
© Andreas Klaer
Landeshauptstadt: Der Dickkopf an der Havel
Der Unternehmer Armin Burchardi feierte 20 Jahre Yachthafen Potsdam an der Kastanienallee
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Potsdam-West - Armin Burchardi weiß, was er will. Auch noch mit 78 Jahren. Über einen Nachfolger denkt er immer noch nicht so richtig nach, dem gestandenen Unternehmer kann es aber auch so leicht keiner recht machen. Am Samstag feierte Burchardi senior zusammen mit der Familie, mit Freunden und den Potsdamern den 20. Geburtstag seines Yachthafens an der Kastanienallee. Nach den gravierendsten Ereignissen seiner Potsdamer Laufbahn befragt, kommt prompt die Antwort: „Der Ärger mit der Stadtverwaltung.“ Bei diesem Thema kann dem kräftigen Mann mit der schlohweißen Igelfrisur noch immer das Temperament überkochen. Allerdings ist sein Dickkopf auch stadtbekannt, hat sich allerdings oft genug bewährt. „Und wenn es der letzte Tag ist, ich bekommen, was ich am 1. Tag beantragt habe“ ist sein Credo.
Burchardi, der zwei Marinas und eine Bootswerft in Westberlin besitzt, sah seine Kunden nach dem Mauerfall ins Umland ausschwärmen. „Und da bin ich ihnen einfach hinterhergelaufen“, sagt er lachend. Doch das ist wohl eher das Märchen vom Hasen und dem Igel, der immer schon vorher da ist, ehe die anderen kommen. Die Wirklichkeit erwies sich als erheblich komplizierter. Zwar hatte es aus dem Potsdamer Rathaus die Anfrage gegeben, ob der versierte Bootsbauer und Marinabetreiber sich nicht um die sanierungsbedürftigen städtischen Anlagen in Potsdam kümmern wolle, zu denen nicht nur die Steganlage an der Kastanienallee gehörte, sondern auch noch die in der Neustädter Havelbucht, die an der Humboldtbrücke, die jetzt seine Tochter Andrea betreibt, und eine kleine Anlage an der Planitz. (Sohn Armin jun. ist nach heftigen Querelen mit der Stadt nach Werder abgewandert.) Am 1. April 1992 wurde schließlich der Vertrag unterschrieben und der sah so aus, wie es sich Burchardi wünschte. Auf die Baugenehmigung für die insgesamt 500 Bootsstege – die alten aus Holz wurden durch haltbarere aus Edelstahl ersetzt – musste er dann aber anderthalb Jahre warten. Doch richtig aufregen kann er sich über das Genehmigungshickhack für den Schiffsanleger, das acht Jahre dauerte. Und noch immer gibt es dort Zoff.
Burchardi bietet nämlich nicht nur eine Wassertankstelle und einen Stromanschluss für Gastanleger an, sondern auch noch eine Fäkalienentleerung. „Würde ich die Fäkalienabnahme nicht gewährleisten“, sagt er, „landet der Unrat irgendwann im Wasser. Würde die Stadt das besser finden?“ Berlin habe eine Wasserreinhaltungsverordnung, eine sehr strenge sogar, betont er. Brandenburg nicht. Das ermutige die Stadt offenbar, ihm die Genehmigung für die Fäkalienentsorgung zu verweigern. Aber Burchardi wäre nicht Burchardi, wenn er sich so leicht ins Bockshorn jagen ließe. Auch bei der Genehmigung des zwölf Meter hohen weißen Krans, der seit 2003 steht und zum Wahrzeichen des Yachthafens wurde, gab es Genehmigungsschwierigkeiten, und darauf, das Gelände zu kaufen, um besser an Bankkredite heranzukommen, musste er 15 Jahre warten. Für eine Million Euro erwarb er 2007 endlich 10 000 Quadratmeter Landfläche von der Stadt und er würde gern noch aus Privathand ein Flurstück dazukaufen, um Parkplätze zu schaffen. Sie sind Voraussetzung für die Erweiterung der Steganlage. Gerade ist das Bootshaus eines Preußenprinzen restauriert worden. Es wird die Gaststätte „Möwe“ ergänzen.
Als Burchardi angesprochen wird, ob er nicht ans Aufhören denke, entgegnete er lachend, dass er den Pachtvertrag über die genutzten Wasserflächen mit dem Wasserschifffahrtsamt um 25 Jahre verlängert habe. „Wenn der ausläuft, bin ich 105 Jahre alt“, sagt Burchardi und strahlt vor Unternehmungsgeist.
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