Von Kay Grimmer: Den Stadtführer im Handy
19 Terminals an Haltestellen bieten Touristen-Infos übers Mobiltelefon
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Handy statt Stadtführer. Es dürfte ein ungewohntes Bild sein, wenn Touristen sich künftig nicht mehr um ihre „Guides“ sammeln oder in Reiseführer starren, sondern angestrengt in ihr Mobiltelefon lauschen. Genau diese Vision will Potsdam wahr machen: Gestern wurden an 19 ÖPNV-Haltestellen in der Nähe wichtiger Sehenswürdigkeiten und zentraler Plätze interaktive Informations-Terminals in Betrieb genommen. Mit den Kontaktmöglichkeiten der grünen Infopunkte können für insgesamt 25 berühmte Potsdamer Bauten Audio-Erklärungen übers Handy abgerufen werden. Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD), der gestern das neue System einweihte, sagte, so könnten Touristen künftig noch individueller die Stadt erkunden.
Drei Möglichkeiten bieten die Terminals, um die Audiokommentare übers Handy zu hören. Die Datenübermittlung funktioniert entweder durch das Anrufen einer am „Infopoint“ angegebenen Festnetznummer oder über das Abfotografieren eines Barcodes – allerdings benötige das Handy dafür ein Barcode-Lese-Programm, das es im Internet gebe, so Hartmut Kreft, der in der Stadtverwaltung das Projekt begleitete. Die modernste Verbindungsform ist die sogenannte Near- Field-Communication zwischen einem Chip im Terminal und dem Handy. Das sei jedoch nur mit modernsten Smartphones möglich, so Kreft. Ist die Telefonverbindung aufgebaut, gibt es zum Festnetzpreis in zwei bis drei Minuten gesprochene Informationen zur Umgebung.
Bislang gibt es den Abruf-Service, den die Stadt gemeinsam mit dem Verkehrsbetrieb in Potsdam, der Deutschen Bahn, der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten und der Tomis GmbH anbietet, nur auf deutsch. Gesprochene Informationen in englisch, spanisch und italienisch müssten im Vorfeld aus dem Internet aufs Handy oder den MP3-Spieler heruntergeladen werden, so Kreft. „Wir haben von anderen Sprachen abgesehen, weil ausländische Touristen neben den Festnetzpreisen auch noch Roaming-Gebühren zahlen müssten“, sagte Sommer. Den Eindruck einer „Abzocke“ wolle man keinesfalls erwecken. Die Stadt, die das bundesweit bislang einzigartige Projekt mit 19 000 Euro finanzierte – der Verkehrsbetrieb steuerte noch 8500 Euro dazu – verdiene nichts daran, so Sommer.
Die 19 Infopoints sollen noch nicht das Ende der „technischen Revolution“ im Stadtmarketing sein. Gemeinsam mit der Firma Tomis will man in den kommenden zwölf Monaten Handy-Applikationen mit umfassenden Informationen zu Potsdams Sehenswürdigkeiten anbieten.
www.potsdam.tomis.mobi
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