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Aufgerufen. Über 20 000 Studenten der Uni können ihre Vertretung wählen.

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Gremienwahlen an der Uni Potsdam: Über Finanzfragen herrscht bei den studentischen Listen große Unstimmigkeit

Die eine Entscheidung ist einfach, die andere nicht. In der kommenden Woche stimmen die Studenten der Uni Potsdam über den neuen Vertrag zum Semesterticket ab. Niemand rechnet ernsthaft mit einer Ablehnung. Gleichzeitig wählen sie ihre Vertreter in Fakultätsräte, Senat und Studierendenparlament. Gerade die Wahl zum Stupa verspricht Spannung, hier entscheidet sich, wer die neue Studierendenvertretung stellt, den AStA. Der aktuelle ist eigentlich schon zerbrochen (PNN berichteten), ein neuer muss bald her. Dafür stellen sich verschiedene Listen zur Wahl.

Eigentlich ähneln sich deren Forderungen, sie wollen alle bessere Studienbedingungen, mehr Bücher in den Bibliotheken, mehr Dozenten und keine Studiengebühren. Nur der konservative RCDS lehnt die „Campusmaut“ nicht grundsätzlich ab, die Liberale Hochschulgruppe würde sie nach dem Abschluss kassieren lassen, als nachgelagerte Gebühr. Fast alle Listen leiden unter dem Rückgang ihrer Aktiven: Stellten die Jusos bei den Wahlen 2010 noch 84 Kandidaten auf, so sind es dieses Jahr 37, bei der Liberalen Hochschulgruppe schrumpfte die Zahl von 24 auf vier, die Piraten treten gar nicht mehr zu Wahl an. Einzig Die Linke.SDS wächst von 19 auf 30 Kandidaten.

Was die Listen aber unterscheidet: Wie der AStA mit den Geldern ihrer Kommilitonen umgehen soll. Zehn Euro zahlen die rund 20 000 Studenten pro Semester in ihren Haushalt. Davon bewilligt der AStA jedes Jahr Zehntausende Euro für Projekte. Einige stört mancher Verwendungszweck: „470 Euro für eine Veranstaltung in Bamberg, das gibt es mit uns nicht“, sagt Norman Siewert. Sein konservativer RCDS hat noch andere Beispiele auf einen Flyer gedruckt, um damit Stimmung gegen den aktuellen AStA zu machen. Diana Flemmig findet: „Wenn die Studierenden von ihren Beiträgen etwas finanzieren, muss es auch einen Bezug zu ihnen haben.“ Ihre liberale Hochschulgruppe will nur Vorhaben fördern, die eindeutig ihren Kommilitonen nutzen.

Die Linken Listen sehen das nicht so eng: „Die Studierendenschaft unterstützt laut Brandenburgischem Hochschulgesetz auch die politische Bildung“, sagt Daniel Sittler von Shine Up. Er fördert auch gern Projekte, die nicht im Umfeld der Hochschule liegen, wie eine Veranstaltung für Jugendliche im KZ Ravensbrück. Innerhalb des linken Spektrums ist Shine Up die Liste mit der Prise Humor. Sie wünschen sich „die Weltherrschaft“ und „einen ICE-Bahnhof in Golm, da die S-Bahn nicht planmäßig verkehrt.“ Ökologischer gibt sich hingegen Christin Wiech vom Grünen Campus, er fordert unter anderem öffentliche Umweltberichte von der Unileitung. „Naturschutz ist immer wichtig, nicht nur, wenn wie in Golm Bäume gefällt werden müssen.“

Die Jusos verlangen auf ihren 28 Seiten Wahlprogramm nicht nur bessere Studienbedingungen wie alle anderen, sie möchten mit den Geldern ihrer Kommilitonen das Projekt Freiland finanziell unterstützen. Der Zuschuss zum Jugendzentrum am Hauptbahnhof soll nicht permanent sein, sondern „projektgebunden.“ Wenn Studenten dort zum Beispiel Konzerte organisieren wollen, kriegen sie Geld.

Die Grün-Alternative Liste will nicht mehr ausgeben, sondern lieber weniger einnehmen, also von den zehn Euro Semesterbeitrag runter. Denn die Haushaltsgelder werden gar nicht alle ausgegeben, sondern häufen sich an, über mehr als 700 000 Euro Rücklagen verfügt die Studierendenschaft. Die müssen reduziert werden, hatte der Landesrechnungshof schon letztes Jahr gefordert. Dafür gibt es zwei Lösungen: Mehr ausgeben oder weniger einnehmen. Was passiert, das entscheiden die Studenten letztendlich mit ihrer Stimme. Und danach die gewählten Listen in ihren Koalitionsverhandlungen. Mathias Hamann

Mathias Hamann

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