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Homepage: Der Herbst war bisher deutlich zu warm Forscher: Zirkulation ist Zeichen von Klimawandel

Die Meteorologen staunten nicht schlecht, als vergangenen Donnerstag das Thermometer die 20-Grad-Marke an einigen Orten in Deutschland überstieg. Nicht nur in Baden-Württemberg, auch im brandenburgischen Cottbus kletterte die Temperatur dank einer stetigen Südwestströmung knapp über diesen frühsommerlichen Wert.

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Die Meteorologen staunten nicht schlecht, als vergangenen Donnerstag das Thermometer die 20-Grad-Marke an einigen Orten in Deutschland überstieg. Nicht nur in Baden-Württemberg, auch im brandenburgischen Cottbus kletterte die Temperatur dank einer stetigen Südwestströmung knapp über diesen frühsommerlichen Wert. Seit Beginn der Wetteraufzeichnungen vor über 100 Jahren war es vielerorts der wärmste 16. November. In Berlin wurden 18,5 Grad, in Potsdam 18 Grad erreicht. Der Föhn brachte Aue am Nordkamm des Erzgebirges sogar 21 Grad. Normalerweise beträgt die Durchschnittstemperatur im November fünf bis sechs Grad.

Ein einzelnes Rekordereignis macht noch kein Trend. Doch wenn die Klimaforscher sich die langjährige Reihe der Temperaturaufzeichnungen anschauen, fällt mittlerweile doch einiges auf. „Der Oktober war extrem“, so Prof. Friedrich-Wilhelm Gerstengarbe vom Potsdam Institut für Klimafolgenforschung. Seit Aufzeichnungsbeginn sei der Herbstmonat in diesem Jahr deutlich zu warm gewesen, in Freiburg/Breisgau wurden am 26. Oktober sogar 27,6 Grad gemessen. Der September wiederum ging deutschlandweit als der drittwärmste September in die Annalen ein, der August war deutlich zu kalt, der Juli dann wieder der heißeste Juli seit Aufzeichnungsbeginn. Wenn man nun noch in den vergangenen Jahren nachschaut, wird das Bild deutlicher: In die vergangenen zwei Jahrzehnte fielen die wärmsten Sommer und die extremsten Sturm-, Hochwasser- und Dürrefälle.

Die derzeit immer noch ungewöhnlich milde Wetterlage ist einer Südwestwetterlage zu verdanken, die die Luft aus Spanien und zum Teil sogar aus der Sahara heran transportiert. „Seit einigen Jahrzehnten stellen wir eine Häufung dieser Wetterlage fest“, so Gerstengarbe. Zum Beginn des 20. Jahrhunderts seien solche Südwestlagen bei uns nahezu unbekannt gewesen. „Die Zirkulation stellt sich um“, so Gerstengarbe. „Und das ist ein Ausdruck dafür, dass sich das Klima ändert.“

Deutlich werde diese Änderung auch an der Verschiebung der Vegetationsperioden. Im Frühjahr beginne die Zeit des Pflanzenwachstums bei uns mittlerweile schon eine ganze Woche früher, im Herbst ende sie vier bis fünf Tage später. Der November nun war nicht nur am vergangenen Donnerstag ungewöhnlich. Bis jetzt lagen die Durchschnittstemperaturen deutlich über dem Mittelwert. „Bislang sieht der November ähnlich aus wie der Oktober“, so der Potsdamer Meteorologe Friedrich-Wilhelm Gerstengarbe. Und ab Freitag soll, nach vorübergehender Abkühlung, die Strömung wieder auf Südwest drehen. Erwartet wird ein breiter Strom sehr milder Subtropik-Luft. Ein Wintereinbruch ist bis zum Monatsende noch nicht in Sicht. Jan Kixmüller

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