Landeshauptstadt: Der Kuckuck kommt zu spät
Frühere Brutzeiten der Singvögel machen dem Brutparasiten zu schaffen / Naturkundemuseum informiert
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„Das Aussterben von Arten ist oft ein Teil der Evolution“ – Nicht nur diesen Gedanken wollte Detlef Knuth bei der ersten thematischen Sonntagsführung des Naturkundemuseums in diesem Jahr seinen Besuchern nahe legen. Dem Leiter des Potsdamer Museums ging es bei seiner Vorstellung der prominentesten Tiere und Pflanzen des Jahres 2008 gestern vor allem um den Schutz bedrohter Arten. Jedes Jahr werden besonders gefährdeten Tiere und Pflanzen von Natur- und Umweltverbänden als Tier oder Pflanze „des Jahres“ benannt.
Bedroht sei vor allem der vom Naturschutzbund NABU als „Vogel des Jahres“ ausgerufene Kuckuck, sagte Knuth. Der Vogel sei in Brandenburg zwar noch erlebbar, doch Länder aus Nord- und Westeuropa würden schon bis zu 60 Prozent rückläufige Zahlen melden, berichtete der Museumsleiter. Schuld daran seien die verfrühten Zug- und Brutzeiten der Singvögel. In deren Nester legt der Brutparasit seine Eier, damit diese seinen Nachwuchs mit aufziehen. Neuerdings komme der Kuckuck jedoch verspätet an, und finde dann immer seltener die notwendigen Wirtseltern. Aus diesem Anlass kann man im Naturkundemuseum seit kurzem auch den Kuckuck besichtigen.
Ein ähnliches Schicksal wie dem Kuckuck wiederfährt dem Lurch des Jahres: „Der Laubfrosch ist beinahe ganz aus Zentral- und Westbrandenburg verschwunden“, sagte Knuth den Besuchern. Da Kleingewässer immer öfter zugeschüttet oder durch Düngemittel verschmutzt würden, finde der Frosch immer seltener Orte, an denen er seine Larven ablegen könne. Das grüne oder bläuliche Tier sei die am stärksten gefährdete Amphibienart in Deutschland, berichtete Knuth. Deshalb versuche man vielerorts in Brandenburg Schutzzonen einzurichten, in denen nicht gedüngt werden dürfe. „Die Überdüngung ist ein großes Problem“, so Knuth. Durch überdüngte Böden ändert sich die Bodenfauna, und den Tieren schwinden die Nahrungsgrundlagen.
Eine kleine Besonderheit zeigte Knuth den Besuchern zum Schluss: einen Ammoniten. Das sind ehemalige Kopffüßer, die mit den Tintenfischen eng verwandt waren. Das schneckenförmige Fossil, starb am Ende der Kreidezeit vor 65 Millionen Jahren, gleichzeitig mit den Dinosauriern, aus. Vor einigen Tagen wurde der mit einer Größe von 1,80 Metern und einem Gewicht von 3,5 Tonnen größte Ammonit der Erde in Münster zum Fossil des Jahres gewählt. Damit wollte Knuth das Aussterben von Tieren als Teil der Evolution verdeutlichen. Der menschliche Einfluss auf das Aussterben heutiger Arten sei nicht vernachlässigbar, betonte Knuth. Auch wenn nicht jede Einwirkung des Menschen negativ zu bewerten sei. Wie etwa bei der Nachzucht des Wisent, einem europäischen Bison. Vor hundert Jahren war es noch vom Aussterben bedroht, mittlerweile gibt es in Europa wieder drei bis fünf Populationen, darunter auch eine in der Döberitzer Heide. Susanna Maier
Susanna Maier
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