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Siegeszeichen für Fortuna. Rüstung und Waffen sollen an erfolgreiche Schlachten und den Sieg über die Feinde erinnern – daher rührt die Bezeichnung „Trophäe“. Der Drachen auf dem Helm soll das Böse vertreiben.

© Ralf Hirschberger/dpa

Landeshauptstadt: Der Drachen ist gelandet

Das Fortunaportal ist seit Mittwoch um eine Sandsteinskulptur reicher. Es ist erst die dritte auf dem Stadtschloss überhaupt. Die Figur soll bald Gesellschaft bekommen

Von Peer Straube

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Ein Fühlort soll es sein. Schöner als Benigna Grüneberg kann man es wohl nicht ausdrücken. Gemeinsam mit ihrem Bruder Christoph Zippel und rund 100 Schaulustigen steht sie am Mittwochmorgen auf dem Alten Markt und beobachtet gerührt, wie das steinerne Vermächtnis ihres Onkels Hans-Jürgen Zippel mit dem Kran auf das Fortunaportal gehoben wird – eine sechs Tonnen schwere Sandsteinskulptur, eine überlebensgroße Ritterrüstung mit Waffen, Helm und einem kleinen Drachen obendrauf.

Es war der gebürtige Potsdamer Hans-Jürgen Zippel, dessen 60 000-EuroSpende an den Stadtschloss-Förderverein vor fünf Jahren die Wiederherstellung der Skulptur ermöglicht hat. Sein letzter Traum, die Aufstellung der Figur auf dem Fortunaportal selbst mitzuerleben, hat sich nicht erfüllt – zu lange zogen sich die Vorbereitungen hin. Zippel starb im Februar 2013 im Alter von 87 Jahren.

Stellvertretend nahmen am Mittwoch seine Nichte und sein Neffe an der Zeremonie am Landtagsschloss teil. Zwar lebt Benigna Grüneberg in Hamm in Westfalen und Christoph Zippel in der Nähe von Heidelberg, doch die Liebe zu Potsdam haben sie von ihrem Onkel und ihrem Vater geerbt. Deren Potsdamer Geburtshaus steht sogar noch – es ist das Acht-Ecken-Haus in der Schwertfegerstraße, einen Steinwurf vom Stadtschloss entfernt. „Ich bin wahnsinnig gerne in Potsdam und fühle mich hier sehr zu Hause“, sagt Christoph Zippel. Sooft es die Zeit zulasse, besuchen er und seine Familie die Heimatstadt ihres Onkels, seiner Schwester geht es ähnlich.

Die von Hans-Jürgen Zippel gespendete Sandsteintrophäe ist die erste Skulptur, die nach der Fertigstellung des Landtagsschlosses im Januar aufgestellt wurde. Tatsächlich ist es erst die dritte überhaupt, die das Gebäude krönt. Die beiden ersten der einst vier Trophäen, die das Fortunaportal zierten, wurden bereits vor neun Jahren auf das Portal gehievt. Die dritte, die nun hinzukam, wurde um 1700 nach französischem Vorbild geschaffen: Rüstung und Waffen sollten an erfolgreiche Schlachten und den Sieg über die Feinde erinnern – daher rührt die Bezeichnung „Trophäe“. Der kleine Drachen auf dem Helm soll symbolisch das Böse vertreiben.

Die Berliner Bildhauer Andreas Hoferick und Raphael Strauch haben die vorhandenen Originalteile der Skulptur ergänzt – die Farbunterschiede im Sandstein wurden belassen, damit Brüche in der Geschichte der Figur erkennbar bleiben.

Der Stadtschloss-Förderverein, der das Geld für den Figurenschmuck sammelt, hofft, dass die nunmehr drei Skulpturen auf dem Schlossdach bald Gesellschaft bekommen. Fünf weitere Attikafiguren stehen fertig restauriert in den Depots der Schlösserstiftung. Sie können aber wie berichtet erst aufgestellt werden, wenn ein Gutachten zur Tragfähigkeit vorliegt. Laut Hans-Joachim Kuke vom Stadtschloss-Verein soll die Expertise bis zum Ende des Sommers vorliegen.

Probleme mit der Statik erwartet Kuke aber nicht. Er gehe davon aus, dass die Figuren spätestens zu Weihnachten das Schlossdach schmücken – es werden die ersten sein, die nicht auf dem Fortunaportal stehen und damit die ersten auf dem Parlamentsdach. Laut Kuke sollen sie auf den beiden dem Alten Markt zugewandten Kopfbauten aufgestellt werden. Bei den Skulpturen handelt es sich um eine Statue des Herkules sowie je zwei sitzende und stehende Frauengestalten. Um die Rückkehr der acht Attikafiguren vom Dach der Berliner Humboldt-Universität auf ihren angestammten Platz am Potsdamer Stadtschloss wird noch gerungen.

Viele Schaulustige freuten sich gestern über den neuen Schmuck auf dem Dach des Fortunaportals. „Ich finde es gut, dass Dinge, die verlorengegangen sind, wieder aufgebaut werden“, sagte etwa der Potsdamer Christian Reppenhagen. „Ganz fantastisch“ finde sie, dass das Schlossdach jetzt langsam Kontur gewinne, sagte auch Ruthild Detlefs, die extra gekommen war, um die Aufstellung der Skulptur live mitzuerleben.

Wenig schmeichelhafte Worte fand sie allerdings für die Skulptur „Zugabe“ des Künstlers Florian Dombois im Schlossinnenhof. Von dem Schloss Sanssouci nachempfundenen Figuren fühle sie sich verballhornt, sagte sie. „1 000 Meter Luftlinie entfernt steht das originale Schloss“, erklärte Detlefs. Die Skulptur solle man daher „ganz schnell an die Partnerstädte verschenken“. Es sei „schade um das rausgeschmissene Geld“.

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