Landeshauptstadt: Denkfabrik aus Potsdam
Direktor Töpfer stellt Arbeit des IASS-Zentrums vor
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Berliner Vorstadt - Die Forschung muss die Gesellschaft besser und früher in den wissenschaftlichen Fortschritt einbinden. Dies forderte der frühere Bundesumweltministers Klaus Töpfer im Gespräch mit Journalisten in Potsdam. Wissenschaftliche Fortschritte hätten es zunehmend schwer, auf Akzeptanz zu stoßen. „Die Frage lautet darum: Wie können sich demokratische Mehrheiten entwickeln für Entscheidungen, die kurzfristige Nachteile tatsächlich oder vermeintlich bewirken, die aber mittel- und langfristig zwingend notwendig sind“, meinte Töpfer.
Helfen soll dabei das neue Potsdamer Institut für Klima, Erdsysteme und nachhaltige Entwicklung IASS (Institute for Advanced Substainability Studies) in der Berliner Straße 130, dessen Gründungsdirektor Töpfer ist. Unter seiner Leitung seien entsprechende Projekte am IASS in Angriff genommen worden, berichtete er. Diskussionen zu Bereichen wie der Gen- oder Nanotechnologie oder auch zur Verarbeitung des Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) verdeutlichten die Herausforderung: „Die Einstellungen in einer offenen, demokratischen Gesellschaft erfordern weiterreichende, tiefe Dialoge“, so Töpfer.
Dies werde deutlich bei Protesten wie Stuttgart 21 oder gegen das sogenannte CCS-Gesetz zur unterirdischen Lagerung von CO2, das gerade im Land Brandenburg umstritten ist. Die frühzeitige Information und Einbindung in den Forschungsprozess werde nötig, um derartige Gräben nicht entstehen zu lassen.
Wissenschaftlicher Direktor des IASS ist seit Juni Physik-Nobelpreisträger Carlo Rubbia, der über viele Jahre Generaldirektor des Europäischen Teilchenforschungszentrums (CERN) in Genf war. In Potsdam wolle sich Rubbia vor allem der Nutzung von CO2 widmen, berichtete Töpfer. „Dies ist ein weltweit in der Wissenschaft intensiv behandeltes Thema von größter Bedeutung“, so der Umweltpolitiker. „Es wäre in besonderer Weise sinnvoll, wenn es möglich wäre, CO2 nicht als Abfall unter der Erde zu verpressen oder in die Atmosphäre entweichen zu lassen, sondern beispielsweise für die Produktion von Methanol nutzen zu können.“ Derzeit gibt es laut Töpfer 19 feste Mitarbeiter, später sollen es 35 bis 36 sein. Hinzu kommen bis zu 50 vornehmlich junge Wissenschaftler, die am Institut forschen.
Das IASS soll eine Denkfabrik für Klimaforscher sein. Vor eineinhalb Jahren stellte Bundesforschungsministerin Annette Schavan (CDU) die ehrgeizigen Pläne vor. Seitdem ist Töpfer mit dem Aufbau befasst. Mit an der Idee des Instituts beteiligt sind die auf dem Telegrafenberg angesiedelten Forschungseinrichtungen Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung und das Deutsche GeoForschungsZentrum. PNN/ dpa
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