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Homepage: Der gefühlte Druck steigt

Uni-Tagung zu Jugend und Überalterung

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Schon vor Beginn der Tagung zum demografischen Wandel habe man erste Ergebnisse erzielt. Während der Organisationszeit seien im Team zwei Kinder geboren worden, ein weiteres werde erwartet, erzählt Prof. Wilfried Schubarth von der Universität Potsdam. Womit die internationale Tagung gestern im Audimax der Uni Potsdam trotz aller besorgniserregenden Prognosen recht optimistisch begann. Zentrale Frage der Tagung ist, welche Konsequenzen es für die Jugend hat, wenn sich ihre Zahl mehr oder weniger halbiert, während sich der Anteil der Älteren verdoppelt.

Dazu kommen bis heute über 100 Erziehungs- und Sozialwissenschaftler, Sozialarbeiter und Vertreter der Öffentlichkeit zusammen. Erziehungswissenschaftler Schubarth ermunterte auch explizit die anwesenden Jugendlichen, sich in die Debatte einzubringen. Dass im Plenum allerdings kaum jemand unter 25 auszumachen war, bringt die Situation auf den Punkt. „Die Jugend hat heute in der Gesellschaft keine Lobby mehr, wie etwa vor 20 Jahren“, stellt die Potsdamer Soziologin Dagmar Hoffmann fest. Die Jugendlichen würden zudem unter sehr starkem Druck stehen: „Sie werden immer weniger, müssen aber gleichzeitig immer mehr für den Erhalt der Gesellschaft tun“, so Hoffmann. Derzeit sei zu beobachten, dass sich die Jugend gezwungenermaßen mit der Situation zu arrangieren versuche.

Die Tagung nun will dazu beitragen, den Blick stärker auf die Lebenslagen, -konzepte und die Ängste der Jugend zu richten. Gerade in einem Land wie Brandenburg, in dem zur Überalterung die Abwanderung und Landflucht der jungen Menschen in den Randregionen hinzu kommt. „Der gefühlte Abwanderungsdruck in diesen Regionen steigt“, stellte Burkhard Jungkamp, Staatssekretär in Brandenburgs Bildungsministerium, dann auch fest. Wichtig sei es nun, nicht proportional mit dem Rückgang der jungen Menschen die Angebote der Jugendarbeit zurückzufahren. Das Land werde versuchen, diese Angebote auch in Zukunft stabil zu halten. „Sportstätten und Freizeiteinrichtungen müssen erhalten bleiben, hier werden wir uns nicht entziehen“, so Jungkamp. Denn Studien hätten gezeigt, dass Jugendliche, die mit diesen Angeboten an ihrem Wohnort zufrieden sind, weniger zum Weggehen neigen. „Weil die demografische Entwicklung derzeit nicht umkehrbar ist, geht es uns nun darum, die verbleibenden Jugendlichen hier zu behalten“, sagte Jungkamp.

In der Schulpolitik schlage sich die Entwicklung ebenso drastisch nieder. In Zukunft werde man versuchen, in Brandenburg rund 100 gymnasiale Oberstufen zu erhalten, wovon etwa 25 Gesamtschulen sein sollen. Die Reduzierung der Schulen bringe für viele jungen Menschen in den ländlichen Regionen weite Fahrwege mit sich, räumte Jungkamp ein. Insgesamt sei das bildungspolitische Ziel Brandenburgs eine Betreuungskette von der Kita bis zur Ganztagsschule. Die Ganztagsschule ist in den Augen von Jungkamp für Eltern, Pädagogen wie auch die Schüler von großer Bedeutung. Nicht nur wegen der verbesserten Vereinbarkeit von Beruf und Familie, auch sei diese Schulform pädagogisch wertvoll. Bei der Kitabetreuung verwies Jungkamp darauf, das Brandenburg hier deutschlandweit eines der besten Netze besitze: „Und dahinter werden wir nicht zurückfallen“.

Uni-Präsidentin Prof. Sabine Kunst war es dann, die den Aspekt der Einwanderung einbrachte. „Deutschland ist faktisch ein Einwanderungsland und wird es unter der Notwendigkeit er demografischen Entwicklung auch bleiben“, sagte sie. Einwanderung ermögliche ein reichhaltigeres Leben in Deutschland. Dafür müssten nun die Rahmenbedingungen geschaffen werden. Die Hochschulen indes würden sich momentan im Spannungsfeld von vorerst steigenden und dann abfallenden Studierendenzahlen befinden. „Ein große Herausforderung auch für die Uni Potsdam“, so Kunst.

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