
© M. Thomas
Von Erhart Hohenstein: Der Jahrhundert-Mann
Werner Otto, Versandhausgründer und Retter des Belvedere auf dem Pfingstberg, feiert seinen 100. Geburtstag
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Werner Otto, eine der großen Unternehmerpersönlichkeiten Deutschlands, ist zu seinem 100. Geburtstag in Berlin geehrt worden. Otto erhielt gestern im Roten Rathaus die Ehrenbürgerwürde der Hauptstadt. Zu den Potsdamern, die Otto in Berlin zum am Donnerstag bevorstehenden 100. Geburtstag gratulierten, gehörten auch Prof. Hartmut Dorgerloh, Generaldirektor der Preußischen Schlösser und Gärten, und dessen Vorgänger Prof. Hans-Joachim Giersberg. „Nein, ich möchte mich nicht mit fremden Federn schmücken“, wehrt Giersberg ab. „Die Idee, den Wiederaufbau des verfallenen Belvederes auf dem Pfingstberg zu sponsern, haben der Pfingstbergverein um Wieland Eschenburg und vor allem Brandenburgs Finanzministerin Wilma Simon an Werner Otto herangetragen, den sie aus ihrer Heimatstadt Hamburg kannte. Das war im August 1998.“ Giersberg habe daraufhin den damals 89-jährigen Großunternehmer über den Pfingstberg geführt – danach habe Otto die Entscheidung getroffen, mit seiner Stiftung 4,5 Millionen DM für die Wiederherstellung des Westturms zu spenden.
Schon im Spätherbst 2000 wurde dem Sponsor der Abschluss der von Bauleiter Detlef Röper geführten Arbeiten am Westturm mitgeteilt; am 1. November kam er zu einer Baustellenbegehung nach Potsdam. Behende stieg der 91-Jährige die steile, enge Wendeltreppe zur Aussichtsplattform empor. Ministerpräsident Manfred Stolpe und Oberbürgermeister Matthias Platzeck mühten sich, ihm zu folgen. Gerade noch rechtzeitig erreichten sie die Plattform, um zu hören, dass Prof. Werner Otto „sechs Millionen oder mehr" nun auch für den Ostturm spendete.
Die übliche Pressekonferenz gab es dann auch. Im Pomonatempel beantwortete der Gründer des Otto-Versands und der Einkaufcenter-Kette ECE souverän alle Fragen – bis auf eine. „Herr Otto, wo haben Sie denn das viele Geld für Ihre Spende her?" fragte ein junger Journalist. Nach überraschtem, immerhin nahezu einminütigen Schweigen wies Otto fast verlegen darauf hin, dass er „doch nicht schlecht verdient habe".
Den gesundheitlich eisernen und in seinen Ansichten positiv konservativen Senior lernten die Bauleute, die in siebenjähriger Arbeit das Belvedere wieder aufgebaut hatten, dann zur Gesamtfertigstellung des Ensembles Ende Mai 2005 näher kennen. Als sie am Vorabend vor der den Promis vorbehaltenen offiziellen Eröffnung bei Bier und Bratwurst feierten, saß der nunmehr 95-jährige auf einem Bierfass in ihrer Runde. Erst um Mitternacht konnte er bewegt werden, die Heimfahrt anzutreten. Die Baudenkmalpflegerin Eva Riks erinnert sich, dass damals zahlreiche Handwerker und Restauratoren Prof. Otto ein Dankeschön sagten, weil er durch sein Engagement ihre Arbeitsplätze gesichert hatte. Heute ist Eva Riks Vorsitzende des Fördervereins Pfingstberg, der die Rettung des zum Weltkulturerbe zählenden Ensembles in die Wege geleitet hat. Natürlich nahm sie an dem gestrigen Empfang teil. Der Verein wird dem Jubilar zum morgigen Jubiläum aber auch einen „klingenden Glückwunsch" übermitteln, verbunden mit Fotografien, die Werner Otto bei Besuchen auf dem Potsdamer Pfingstberg zeigen.
Vor zehn Jahren war die Familie Otto von Hamburg nach Berlin gezogen. Ottos Sohn Alexander erinnerte gestern in der Dankesrede, die er stellvertretend für den Vater hielt, an dessen Verbundenheit zu Berlin. „Er erfüllte sich mit 90 Jahren seinen Wunsch, hierher zurückzukehren.“ Im pulsierenden Berlin der 20er Jahre habe sein aus Brandenburg stammender Vater seine schönsten Jugendjahre verbracht.
„Seine Zuneigung ist nie verloren gegangen.“ Alexander Otto hob hervor, sein Vater wolle den Menschen zurückgeben, was die Stadt ihm gegeben habe. Eine neue Stiftung zur Unterstützung alter Menschen soll den Namen „Werner und Maren Otto-Stiftung“ tragen. Werner Ottos Ehefrau Maren kündigte ein Stiftungskapital von zunächst fünf Millionen Euro an. Unter den Gästen der Feier war auch die Frau des früheren Bundespräsidenten, Christina Rau, die Mitglied des Stiftungskuratoriums sein wird.
Maren Otto sagte, die Stiftung sei auch ein Zeichen der Dankbarkeit dafür, dass es ihrem Mann bis in sein hohes Alter gesundheitlich gut gehe. Werner Otto sei weiterhin „sehr aktiv“.
Zu der großen Geburtstagsfeier in der Villa in Berlin-Grunewald werden neben Köhler und Merkel auch Wowereit, Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck und sein Amtsvorgänger Manfred Stolpe (beide SPD) erwartet. Pünktlich zum Geburtstag erscheint aus der Feder eines Hamburger Journalisten auch die Biografie über den Versandhaus- Gründer: „Werner Otto - Der Jahrhundert-Mann“.
Erhart Hohenstein
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