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Landeshauptstadt: Der Ernstfall kommt

Wie sich die Landeseinsatzeinheit der Polizei in Eiche auf das G8-Außenminister-Treffen vorbereitet

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Martialisch sieht er aus, dieser 9000 Liter fassende Wasserwerfer. Gleich dahinter das gepanzerte Fahrzeug und ein Einsatzwagen mit Computertechnik vom Allerfeinsten – die Landeseinsatzeinheit der Brandenburger Polizei (Lese) ist für jeden Ernstfall gerüstet. Und ein solcher ist in rund zwei Wochen beim G8-Außenministertreffen in Potsdam nicht auszuschließen. „Da herrscht höchste Alarmstufe“, sagt der stellvertretende Lese-Chef Wolfgang Grabowski. Seine Männer sind für die Sicherung der Strecken und den Schutz der Tagungsstätte – Schloss Cecilienhof – verantwortlich.

Alle vier Hundertschaften der Lese, die sonst dezentral angesiedelt sind, werden dann zusammengezogen. Die Lese ist die Bereitschaftspolizei des Landes, sozusagen der Nothelfer für besonders große und schwierige Einsätze – auch über die Landesgrenzen hinaus. „Steht kein solcher Auftrag an, dann unterstützen die Beamten die Wachen bei der normalen Polizeiarbeit“, sagt Grabowski. Jedes Bundesland hat eine solche vom Bund mit Fahrzeugen, Uniformen und Waffen ausgestattete Bereitschaftspolizei. In Brandenburg gehören zu ihr rund 700 Beschäftigte in verschiedenen Bereichen wie etwa dem Personenschutz, bei der Hubschrauberstaffel oder in der Technischen Einheit.

Für Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) ist die LESE eine „wichtige Stütze im professionellen Gesamtensemble der Brandenburger Polizei“. Ob Castor-Transporte, Papst-Besuch oder Fußball-Weltmeisterschaft – die Bereitschaftspolizisten wurden zum Einsatz gerufen. „Dabei sind wir immer autark, wir haben Arzt, Rettungssanitäter, Küche oder auch Generatoren dabei“, sagt Grabowski. Zu ihrem eigenen Schutz tragen die Beamten eine zwölf Kilo schwere Sonderausrüstung. „Hätten wir die nicht, dann hätte es durchaus mal schwerer Verletzte gegeben“, sagt der stellvertretende Hundertschaftführer Andre Elsasser. „Schließlich sind fliegende Pflastersteine oder prügelnde Hooligans nie auszuschließen.“

Für Adrenalin bei den Beamten sorgen auch immer wieder Neonazi-Demos samt Gegenaktionen. „Da darf kein Demonstrant unsere Linie durchbrechen und das wird er auch nicht“, betont Grabowski.

Der bisher schlimmste Einsatz für die Lese war laut Grabowski die tagelange Suche nach dem vermissten Mädchen Ulrike aus Eberswalde – mit dem tragischen Ende, dass das Kind ermordet gefunden wurde. Höhepunkt im vergangenen Jahr – die märkische LESE wurde zu 22 Einsätzen außerhalb Brandenburgs angefordert – war die Fußball-WM. „Wir haben monatelang vorher trainiert, sogar Eisenbahnwaggons und Straßenbahnen geräumt – und dann war es ein so tolles, ruhiges Fest, man brauchte uns kaum“, erinnert sich Grabowski.

Am 30. Mai steht ein Großereignis dieses Jahres für die „Elitepolizisten“ an: Dann kommen die G8-Außenminister um US-Außenministerin Condoleezza Rice nach Potsdam. Grabowski betont: „Dann müssen wir die Augen überall haben, nur nicht bei den Ministern.“

Imke Hendrich

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