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Landeshauptstadt: Denkmal oder Volkspark?

Unterschriftenaktion der Initiative Park Babelsberg

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Babelsberg – Der Streit über die Nutzung des Babelsberger Parkes als „Volkspark“ spitzt sich zu. Donnerstagabend formierten sich über achtzig Bürgerinnen und Bürger im Weberpark zu einer Initiative und sammelten Unterschriften.

Anlass ist eine angeblich neue Parkordnung, sind Gerüchte über verschärfte Kontrollen und Bußgelder sowie ein drohendes Eintrittsgeld. Kinder sollen von den Wiesen vertrieben, Radfahrer bestraft werden, auch wenn sie das Rad nur führen. Hundehalter fürchten um den Auslauf für ihre Vierbeiner und Sonnenhungrige um den Verlust von Liegewiesen und Badestellen.

In einer von Sprecherin Annemarie Kaiser aus der Großbeerenstraße gezeichneten Unterschriftenliste können sich Sympathisanten der Initiative gegen diese Verbote aussprechen. Die Unterschriften soll als Druckmittel gegenüber der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten oder gar als Ausgangspunkt eines Bürgerbegehrens dienen.

Obwohl es kaum Sitzgelegenheiten im „Blauen Raum“ von Carola Wannicke gab, harrten die Bürger zweieinhalb Stunden auf dem Boden sitzend aus und rangen um den Inhalt der Forderungen und die Art und Weise, wie diese wirksam vertreten werden sollen. Es geht um die Parkordnung. Diese ist keineswegs neu. An den Eingängen zum Park Babelsberg muss sie jedoch öfter ausgetauscht werden, weil die Schrift unkenntlich ist, da die Tafeln beschmiert und besprüht werden. Es ist also kein Kampf gegen neue Bestimmungen, sondern die Forderung nach Beibehaltung der seit Jahrzehnten ausgeübten Gewohnheitsrechte. Einigkeit, wie weit diese Rechte gehen sollen, besteht keineswegs. So äußerte ein Anwesender: „Die Toleranz kann nicht darin bestehen, dass Hunde den Park verunreinigen.“ Und: „Es gibt viele Menschen, die sich durch die Masse frei laufender Hunde bedroht fühlen.“

Leider hatte die Initiative keinen Vertreter der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg eingeladen. So blieb es dem CDU-Stadtverordneten und Rechtsanwalt Götz Friederich vorbehalten, darüber aufzuklären, dass die Stadt Potsdam keine Möglichkeit habe, den Babelsberger Park als „Volkspark“ zu betreiben. Die Hoheitsrechte liegen bei der Stiftung. Friederich wolle jedoch den Oberbürgermeister auffordern, der Stiftung die Interessen der Bürger Potsdams mitzuteilen. Er ging sogar soweit, nach Meinung des Ex-Verordneten Lutz Boede wider besseres Wissen, den Volksparkcharakter als Passus in der Parkordnung vorzuschlagen.

Bereits im PNN-Talk im Thalia-Kino im vergangenen Jahr hatte der Gartendirektor der Stiftung Michael Rohde unmissverständlich erklärt, dass der zum Unesco-Welterbe gehörende Babelsberger Park nach und nach als Gartendenkmal wieder hergestellt werde. Dazu sei früher oder später die Verlagerung des von der Stadt betriebenen Freibades an eine kulturhistorisch weniger sensible Stelle notwendig. Die Initiative will nicht locker lassen. Sie plant weitere Zusammenkünfte und will die Unterschriftensammlung fortsetzen. Der Vorsitzende der CDU Babelsberg Hans-Wilhelm Dünn hat unterdessen die Pläne der Stiftung kritisiert, ab 1. April „eine restriktive Umsetzung der Parkordnung im Babelsberger Park“ einzuführen. Es müsse das Ziel sein, den Volksparkcharakter im Babelsberger Park aufrecht zu erhalten. Die CDU werde sich an der Unterschriftenaktion beteiligen. Günter Schenke

Günter Schenke

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