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Landeshauptstadt: Der Grundstein und das Geld

Etat für Theaterneubau ist knapp bemessen und die Folgekosten unkalkulierbar

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Etat für Theaterneubau ist knapp bemessen und die Folgekosten unkalkulierbar Von Günter Schenke Die heutige Grundsteinlegung für den Theaterbau am Ufer des Tiefen Sees ist Anlass zur Freude. Doch wenn es um Kultur geht, geht''s auch immer ums Geld. Und wenn in diesen Jahren von Geld die Rede ist, sind Hiobsbotschaften nicht weit. Die letzte über das Potsdamer Theater lautete im März: „Hans–Otto-Theater droht das Aus.“ Kulturministerin Johanna Wanka hatte sich darüber beklagt, dass ihr Ressort bereits 18 Millionen Euro einsparen musste und wenn im Haushalt 2004 weitere Kürzungen bei der Kultur einträten, schließe sie die Abwicklung eines Theaters im Land Brandenburg nicht aus. Denn „ehe alle am Hungertuch nagen, ist es besser, ein Theater zu schließen.“ Als im April dieses Jahres der erste Spatenstich in Form eines Rammstoßes an der Schiffbauergasse vollzogen wurde, waren die Unkenrufe vergessen. Die am neuen Potsdamer Kulturstandort geschaffenen Tatsachen aus Beton und Stahl scheinen nun die „ewige“ Existenz des Hans-Otto-Theaters zu zementieren. Intendant Ralf-Günter Krolkiewicz goss trotz aller Euphorie über den absehbaren Auszug aus der „Blechbüchse“ am Alten Markt etwas Wasser in den Freudenwein: „Dass der Bau spartanisch geplant ist, kann jeder Laie schon an der Bausumme ablesen, das ist in Sparzeiten Vorgabe.“ Die geplanten Baukosten liegen je nach Verlautbarung zwischen 22 und 26,2 Millionen Euro. Davon werden gut die Hälfte durch Hauptstadtmittel bereit gestellt. Allein in diesem Jahr wurden bereits Bauleistungen in Höhe von 11 Millionen Euro beauftragt – im Wesentlichen für den Rohbau und für die Grundleitungen sowie für Teile der Bühnentechnik und Aufzüge. Vom positiven Image, das vom „Geschenk“ der Fördermittel ausgeht, profitierten gleich zwei Potsdamer Oberbürgermeister. So übergab der damalige Bauminister Hartmut Meyer am 14. Februar 2001 27,85 Millionen DM Förderung für den Theater-Neubau an den damaligen Oberbürgermeister Matthias Platzeck. Bauherr war die Landesentwicklungsgesellschaft, die alsbald ins Trudeln geriet und damit auch die Fördermillionen vergessen ließ. Daher musste der Bauminister noch einmal mit dem Förderbescheid anrücken und zwar am 10. Dezember 2002. Diesmal konnte sich der frisch gewählte Oberbürgermeister Jann Jakobs über das wiederholt übergebene Geld freuen. Die mit dem Förderbescheid bewilligten Mittel von insgesamt 23,4 Millionen Euro waren mit 11,6 Millionen Euro im Wesentlichen bestimmt zur Finanzierung des Theaterneubaus. Unschwer lässt sich nachrechnen, dass das Theatergeld etwas knapper bemessen war als bei der ersten Übergabe an Matthias Platzeck. Bei dem übergebenen Geld handelt es sich, wie erwähnt, um so genannte Hauptstadtmittel des brandenburgischen Landeshaushaltes. Zusätzlich zu den Hauptstadtmitteln wird der Standort an der Schiffbauergasse gefördert mit Mitteln der Europäischen Union, aus dem Brachflächenprogramm und aus dem Bund-Länderprogramm „Städtebauliche Sanierungsmaßnahmen“. Das Theater steht nicht allein – es ist Teil des Sanierungsvorhabens an der Schiffbauergasse, einem mit zirka hundert Millionen Euro konzipierten wohl derzeit in Deutschland einmaligen Projekt zur Förderung von Kunst und Soziokultur. Die Investitionen hierfür sind nahezu ausfinanziert – dank der Umtriebigkeit des Sanierungsträgers Potsdam unter dem Schirm von Big-Städtebau und dessen Chef Frank Hultsch. Zwar fehlt noch ein kleiner Rest von etwa zwei Millionen Euro. „Aber den werden wir einsparen“, verkündet Baubeigeordnete Elke von Kuick-Frenz optimistisch. Der kulturpolitische Sprecher der SPD-Stadtfraktion Günther Rüdiger ist bei aller Freude über das grandiose Vorhaben offenbar realistischer. Er spricht von einem „Risiko“. Das bestehe vor allem darin, das notwendige Geld für die Folgekosten aufzutreiben. Die PDS-Fraktion forderte gestern in einer Presseerklärung Sicherheiten, „dass mit dem Theaterbau keine zusätzlichen Betriebskosten in Form von Mietzahlungen auf das Theater zukommen.“ Weitere Kürzungen am Theateretat seien nicht zu verkraften. So bleibt also bei aller Freude etwas Unwägbares. Alle Hoffnungen richten sich auf die erwartete Erfolgsstory des Gesamtprojekts Schiffbauergasse, an dem auch das Gewerbe mitwirkt. Letzteres soll mithelfen, die entstehendenKosten einzuspielen.

Günter Schenke

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