
© Jan Kuppert
Sport: Den Schalter noch mal umlegen
Mit einem versöhnlichen Abschluss will Julia Simic die große Enttäuschung bei Turbine etwas mildern
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Den Schalter einfach umlegen – so einfach ist es im Fußball meist nicht. Das weiß auch Bernd Schröder, wenn er seine Mannschaft am morgigen Sonntag im letzten Saisonspiel der Frauen-Bundesliga gegen den FC Bayern München auf das Feld schickt. „Die Enttäuschung sitzt bei allen Spielerinnen tief“, meint der Trainer des 1. FFC Turbine Potsdam. Die Enttäuschung darüber, das Rennen um die Meisterschaft so kurz vor Schluss verloren zu haben, und vor allem auch die Enttäuschung darüber, als Tabellendritter in der nächsten Saison nicht im internationalen Champions-League-Geschäft mitmischen zu können. „Doch das müssen sie jetzt ausschalten, lange nachtrauern hilft auch nicht“, so Schröder.
Das sieht Julia Simic ähnlich. „Wir wollen uns anständig verabschieden“, meint die Mittelfeldakteurin, die zu Beginn der Saison von Bayern München nach Potsdam kam. Denn auch wenn es für beide Mannschaften – Turbine steht mit 48 Punkten sattelfest auf dem dritten Tabellenrang, Bayern liegt mit 10 Punkten Rückstand auf Platz vier – rein rechnerisch um nichts mehr geht, hat ein versöhnlicher Saisonabschluss für Simic höchste Priorität. Gegen ihren alten Verein ist die Motivation noch mal umso größer. „Natürlich will man gerade in solchen Spielen zeigen, was man kann“, sagt die 25-Jährige, die von 2005 bis 2013 in München ihre fußballerische Ausbildung erhielt.
Nach zwei Jahren Verletzungspause aufgrund von zwei Kreuzbandrissen im linken Knie nutzte sie ihr erstes Jahr in Potsdam zum Wiederaufbau. „Ich musste erst einmal sehen, wohin meine eigene Reise geht“, sagt sie. Im zentralen Mittelfeld zieht Julia Simic die Fäden im Turbine-Spiel und leistet als Führungsspielerin wichtige Arbeit, sowohl das Team zu ordnen als auch im Spielaufbau, wo sie Akzente nach vorne setzt. „Und ich denke, ich habe mich immer besser reingefunden“, meint sie rückblickend. Dass sie nun am Ende einer ordentlichen Saison jedoch mit leeren Händen dasteht, ist eine Enttäuschung, die Simic und ihre Mannschaftkolleginnen erst einmal verarbeiten müssen. „Wenn man in der Champions League und der Meisterschaft so kurz vor dem Ende strauchelt, ist es einfach enttäuschend. Vor allem wenn man mit ein paar Tagen Abstand eigentlich erst so richtig realisiert, was drin gewesen wäre“, so Simic.
Die Enttäuschung merkt auch Bernd Schröder seinen Spielerinnen an. „Natürlich tragen das viele mit sich rum“, meint Schröder. Der Druck, der auf seinen Spielerinnen vor dem letzten Saisonspiel lastet, sei deswegen auch umso größer. „Man will schließlich vor den eigenen Fans nicht vollständig das Gesicht verlieren.“ Gegen eine taktisch gut eingestellte Münchener Mannschaft erwartet der Turbine-Chefcoach deswegen eine höchst interessante Partie, bei dem es ihm darauf ankommt, dass seine Spielerinnen Charakter beweisen und aufzeigen, dass sie sich aus so einem Loch auch selbst wieder herausarbeiten können. „In diese Saison gab es für uns so viele Höhen, da ist es umso schmerzvoller, tief zu fallen“, sagt auch Julia Simic, die am Wochenende jedoch alles daran setzen will, auf heimischen Rasen einen Sieg einzufahren. Dazu gilt es den Schalter zu finden und ihn umzulegen – so lässt sich die Enttäuschung am Ende vielleicht doch ein wenig abmildern.
Sonntag, 14 Uhr,
Karl-Liebknecht-Stadion
Ingmar Höfgen
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