zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Der Intershop kommt weg

Das Sanssouci-Entrée in der Schopenhauer Straße wird umgestaltet. Anstelle des früheren Intershops soll ein Stadtgarten entstehen, außerdem will die Schlösserstiftung Friedensteich und Neptungrotte sanieren.

Stand:

Sanssouci/Innenstadt - Von einer Verstimmung wegen des geplanten Asphaltradweges in der Lindenstraße keine Spur: Äußerst vergnügt ließen sich der Gartenbaudirektor der Schlösserstiftung, Michael Rohde, und Potsdams Baubeigeordneter Matthias Klipp (Bündnisgrüne) am Dienstagmorgen gemeinsam mit einem Presslufthammer in der Hand von Pressefotografen ablichten. Dem symbolischen Auftakt für den Abriss des 1984 errichteten Intershop-Flachbaus in der Schopenhauerstraße folgte umgehend der reale. Ein Bagger riss mit kräftigen Rucken die eisernen Gitterstäbe von den Fenstern; innerhalb der nächsten acht Wochen sollen „10 500 Kubikmeter umbauter Raum“ einer temporären Grünfläche weichen.

Der Abriss des Intershops ist der Auftakt für eine grundsätzliche Umgestaltung der Ecke Hegelallee/Schopenhauerstraße in den nächsten Jahren. Der Bebauungsplan Nummer 20 sieht nicht weniger als die Wiedererrichtung des ehemaligen Wohnhauses des Architekten Ludwig Persius (1803-1845), die Errichtungen eines Stadtgartens an der Stelle des Intershops und die Ansiedlung eines Gartenlokals im nordwestlichen Bereich nahe der Villa Arnim vor. Sogar ein Bachlauf, der einst den Friedensteich im Park Sanssouci speiste, soll im künftigen Stadtgarten wieder landschaftlich angedeutet werden.

Das Verhältnis von Stadt und Stiftung gilt bisweilen als angespannt; bei diesem Projekt scheint jedoch alles anders: Gartendirektor Rohde findet das städtische Vorhaben „so erfreulich“, wie er sagte. Der Professor für Gartenbaukunst sieht es sogar „als normal“ an, dass die Stadtverwaltung vor dieser Investition in das Welterbe-Umfeld den Prozess „einer langen Bewusstseinsbildung“ habe durchlaufen müssen. In der Tat investiert die Stadt 170 000 Euro für den Abriss des Intershops und die Herstellung der Grünfläche. Dieses Geld stammt nach Auskunft des Baubeigeordneten aus Ausgleichsmaßnahmen, die die städtische Pro Potsdam GmbH bei der Umsetzung des Bebauungsplanes „Vogelweide“ leisten muss.

Dass die Stadt Potsdam als Pendant zum Park Sanssouci einen eigenen Stadtgarten anlegen würde, war noch vor wenigen Jahren nicht denkbar. 2007 legte die Verwaltung dem Bauausschuss noch sehr ernstgemeinte Pläne des Investors Dirk Onnen für einen viergeschossigen Wohnriegel vor, der quer zur Hauptachse des Parks von Sanssouci lag. Erst eine Intervention der Schlösserstiftung und der Denkmalschutz-Organisation Icomos (International Council on Monuments and Sites) ließen die Pläne scheitern.

Von diesen Verwerfungen zwischen Stadt und Stiftung will Rohde nicht mehr reden. Die Pufferzonen-Regelung zum Schutz des Welterbes funktioniere, der Umbau des Intershop-Areals habe sogar Modellcharakter. „Das kann die Landeshauptstadt wirklich vorzeigen“, lobte der Gartendirektor. Wichtige Sichtbeziehungen, durch den Bau des DDR-Flachbaus „brutal zerstört“, würden nun wiederbelebt. Rohde: „Man kann das nicht hoch genug einschätzen.“ Die Stiftung selbst will ihrerseits im östlichen Lustgarten von Sanssouci – wenn auch erst ab 2014 – den Friedensteich und die Neptungrotte sanieren – „für einen Millionenbetrag“. Auf die Frage, ob sich Stadt und Stiftung auch im Streit um einen Asphaltradweg an der Lindenallee annähern können, antwortete Rohde mit einem Zitat Joseph Peter Lennés: „Wir hoffen auf die Macht und die Wirkung des Beispiels.“ Guido Berg

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })