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Links und rechts der Langen Brücke: Der Jury vertrauen

Henri Kramer über die neuen Waschhaus- und Lindenpark-Betreiber

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Die neuen Betreiber für Lindenpark und Waschhaus sind gefunden – die Entscheidungen sind überraschend. So bleiben die früheren Waschhaus-Mitarbeiter für die nächste Zeit auch die neuen – minus dem früheren Geschäftsführer Michael Wegener, plus neuem Träger Waschhaus gGmbH. Für den ersten Moment klingt diese Lösung nicht wie der nötige Neuanfang nach der Insolvenz, in die das Waschhaus im Sommer stürzte. Überdies hatten die Konkurrenten – allen voran die Profis vom Berliner Kesselhaus – wohlklingende Namen und hätten möglicherweise für eine Brise Frischluft in Potsdams Kulturlandschaft gesorgt. Andererseits hatte die Waschhausbelegschaft an der Insolvenz keine Alleinschuld, die deutlich verlängerte Sanierung des Hauses sorgte für Verluste. Gleichzeitig hat die Waschhaus-Crew seit Sommer beweisen können, dass sie trotz der Verwerfungen ein attraktives Programm organisieren kann. Auch deswegen erscheint die zweite Chance für das Team berechtigt, nun in einem transparenterem Geschäftsmodell ohne Vereinsmeierei und mit gewichtigen Partnern wie der Diakonie im Rücken.

Eine andere Frage stellt der Lindenpark dar. Auch hier wird nicht alles neu erfunden, weil die Stiftung Sozialpädagogisches Institut „Walter May“ zunächst auch auf bekannte Mitarbeiter des Hauses setzen wird. Allerdings ist die Arbeit ungleich schwerer, weil der Ruf des Lindenparks in den vergangenen Jahren nicht nur wegen der finanziellen Schieflage gelitten hat, sondern auch wegen zu wenig Publikum bei Konzerten und Partys und generell zu wenig Kreativität im Programm. So ist unklar, ob der Lindenpark überhaupt noch als Veranstaltungsort von Potsdams Jugend angenommen wird – und wo der neue Betreiber den Schwerpunkt für seine Arbeit setzen will. Zunächst lässt sich hier nur Glück wünschen, mehr nicht.

So muss zunächst der Jury vertraut werden. Und die Stadt kann sich zumindest aus heutiger Sicht über ein seltenes Lob freuen: Nachdem die Verwaltung bei beiden Häusern viel zu lang zugeschaut hat – und Rechnungen von Gläubigern nach Abwicklung der alten Strukturen unbezahlt bleiben –, ist zumindest die Rettungsaktion so abgelaufen, dass der Sturz glimpflicher abging als gedacht. Damit sind zwei Baustellen der Jugendkulturdiskussion abgearbeitet. Nun können sich die Verantwortlichen mit gleicher Energie der Frage widmen, wie sie das Archiv-Jugendzentrum retten und einen Ersatz für das Spartacus finden. Dagegen waren Lindenpark und Waschhaus noch ein Klacks.

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