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Während des Krieges wurden in deutschen Zeitungen und in Filmen so gut wie überhaupt keine Bilder von Kampfhandlungen gezeigt. Allenfalls waren gestellte Bilder zu sehen, oder Filmaufnahmen. Verletzte oder gar Tote waren nicht zu sehen, so dass die Vorstellung vom Krieg idealisiert blieb. - hier ein Truppführer mit einem Fernglas in der Hand kauert mit seinen Soldaten 1915 an einem Waldrand an der Westfront.

© dpa

Interview zum Ersten Weltkrieg: „Der Beginn des modernen Medienkrieges“

Der Potsdamer Historiker Frank Bösch über die Medien im Ersten Weltkrieg, überschätzte Begeisterung, Trugschlüsse und rückständige deutsche Pressearbeit.

Stand:

Herr Bösch, haben die Westalliierten den Ersten Weltkrieg durch den Einsatz moderner Medien gewonnen?

Die westliche Propaganda war tatsächlich der deutschen überlegen und sie förderte sicherlich die Bereitschaft, trotz großer Verluste und Entbehrungen durchzuhalten. Dass die Westalliierten deshalb den Krieg gewonnen hätten, ist jedoch vor allem eine Wahrnehmung, die in den 1920er-Jahren aufkam. Besonders die Nationalsozialisten glaubten, Deutschland habe wegen der westlichen „Hetzpropaganda“ verloren. Auch Hitler schrieb dazu in „Mein Kampf“, dass künftig Kriege wie in den USA wie Seife verkauft werden müssten. Entsprechend bauten die Nazis ab 1933 die Propaganda massiv aus. Im Zweiten Weltkrieg sollten nun eigene Propagandakompanien mit modernsten Mitteln den Krieg medial bewerben. Vor allem der Film und Illustrierte wurden professionell gestaltet, um nach westlichem Vorbild für den Krieg zu mobilisieren und eine erneute Niederlage zu verhindern. Dabei zeigte sich jedoch rasch, dass Propaganda allein nicht über Siege entscheidet.

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Wie reagierten die Deutschen auf die westliche Propaganda?

Bereits 1916 führte der neidvolle Blick zu einer Professionalisierung. Es wurden zentrale Einrichtungen für die Propaganda geschaffen, wie die sogenannte Bufa, das Bild- und Filmamt, aus der dann die Ufa entstand. Das neutrale Ausland wurde, mit wenig Erfolg, mit Filmen und Bildern versorgt. Insbesondere die militärisch bedeutungslosen Flieger wurden als Helden verkauft. Auch Hindenburg gelang es, seinen Heldenmythos medial aufzubauen. In der Weimarer Republik wurde dann um die medial vermittelte Kriegserinnerung gekämpft.

Frank Bösch (44) ist Direktor des Zentrums für Zeitgeschichtliche Forschung und Professor an der Universität Potsdam. Der Historiker ist unter anderem Autor des Buches „Mediengeschichte“ (Campus 2011), das die Wirkung von Medien seit dem Mittelalter aufzeigt.

Inwiefern?

Deutsche Zeitungen und Politiker protestierten auch in den 1920er-Jahren vielfach gegen ausländische Kriegsfilme, obgleich sie diese oft noch gar nicht kannten, weil sie eine Schmähung des deutschen Soldaten annahmen. Oft untersagte die deutsche Zensur solche Filme und die Ufa-Kinos boykottierten sie. In den Kinos kam es wiederholt zu Tumulten. Bei den Protesten gegen den pazifistischen US-Film „Im Westen nichts Neues“ trat 1930 besonders die NSDAP unter Goebbels hervor, die Stinkbomben im Kino warf und Besucher verprügelte.

Das Gespräch führte Jan Kixmüller

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