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Kritik an prekären Jobs an den Unis nimmt zu

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Dem Problem der prekären Beschäftigung im Wissenschaftsbereich hat sich nun auch die brandenburgische Landtagsfraktion der Linken angenommen. „Die Linke will gute Arbeit in der Wissenschaft und wird versuchen, möglichst viele Verbesserungen zu erreichen“, sagte der Hochschulpolitische Sprecher der linken Koalitionsfraktion, Peer Jürgens, nach einem Gespräch mit Personalräten der Hochschulen und Vertretern der Gewerkschaften. Jürgens verwies in dem Zusammenhang auch darauf, dass man sich derzeit mitten im Prozess der Hochschulgesetz-Novelle befinde.

Hintergrund ist, dass im akademischen Bereich aufgrund der schwierigen Finanzlage von Hochschulen zunehmend befristete Arbeitsverträge geschlossen werden. Allein an der Potsdamer Universität sind 2012 von den rund 1350 Mitarbeitern im akademischen Mittelbau über die Hälfte über befristete Drittmittelverträge angestellt gewesen. Bei den übrigen 600 Mitarbeitern, deren Stellen über Haushaltsmittel finanziert werden, hat es nach Auskunft des Uni-Personalrates 355 befristete Verträge gegeben. Drei Viertel der akademischen Mitarbeiter sind demnach also nur auf Abruf an der Hochschule angestellt.

Gewerkschaftsvertreter, Personalräte aus den Hochschulen des Landes und Initiativen von prekär Beschäftigten hatten in dem Gespräch mit Jürgens Kritik am vorläufigen Entwurf für das neue Landeshochschulgesetz geübt. Andreas Keller von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) wies dabei auf die Möglichkeiten des Landes hin, über Hochschulverträge die Verpflichtung für eine transparente Personalplanung aufzunehmen, die oft an den Hochschulen noch fehlt. Sahra Damus von der Initiative „viadrina@work“ forderte vor allem Verbesserungen für Lehrbeauftragte und eine stärkere Kontrolle solcher eigentlich nur ergänzenden Lehraufträge. Für Fred Albrecht, Senatsmitglied der Uni Potsdam, sind langfristige Perspektiven für Nachwuchswissenschaftler ein wichtiger Baustein, für den aber oft das Geld fehle.

„Die Karrierewege an deutschen Hochschulen sind international nicht mehr wettbewerbsfähig“, machte Andreas Keller auch im Zusammenhang mit der Diskussion der Problematik im Bundestag in dieser Woche deutlich. Das habe nicht nur Auswirkungen auf das Leben der jungen Wissenschaftler, sondern auch auf die Forschung und Lehre. Jan-Henrik Olbertz, Präsident der Humboldt-Universität zu Berlin, hinterfragte allerdings auch, ob tatsächlich das Wissenschaftszeitvertragsgesetz zu diesen „prekären“ Beschäftigungsverhältnissen geführt habe oder ob nicht vielmehr in der Hauptsache die finanziell angespannte Lage der Universitäten schuld an der Misere sei. „Professoren könnten wegen anhaltend knapper Mittel junge Wissenschaftler oft nur befristet einstellen“, so Olbertz.

Das Problem betrifft mittlerweile auch außeruniversitäre Institute: „Im globalen Wettbewerb um die besten Köpfe können Hochschulen und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen nur mit einem Angebot verlässlicher Karrierewege bestehen“, sagte die Generalsekretärin der Deutschen Forschungsgemeinschaft, Dorothee Dzwonnek. Jan Kixmüller

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