
© Manfred Thomas
Von Erik Wenk: Den „Ollie“ machen
Bei einem Workshop auf dem Bassinplatz konnten Jugendliche bis gestern Skateboard-Fahren lernen
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Manche stehen schon ziemlich sicher auf dem Board, andere versuchen erst mal vernünftig geradeaus zu fahren. Wieder andere demonstrieren Tricks oder diskutieren über diverse Skatetechniken. Elmer überwacht das Ganze, gibt Ratschläge oder zeigt wie’s geht: „Genug gefachsimpelt!“ Jörg Elmer ist 33 Jahre alt und der Leiter des zweitägigen Skate-Workshops „Skaten – Skaten – Skaten“. Er bildet sozusagen den Nachwuchs aus: „Ich bringe 15 Jahre Skateboard-Erfahrung mit. Von daher denke ich, dass ich ’ne Menge weitergeben kann und auch weitergeben will.“
Unter dem Motto „Von A – Z das Brett unter Kontrolle“ konnten auf dem Bassinplatz bis gestern Nachmittag Jugendliche alle Grundlagen des Skatens lernen und gleich testen. Mehrere Dutzend Jugendliche zwischen acht und 18 Jahren nutzten das Angebot. Die Boards musste jeder selbst mitbringen, der Workshop an sich war kostenlos. Organisiert hatten das Ganze Anja Oestereich und Conny Lunk vom Jugendklub S13, die den ganzen Sommer über den Bassinplatz als Ort für Jugendliche nutzen.
Ihr Skater-Workshop basiert auf dem Prinzip des Respekts, sprich: Jeder nach seinen Fähigkeiten. Skater respektieren generell alle, die auch skaten, egal wie gut oder schlecht sie sind, sagt die Szene über sich. So handhabt auch Elmer das Ganze: „Ich stelle mich auf das Level der Leute ein: Es gibt ja auch Kids, die noch nicht wissen, mit welchem Fuß sie vorne stehen sollen.“ Ebenso erklärt er den Aufbau des Skateboards und berät beim Board-Kauf.
Klar, zur reinen Fortbewegung wird das Skateboard fast nie benutzt. Viel wichtiger sind die Tricks, die man mit dem Brett machen kann – je schwieriger desto besser. Die meisten Nachwuchs-Skater auf dem Bassinplatz tragen keine Schutzkleidung – das hängt allerdings mit der Art des Skatens zusammen: „Im sogenannten Streetskaten, was wir hier machen, ist es so, dass die Leute wenig mit Schutzkleidung fahren, weil man zum einen das Fallen besser lernt. Zum anderen behindert es irgendwann zu sehr in den Bewegungen“, sagt Elmer. Sicherheit auf dem Brett sei trotzdem ein wichtiges Thema, denn Unfälle sollen natürlich nicht passieren. Wenn ein Trick mal nicht klappt, könne die Kenntnis um „richtiges“ Hinfallen Schlimmeres vermeiden.
Das Skateboarding in den 1960ern entstand, als man das Wellensurfen auf die Straße übertrug. Dabei hat sich ähnlich wie beim Surfen im Lauf der Zeit auch eine eigene Skater-Sprache entwickelt, bei der Außenstehende oft nur Bahnhof verstehen. Aber auch das lässt sich bei Elmer lernen: „Ein ‚Ollie’ ist der Basic-Trick: dahinter verbirgt sich nichts anderes als ein einfaches Springen mit dem Skateboard. Darauf basieren weitere Tricks, wo das Board dann ‚flippt’, also um Längs- oder Querachse dreht.“
Geeignete Plätze zum Skaten gibt es gut ein halbes Dutzend in Potsdam: Zum Beispiel den Funparkour im Lindenpark oder das „Skate-Sofa“ im Volkspark. Manche Plätze sind aber offenbar nicht durchdacht, und werden von der Skate-Community deshalb nicht angenommen: Etwa der chronisch verwaiste Platz neben dem Umspannwerk am Hauptbahnhof, wie die Skater sagen. Insgesamt könne man in Potsdam aber recht gut skaten, auch wenn die Strukturierung der Stadt mehr verhindert. Elmer: „Dadurch, dass Potsdam natürlich gerade im Stadtkern historisch-alt gestaltet wird, kommt es eben, dass alles wieder mit alten Pflastersteinen zugebaut wird.“ Ein Untergrund, bei dem selbst geübte Boarder Probleme mit dem Geradeausfahren bekommen.
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