
© Andreas Klaer
Von Guido Berg: Der Bürger als Bauherr
Baubeigeordneter Klipp: Kleinteiliges Bauen in der Mitte / Bald Leitbauten-Konzept und Gestaltungsbeirat
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Innenstadt - Alles auf Anfang bei der politischen Willensbildung um die Gestaltung der Potsdamer Mitte? Der neue Baubeigeordnete Matthias Klipp (Bündnisgrüne) nutzte seine erste Bauausschusssitzung am Dienstagabend jedenfalls, um einige als festverschnürt geltende Pakete wieder aufzudröseln. So kündigte er „ein zweites Workshopverfahren“ zur Potsdamer Mitte an. Alles müsse frei von Ideologien diskutiert werden, so Klipp. Die Frage nach Rekonstruktion historischer Bauten oder Errichtung moderner Architektur sei „keine ideologische“. Selbst die DDR habe „identitätsstiftende Rekonstruktionen hervorgebracht“, etwa den Gendarmenmarkt in Berlin oder die Semperoper in Dresden.
Die Potsdamer Mitte, sagte Klipp, werde ein starker Schwerpunkt „meiner Verwaltung“. Er gehe zügig vor. Bereits für den kommenden Bauausschuss am 22. September kündigte Klipp einen Vorschlag für ein Leitbautenkonzept an. Mindestens drei Bauten an der Alten Fahrt, das Palais Barberini und die beiden Gebäude rechts davon, stünden unter „Leitbautenverdacht“.
Ferner kündigte Klipp extern – also außerhalb der Verwaltung – erarbeitete Gutachten über Verkehrs- und Erschließungsfragen, zur Nutzungsmischung – dem Verhältnis von Wohnen und Gewerbe – sowie zur Grundstücksbildung und zum Ausschreibungsverfahren an. Monatlich solle der Bauausschuss über die Entwicklung in der Mitte informiert werden. Eine Beteiligung der Öffentlichkeit erfolge Anfang 2010. Eine weitere Ankündigung Klipps: Noch in diesem Jahr werde der von der Stadtverordneten geforderte Gestaltungsbeirat „inthronisiert“. Er soll Potsdam dann zu Architektur-Fragen beraten.
„Wer soll in der Potsdamer Mitte Bauherr sein?“ Das sei die zentrale Frage, so der Bündnisgrüne, die er für sich so beantwortete: Wenn Potsdam Stadt der Bürgerinnen und Bürger sei, dann sollten diese die Möglichkeiten erhalten, in der Mitte selbst Bauherr zu sein. Deshalb sei die Bildung kleiner Grundstücke notwendig. Für die Alte Fahrt lasse der in der Erarbeitung befindliche Bebauungsplan „alle Möglichkeiten“ sowohl einer kleinteiligen Vergabe als auch eines Verkaufs an nur einen Investor. Bislang galt letzteres schon deshalb als notwendig, weil der Bau einer großen Tiefgarage an der Alten Fahrt nur von einem Großinvestor geleistet werden könne. Klipp dagegen: „Wir haben die Grundstücke, wir bestimmen das Verfahren.“ Alles sei eine Frage der politischen Willensbildung: „Wenn Sie wollen, dass es wird wie in der Friedrichstraße, dann wird es so sein“, warnte Klipp – wohl mit Verweis auf die in Berlin entstandenen Großquartiersbauten.
Klipp unterstützte einen Antrag von Martina Engel-Fürstberger (FDP), wonach die Grundstücke an der Alten Fahrt erst dann an Bauherren veräußert werden sollten, wenn das neue Landtagsschloss steht. „Dann werden die Investoren Schlange stehen“, so Engel-Fürstberger. Klipp erklärte, die Ausschreibung für die Alte Fahrt könne 2010 und die Vergabe an Bauherren Ende 2010, Anfang 2011 erfolgen. Mitte 2010 könnte dann Baustart sein. Der Zeitstrahl von Landtagsschloss-Architekt Peter Kulka sollte mit dem der Alten Fahrt verglichen werden. „Dann werden wir sehen, ob wir auf die Bremse oder das Gaspedal treten müssen“, so Klipp.
Streicheleinheiten an die Linke verschenkte Klipp hinsichtlich der Zukunft des Fachhochschul-Gebäudes am Alten Markt: Einen „Vorratsabbruch wird es mit mir nicht geben.“ Der Teilabriss des südlichen Teils der Fachhochschule komme erst infrage, wenn ein Bauherr gefunden wurde. Allerdings, stellte Klipp klar, sei ein Erhalt des FH-Baus mit dem Beschluss über die Annäherung an den Grundriss der historischen Mitte nicht möglich. Die Ausschussvorsitzende Anita Tack spekulierte, die Uni Potsdam könnte mit ihren „großen räumlichen Problemen“ Interesse an einer Nutzung des Bau haben, den die FH im Frühjahr 2013 aufgeben will.
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