
© Andreas Klaer
Landeshauptstadt: Der beliebte B-Standort
Fachtagung zum Thema Immobilien in Potsdam
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Potsdam nutzt sein Potenzial als Touristenstadt nur unzureichend. Zu diesem Fazit gelangte Matthias Niemeyer, Chef der bayerischen Stiwa Hotel Valuation & Consulting GmbH, gestern auf der Tagung „Immobilien-Dialog“ in der Industrie- und Handelskammer Potsdam.
Das Unternehmen, das sich auf die Beratung von Hotels und die Bewertung geeigneter Standorte spezialisiert hat, bescheinigte der Stadt zwar eine gute Ausgangslage, doch Defizite in gleich mehreren Bereichen. Ein „Riesenproblem“ sei etwa die „geringe Internationalität“, sagte Niemeyer. Der Ausländeranteil bei den Touristen liege bei lediglich 10,2 Prozent und habe sich auf dieses ohnehin niedrige Niveau binnen zehn Jahren gerade mal verdoppelt. In vergleichbaren Städten wie Heidelberg betrage der Anteil ausländischer Touristen 44,6 Prozent, in Mainz immerhin noch 36,4 Prozent. Als ungünstig stufte der Hotelexperte zudem den sehr großen Anteil von Drei- oder Vier-Sterne-Hotelburgen ein. Diese neigen aufgrund der großen Berliner Konkurrenz dazu, Zimmer zu unwirtschaftlichen Preisen anzubieten. Berlin werde sich ohnehin für Potsdam über kurz oder lang als Problem erweisen, so Niemeyer. Dort nehme die Zahl der Hotels „wöchentlich“ zu, 10 000 weitere Betten seien in konkreter Planung. Potsdam habe nur die Chance, das über Business- und Kongressnachfrage auszugleichen. In diesem Sektor belege die Stadt bundesweit bereits jetzt den Spitzenplatz vor Trier und Regensburg.
Darüber hinaus müsse sich Potsdam darauf konzentrieren, geeignete Angebote im unteren Preissegment zu schaffen. Es fehle an Hostels und Budgetunterkünften, sagte Niemeyer. Potsdams Potenzial sei „riesig“. Allein die Schlösser und Gärten seien „einzigartig“, aber selbst innerhalb Deutschlands noch viel zu unbekannt, verpasste der Experte der städtischen Selbstwahrnehmung einen Dämpfer. Den bekam Potsdam indes auch von fast allen anderen Tagungsteilnehmern. Allgemein gilt die Landeshauptstadt als „B-Standort“, in der A-Liga spielen danach vor allem die Millionenstädte wie Berlin oder München.
Eine Ausnahme macht da die Prinz von Preußen (PvP) Grundbesitz AG. Nachdem Schinkel- und Boelcke-Speicher in der Speicherstadt saniert sind, nimmt das Unternehmen nun den Persiusspeicher und das Projekt „Résidence au rivage“ auf einem Industrieareal in der Zeppelinstraße in Angriff. Weitere exklusive Wohnungen sind in den Mühlengebäuden der Speicherstadt geplant, die man von der Pro Potsdam kaufen wolle, sagte Ingo Bethge von der PvP-AG. Außerdem habe man die Freifläche vor den Speichergebäuden erworben, wo ebenfalls hochwertige Neubauten entstehen sollen – 150 Millionen Euro will PvP binnen vier Jahren in Potsdam investieren. pee
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