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Homepage: Der Auftritt ist alles

Eine Tagung des MMZ über den Dandy

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Des Dandys Lebensaufgabe ist die permanente Inszenierung seiner Selbst. Der Dandy ist mittlerweile ein Phänomen der europäischen Geistesgeschichte. Das Ende des 19. Jahrhunderts kennzeichnet die Geburtsstunde des Dandys. Auch heute noch ist er eine faszinierende Figur, die in Kunst und Kultur auftaucht. Im wissenschaftlichen Diskurs findet er jedoch wenig Beachtung. „Es gibt Themen, die in den Feuilletons der Zeitungen vorkommen, aber wissenschaftlich selten behandelt werden“, sagt Professor Julius H. Schoeps, Direktor des Potsdamer Moses Mendelssohn Zentrums für europäisch-jüdische Studien (MMZ).

Das MMZ veranstaltet seine diesjährige Tagung zur Kultur- und Geistesgeschichte – zusammen mit der Gesellschaft für Geistesgeschichte und der Humboldt-Uni Berlin – zum Thema des Dandy als kulturhistorisches Phänomen im 19. und frühen 20. Jahrhundert. „Man liest von Dandys in den Feuilletons, und viele fragen sich, was macht eigentlich einen Dandy aus?“, so der Historiker Schoeps. „Wir wollen das Phänomen von wissenschaftlicher Seite beleuchten“, erklärt er die Beweggründe für die Tagung.

In der Literatur sei keine einheitliche Definition zu finden. Es herrsche allerdings Konsens darüber, dass sich der Dandy durch einen eleganten, aber auch extravaganten Kleidungsstil auszeichne. Da sei häufig die Rede von einem „Modenarren“ oder dem „Mann, dessen Status, Arbeit und Existenz im Tragen von Kleidung besteht“, so Schoeps. Besonders die Krawatte gelte als sein unverkennbares modisches Erkennungsmerkmal. Allerdings sei es nicht nur die äußerliche Erscheinung, sondern vor allem der geistige Habitus und die Lebenseinstellung des Dandys, die zugleich Sympathie und Antipathie der gutbürgerlichen Gesellschaft nach sich ziehen. „Der Dandy versteht es, seine Umwelt durch formvollendetes und kultiviertes Auftreten zu beeindrucken. Gleichzeitig spricht er sich von bürgerlichen Zwängen frei“, erklärt Schoeps die besondere Lebensform. Der Dandy sei ein Lebemann, zugleich Gesellschaftsmensch und Einzelgänger. Er habe ein ausgeprägtes Talent zum Müßiggang und ihm widerstrebe anstrengende körperliche Arbeit. In der Öffentlichkeit wisse er sich jedoch von seiner besten Seite zu zeigen und gebe sich oft als wortgewandter Unterhalter mit Witz und Bonmot. „Er ist alles! Der Auftritt ist alles!“, fasst Schoeps begeistert zusammen. Man denke da an moderne Dandys, wie Udo Lindenberg oder Karl Lagerfeld.

Schoeps selbst wird bei der Tagung einen Vortrag über den jüdischen Dandy Theodor Herzl halten. Auch die Biographien der bekannten Dandys Jules Charles Baudelaire, Beau Brummel und Oscar Wilde werden im Gespräch sein. Insgesamt vierzehn Vorträge wird es zum Dandy und seinem Wirken in den verschiedenen Disziplinen der Kunst, Kultur, Literatur und Wissenschaft geben. Die Tagung thematisiert dabei die Ästhetik des Dandys und seine verschiedenen Erscheinungsformen und Transformationen im 19. und 20. Jahrhundert. So auch das weibliche Pendant zum Dandy, der „Femme dandy“. Josephine Schummeck

Die Tagung findet vom 27. bis 29. Oktober in Berlin statt. Die Teilnahme ist kostenfrei. Weiter Infos unter: www.mmz-potsdam.de

Josephine Schummeck

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