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Sport: Der ewige Weltrekordler wird heute 50 Jürgen Schult trainiert trotzdem im Luftschiffhafen

Er wird heute 50 – aber feiern will Jürgen Schult das heute nicht. „Keine Zeit“, lautet seine kurze Begründung.

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Er wird heute 50 – aber feiern will Jürgen Schult das heute nicht. „Keine Zeit“, lautet seine kurze Begründung. „Ich werde am Mittwoch zweimal auf dem Trainingsplatz stehen. Schließlich haben wir am Wochenende einen wichtigen Wettkampf in Halle.“ Bei den Halleschen Erdgas-Werfertagen 2010 im Sportzentrum Brandberge wollen sich mit Kristin Pudenz, Cara Palm, Matthias Fischer und Phillip van Dijck vier bei ihm trainierende B-Jugendliche die Nominierung für Moskau sichern. Dort geht es dann nur eine Woche später um die Tickets zu den Olympischen Jugendspielen im August in Singapur.

Ein schönes vorzeitiges Geschenk hatten die Schult-Schützlinge ihrem Coach bereits am Wochenende mit deutlichen Leistungssteigerungen gemacht. Beim Werfercup in Wiesbaden hatten Pudenz als Siegerin mit 54,07 und Palm als Dritte mit 48,97 Metern ihre eigenen Bestmarken gleich um jeweils rund drei Meter verbessert. Beide waren erst im Januar vom TV Löhne-Bahnhof beziehungsweise Wuppertaler SV zum Potsdamer SC gewechselt. Fischer warf bei seinem Sieg mit 60,53 Metern die Scheibe gar fünf Meter weiter als bisher, und auch van Dijck imponierte als Vierter mit 56,23 Metern. Er hatte sich erst im Februar eine Kniescheibe zertrümmert und warf sich nun schon wieder in die nationale B-Jugend-Spitze. „Das waren tolle Leistungen, ich bin sehr zufrieden“, resümiert Jürgen Schult, der mit Gordon Wolff (4. mit 62,16 m) und Thomas Müller (51,16 m im Vorkampf) außerdem zwei 20-Jährige bei den Männern im Einsatz hatte. „Die beiden waren mental nicht ganz frisch, weil sie derzeit im Abi-Stress stecken. Vorige Woche hatten sie mehrere schriftliche Prüfungen, jetzt kommen noch die mündlichen – das merkt man ihnen halt an.“

Gordon Wolf ist derzeit Schults große Hoffnung bereits für Olympia 2012 in London, und der 1,99-Meter-Hüne könnte einmal in die sportlichen Fußstapfen seines berühmten Trainers treten. Mit 74,08 Metern hält Jürgen Schult immer noch den aktuellen Diskuswurf-Weltrekord – seit dem 6. Juni 1986. „Dieser Weltrekord spielt für mich selbst keine Rolle. Das war nur ein Wurf, der mir mal geglückt ist“, versichert der Mecklenburger, der in Rosien (Kreis Hagenow) aufwuchs, als 14-Jähriger zum SC Traktor Schwerin ging, 1987 Weltmeister, ein Jahr später Olympiasieger und 1990 Europameister wurde. „Andere Wettkämpfe waren mir viel wichtiger. Beispielsweise der Olympiasieg in Seoul und mein WM-Silber 1999, als ich als 39-Jähriger nochmal mit ganz vorn dabei war.“

Seit Juni 2006 arbeitet Schult nun als Diskuswurf-Bundestrainer in Potsdam. „Er war ein sehr guter Griff für uns“, meint Axel Kirchner, der leitende Leichtathletik-Landestrainer. „Wir wollen jetzt hier heimisch werden“, sagt Jürgen Schult, der mit seiner Lebenspartnerin Tanja Schulz derzeit auf Haussuche ist und Heiratspläne hegt. „Was leistungssportlich im Luftschiffhafen geschieht ist das, was ich mir vorstelle. Ich habe hier tolle Kollegen.“ Die will er Himmelfahrt zu einer kleinen Feier einladen. Michael Meyer

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