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Landeshauptstadt: Der Bandenschreck sitzt in Babelsberg

Die 2005 installierte Gemeinsame Ermittlungsgruppe Berlin-Brandenburg stellte gestern ihre Ergebnisse vor

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Babelsberg - Unter dem Dach der Babelsberger Wache sitzt – klimatisiert – eine 14-köpfige Kriminalistengruppe, die der Bandenkriminalität den Kampf angesagt hat. Mit einer vertraglichen Vereinbarung zwischen den Ländern Berlin und Brandenburg wurde die Gemeinsame Ermittlungsgruppe (GEG) vor zweieinhalb Jahren installiert.

Zuvor habe es natürlich auch länderübergreifende Sonderkommissionen gegeben, erklärte GEG-Leiterin Ines Friedrich. Allerdings seien die so genannten Sokos zeitlich auf den Abschluss des jeweiligen Falls begrenzt. Die Gemeinsame Ermittlungsgruppe hingegen sei als Dauereinrichtung gedacht. Und „ein Erfolgsmodell“, wie Brandenburgs Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) und Berlins Dr. Erhart Körting (SPD) gestern einmütig erklärten.

Den gestrigen Besuch von Senator und Minister in der Dienststelle der GEG wertete Friedrich als „Anerkennung der geleisteten Arbeit“. Das paritätisch mit je sieben Kollegen aus beiden Ländern besetze Team habe „hohe Schlagkraft“, sagte die GEG-Leiterin. Seit Bestehen habe die Ermittlungsgruppe 417 Strafanzeigen bearbeitet, in deren Ergebnis 142 Straftäter ermittelt werden konnten; gegen 42 von ihnen wurde Haftbefehl erlassen, 15 Täter seien verurteilt worden. Bei den Delikten habe es sich meist um schweren Einbruch gehandelt, so die GEG-Chefin. Erst vor wenigen Wochen sei eine zwölfköpfige Diebesbande gestoppt worden, die 23 Einbrüche in Geschäfte und Wohnhäuser verübt hatte. Die Ermittlungen richteten sich zudem verstärkt gegen Metalldiebe. In diesem Bereich liege der wirtschaftliche Schaden laut Friedrich bei mehreren Millionen Euro. Zurzeit ermittle die GEG gegen ein Dreiergespann, auf dessen Konto über zwei Dutzend Einbrüche in Tankstellen in Brandenburg gehen.

Die vor allem auf Eigentumsdelikte spezialisierte Kriminalistengruppe bekommt ihre Fälle nicht zugewiesen. „Wir haben das Vorgangsauswahlrecht“, sagte Leiterin Ines Friedrich. Entscheidend für die Übernahme sei, dass es sich um schwerwiegende, „bandenmäßig“ ausgeführte und Landesgrenzen überschreitend Tathergänge handele. Mit Berlin und Brandenburg träfen ein Flächenland und eine Großstadt aufeinander, erklärte Senator Körting. Besonders Banden verlagerten ihre Beutezüge an den Rand Berlins, um danach in der Anonymität der Großstadt unterzutauchen. So würden auf 15 Prozent der Gesamtfläche Brandenburgs, im so genannten Verflechtungsraum, 40 Prozent aller Straftaten im Land begangen, so Körting. Bei der Ermittlungsarbeit in diesem „kriminal-geographischen Raum“ sei der Austausch sowie „die Verzahnung von Informationen“ deshalb unverzichtbar. Was unter den Kriminalbeamten selbstverständlich ist, wurde technisch allerdings noch nicht umgesetzt. In den GEG-Räumen im Dachgeschoss sitzen sich die Kollegen an Computern gegenüber, deren Programme aber nach Ländern getrennt sind. Die Intranetze der Landeskriminalämter sind nur durch ein gemeinsames EMail-Programm miteinander verknüpft, erklärte der stellvertretende Leiter der Ermittlungsgruppe, Lutz Bannicke. Ein Einblick in die jeweils andere Datenbank sei technisch nicht möglich. Gegenseitige Zugriffsberechtigung sollte spätestens dann erteilt werden, wenn – wie von Innenminister Schönbohm angekündigt – der Einsatzbereich der GEG auf die Bekämpfung von Rechtsextremismus oder das Organisierte Verbrechen erweitert werde.

Nicola Klusemann

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