petersburg wirkte, machte sich auch als Komponist einen Namen.
Von den Orientierungstafeln zum Friedhof, die Metz und Vereinsmitglied Christian Fleming im vergangenen Herbst anfertigten, ist natürlich die Rede, auch von dem Engagement für die Übernahme von Grabpatenschaften, von den Friedhofsführungen, die Vereinsmitglieder gern anbieten sowie von den zwei Mal im Jahr stattfindenden pflegerischen Einsätzen auf dem historischen Teil. „Dieses wunderbare Zeugnis der Potsdamer Stadtgeschichte wollen wir erhalten, aber auch seine besondere stimmungsvolle Atmosphäre, denn der Friedhof wirkt ja eher wie ein Park.“ Das ist auch das Reizvolle für Marianne Meyer-Arendt, die an fast jedem Samstag und Sonntag die Besucher in der Bornstedter Kirche empfängt. Und es freut sie noch mehr, wenn sie nicht eiligen Schrittes durch die Kirche und über den Friedhof gehen, sondern die Wege als Impulse für meditative Momente beschreiten. Klaus Büstrin
Vortrag von Karlheinz Deisenroth am Samstag ab 11 Uhr, Bornstedter Kirche
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