zum Hauptinhalt
Immer auf der Lauer. Revierpolizist Joachim Pfeifer hat schon viele Sünder gestellt.

© Andreas Klaer

Von Hella Dittfeld: Der Dicke blickt durch

Polizeioberkommissar Pfeifer kennt als Revierpolizist in der Innenstadt seine Pappenheimer

Stand:

Innenstadt - Schreibtischarbeit lockt den Polizeioberkommissar Joachim Pfeifer wenig. Er ist gern unterwegs, und sein Revier – die Potsdamer Innenstadt zwischen Gregor-Mendel- und Charlottenstraße, dem Holländischen Viertel und der Schopenhauerstraße – kennt er bis zur letzten Ecke. Seine Pappenheimer übrigens auch. Bei den Alternativen wie bei den Obdachlosen versucht er, angemessen zu reagieren. Die Ansage eines jugendlichen Heißsporns: „Du bist der einzige Bulle mit dem ich überhaupt rede“, nimmt er jedenfalls als Kompliment.

Bei Betrügern, Dieben und anderen Straftätern kennt er allerdings kein Pardon, und auch die Verkehrssünder haben bei ihm nichts zu lachen. Besonders an der Ecke Brandenburger- und Dortustraße wird den dicken Pfeifer schon mancher verflucht haben. Der Oberkommissar bittet ziemlich oft zur Kasse, weil wieder mal jemand über die Fußgängerzone in der Brandenburger Straße gerollt ist. Zweimal sei er deshalb sogar – allerdings ohne Erfolg – vor Gericht zitiert worden, erzählt Pfeifer. „Die Brandenburger Straße ist seit 1968 Fußgängerzone“, sagt er. Da gäbe es nichts zu diskutieren.

Joachim Pfeifer, gelernter Schlosser und Feinmechaniker, ging 1983 zur Polizei, machte seine Ausbildung, wurde Abschnittsbevollmächtigter (ABV), besuchte in den 80er Jahren die Offiziersschule und wurde Leutnant. Dieser Dienstgrad ist ihm – wie anderen auch – nach der Wende wieder aberkannt worden. Nach mehrfacher Überprüfung konnte er sich dann aber erneut qualifizieren und wurde zum Oberkommissar befördert.

Da er auf keinen Fall hinter irgendeinem Schreibtisch verschwinden wollte, wurde ihm 1995 das Revier angetragen, das die meisten Probleme machte: die City. Inzwischen hat Pfeifer da allerdings aufgeräumt und sowohl die Hütchenspieler vertrieben als auch den illegalen Zigarettenhandel unterbunden. „Ich habe dabei sehr gut mit Informanten und Anwohnern zusammengearbeitet“, sagt er. Weit mehr als eine Million unversteuerter Zigaretten habe er sichergestellt, habe die Verkäufer beobachtet und Lager ausgehoben. Einmal hätten auch Ex-Jugoslawen ein Geschäft leergeräumt. Da habe er aber schon neben dem Flucht-Pkw gestanden und gewartet. Einem Taschendieb konnte er 70 Diebstähle nachweisen.

Pfeifer setzt bei seiner Arbeit auf Präsenz – der gewichtige Revierpolizist in seiner dunkelblauen Uniform ist auch kaum zu übersehen. Auf diese Weise habe er potenziellen Tätern grundsätzlich die Lust an Straftaten verdorben. Bei all den Festen im Holländischen Viertel sei es zum Beispiel bisher nur zu drei Diebstahlsanzeigen gekommen. Trotzdem warnt Pfeifer vor Leichtsinn. Er habe festgestellt, dass Taschendiebe genau aufpassen, wann vor allem ältere Leute auf der Bank Geld abheben. Danach schlagen sie zu.

Ein Revierpolizist muss seinen Bereich und die Bewohner kennen, meint er. Nur ein gutes Verhältnis zu ihnen garantiere auch eine erfolgreiche Arbeit. Um so ein Verhältnis aufzubauen, brauche der „Repo“ etwa drei bis vier Jahre. Seine Erfahrungen wird Pfeifer jedoch bald weitergeben müssen, denn in drei Jahren geht er in den Ruhestand. Von einem Personalabbau bei der Polizei, auch wenn gespart werden müsse, hält er gar nichts. Präsenz sei die beste Verbrechensverhütung und dafür könne er den besten Beweis antreten. Bereits in der Früh beginnt er mit der Schulwegüberwachung und läuft dann rund um die Brandenburger Straße Streife.

Hin und wieder muss auch er mal an den Schreibtisch, aber Anzeigenformulare und Unfallprotokolle habe er in seiner schwarzen Mappe immer dabei. Die wichtigen Hinweise bekomme er ohnehin unterwegs. Mit dem Auto, meint er sarkastisch, könne man auch den ganzen Tag um die Probleme herum fahren.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })