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Landeshauptstadt: Den „Ratten der Lüfte“ auf der Spur Regisseur besuchte

das Filmgymnasium

Von Sarah Kugler

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Babelsberg - „Kinder an die Macht“: Was bei Herbert Grönemeyer noch nach einer positiven Zukunftsversion klingt, wird in Jan Speckenbachs Erstlingsfilm „Die Vermissten“ zur unheimlichen Realität. Am Donnerstagabend stellte der Regisseur den Film, der im Berlinale-Programm „Perspektive Deutsches Kino“ Premiere hatte, zusammen mit dem Hauptdarsteller André Hennicke am Babelsberger Filmgymnasium vor.

Die Geschichte: Lothar (André Hennicke) lebt ein geregeltes Leben. Routiniert geht er seinem Beruf als Atomkraft-Ingenieur nach und ist glücklich mit seiner Lebenspartnerin. Doch sein Leben wird plötzlich aus den Fugen gerissen als er von seiner Ex-Frau Sylvia (Jenny Schily), zu der er seit Jahren keinen Kontakt hatte, erfährt, dass ihre gemeinsame 14-jährige Tochter Martha verschwunden ist. Obwohl Lothar nie eine Beziehung zu dem Mädchen aufgebaut hat, begibt er sich auf die Suche nach ihr und stellt dabei fest, dass mehrere Kinder und Jugendliche auf unerklärliche Weise verschwunden sind. Er verfolgt ihre Spuren und stellt fest, dass sie sich zu einer Gruppe zusammengeschlossen haben, die sich „Ratten der Lüfte“ nennt. Doch erst als er auf die 12-jährige Lou (Luzie Ahrens) trifft, laufen die Fäden zusammen: Er wird mit verstärkter Polizeipräsenz und Bürgerwehren konfrontiert und begreift dabei, dass die Jugend ihr Leben nun nach eigenen Regeln gestaltet.

„Der Film greift das Problem auf, dass die ältere Generation immer größer wird und dabei immer weniger Kinder geboren werden“, erklärte der Regisseur im Filmgespräch, das von der 17-jährigen Schülerin Victoria Beyer geleitet wurde. „Dabei erzählt er, was passiert, wenn sich diese junge Generation plötzlich selbstständig macht und nicht mehr nach den Regeln der Erwachsenen spielt.“ Dabei ging es Speckenbach vor allem darum, die Angst und die Verunsicherung darzustellen, die entstehen, wenn die junge Generation wegbricht, aber auch, wenn sie auf einmal die Macht an sich zieht. „All diese Gewalt, die auch auf der Seite der Erwachsenen entsteht, ist nur ein Zeichen von Verlustangst“, sagte er. „Es gilt, alles zu sichern, was möglich ist, egal ob das Sinn hat oder nicht.“

Auf der anderen Seite sei es aber auch ein Film über einen Vater, der zu spät begreift, dass er die Chance, sein Kind zu begleiten, verpasst hat und nun versucht, seinen Fehler wieder gutzumachen. Gerade Letzteres habe auch Hennicke, der Schauspiel an der Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“ studiert hat, an dem Film gereizt. „Für mich sind vor allem solche Rollen interessant, die am Anfang so sind und am Ende ganz anders“, sagte er. „Für Lothar bricht hier seine ganze Existenz weg und er erlebt quasi auch ein Abenteuer, das zu spielen ist sehr spannend.“ Und Speckenbach ergänzte: „Alles verdreht sich hier und verliert seinen Sinn. Was dabei übrig bleibt, ist vor allem eine tiefe Beklemmung.“ Sarah Kugler

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