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Landeshauptstadt: Der „kleine Hesse“ wird saniert

Nach Wiederentdeckung wird Haus Ludwig Ferdinand Hesses bis Jahresende mit Neubau ergänzt

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Jägervorstadt - Im direkten Welterbe-Umfeld des Parkes Sanssouci hat die Sanierung eines Hauses begonnen, das von einem der bedeutensten Potsdamer Baumeister entworfen wurde – von Ludwig Ferdinand Hesse (1795-1876). Im Jahre 1855 wurde der im Denkmalpflege-Jargon so genannte „kleine Hesse“ an der Hegelallee – heute neben dem ehemaligen Haus der Offiziere zu finden – nach Entwürfen Hesses durch Hofmaurermeister August Ernst Petzholtz (1801-1868) errichtet. „Hesse kommt in der Rangliste gleich nach Ludwig Persius und war auch dessen Nachfolger – wenn er auch nicht den Titel ,Architekt des Königs“ tragen durfte“, erläuterte gestern der Potsdamer Hesse-Fachmann Andreas Kitschke.

Anfang des Jahres sei die Baugenehmigung für die Sanierung des „kleinen Hesse“ erteilt worden, erklärte gestern der vom Oldenburger Bauinvestor Dirk Onnen eingesetzte Projektleiter Gerd Dinklage. Bereits gegen Ende dieses Jahres sollen die Sanierungs- und Rekonstruktionsarbeiten am historischen Gebäudeteil sowie die anteilige Errichtung eines Neubaus abgeschlossen werden. Nach der Fertigstellung werde das Haus über vier Wohnungen mit jeweils etwa 100 Quadratmeter Wohnfläche verfügen.

Dinklage zufolge sind „nicht bauzeitliche Gebäudeteile“ bereits abgerissen worden. Der Potsdamer Architekt Moritz Kock hatte das Vorhaben im vergangenen Jahr im Bauausschuss vorgestellt und einen Rückbau des Gebäudes auf seine Ursprungsform im „ländlich italienischen Stil“ angekündigt. Dinklage erklärte, durch zwei Restauratoren aus Berlin sei ein Gutachten zu der historischen Bausubstanz erstellt worden. Entsprechend der Ergebnisse dieses Gutachtens und in enger Abstimmung mit der Unteren Denkmalschutzbehörde erfolge nun die Sanierung.

Lange Zeit war nicht klar, dass es sich bei dem von der Straße zurückgesetzten kleinen Bau um ein Werk Ludwig Ferdinand Hesses handelt. Andreas Kitschke, Autor des Buches „Ludwig Ferdinand Hesse (1795-1876) – Hofarchitekt unter drei preußischen Königen“, hatte Originalzeichnungen Hesses gesichtet. Dabei fand er den Entwurf für den „kleinen Hesse“, niemand aber wusste, wo das Haus einst stand, geschweige denn, ob es überhaupt noch steht. Die Wiederentdeckung des architektonischen Kleinodes hat Potsdam Andreas Kitschke zu verdanken: „Eines schönen Tages bin ich aus dem Park Sanssouci gekommen und sehe gleich hinter der damaligen Würstchenbude den Giebel und denke, den kennst du doch.“ Kitschke: „Das war ein Aha-Effekt.“ Er sei selbst sehr erstaunt gewesen, dass das Haus noch steht. Der kleine Hesse-Bau war seinem Bewohner von König Friedrich Wilhelm IV. zum Geschenk gemacht worden – als Ersatz für ein unansehnliches altes Fachwerkhaus, das unmittelbar neben dem heute nicht mehr existierenden repräsentativen Wohnhaus von Persius stand.

Von Hesse stammen unter anderem das Winzerhaus auf dem Weinberg, das Triumphtor unterhalb des Weinberges, das Dreikönigstor in der Schopenhauerstraße oder auch das Grüne Gitter. „Auch viele Brunnen im Park Sanssouci sind von ihm“, informiert Kitschke. Ferner hatte Hesse neben Ferdinand von Arnim die Bauleitung für die Friedenskirche im Park Sanssouci inne.

Neben der Sanierung des „kleinen Hesse“ stellten Investor Onnen und Architekt Kock im vergangenen Jahr im Bauausschuss Pläne für einen mehrgeschossigen Wohnriegel anstelle des jetzigen ehemaligen Offizierscasinos vor. Das Projekt wurde jedoch sowohl von der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten als auch vom Internationalen Rat für Denkmalpflege (Icomos) abgelehnt. Durch den Bau wäre „die Gefahr einer nicht unwesentlichen Beeinträchtigung des Welterbes sicher gegeben“, schrieb Guilio Marano, Sprecher der deutschen Wächtergruppe von Icomos, an die Stadt. Architekt Kock zufolge werden die Pläne zur Zeit umgearbeitet.

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