
© Michael Urban/ddp
Von Henri Kramer: Der lange Tag des Matthias Förster
Potsdams Wahlleiter bereitet sich auf den Sonntag vor / Mehr Briefwähler als in vergangenen Jahren
Stand:
Die Nacht von Sonntag auf Montag wird für Matthias Förster und sein Team lang – und die Zeit zum Schlafen sehr kurz. „Hoffentlich läuft alles glatt“, sagt der 58-Jährige, der dafür verantwortlich ist, dass die Bundes- und Landtagswahl am Sonntag in Potsdam ohne Pannen verläuft.
Seit 1996 ist Förster mit der Organisation von Wahlen betraut. Kaum einmal hatte er so viel Arbeit wie jetzt, nie nach 1998 hat er zwei Wahltermine gleichzeitig betreuen müssen. Und dicht an dicht drängen sich die Termine für Förster am Wahltag: Bereits um 6.30 Uhr muss er im Stadthaus sein und dort noch einmal einzelne Wahlkoffer für die Wahllokale kontrollieren: Sind die Wählerverzeichnisse da, die Stimmzettel? Und fast noch wichtiger: Sind genügend Pfeile aufgehängt, die im Gängelabyrinth dem Wahlvolk den Weg zur Urne weisen? Ist das geklärt, müssen die Koffer geliefert werden. „Ab acht Uhr müssen alle 114 Wahllokale arbeiten können.“ Wenn an einzelnen Standorten noch ehrenamtliche Wahlhelfer fehlen, immerhin sind 1200 von ihnen im Potsdam im Einsatz, muss Förster für Ersatz sorgen. „Eine Reserve steht bereit.“
Dann bleiben ein paar Stunden Zeit – bis um 14 und um 16 Uhr die Wahlbeteiligung für Potsdam ermittelt werden soll. Ab 18 Uhr ist Förster dafür verantwortlich, dass im Internet die Ergebnisse der bisher ausgezählten Wahlbezirke dargestellt werden. Mit den Briefwahlbezirken sind es insgesamt 144, die für die Endabrechnung wichtig sind. Und das wird dauern: 22 Uhr dürfte das Potsdamer Ergebnis der Bundestagswahl vorliegen, bis spätestens 1 Uhr morgens sollen die Stimmen für den brandenburgischen Landtag ausgezählt sein. Wenn alles gut gegangen ist, kann Förster am Montag gegen 10 Uhr zwei über Nacht fertig gestellte Ergebnisbroschüren vorstellen, in der Grafiken, Karten und Tabellen den Potsdamer Wählerwillen zerlegen. Nicht nur das Arbeitspensum am Wahltag ist diesmal höher – auch zuvor haben er und seine Mannschaft mehr zu tun. Denn vor der Landeshauptstadt macht auch der bundesweite Trend zur Briefwahl nicht halt: Wenige Tage vor dem Wahlsonntag haben bereits 19 500 Potsdamer ihr Kreuz gesetzt. Das sind 1900 mehr als bei den Bundestagswahlen vor vier Jahren, sagt Förster – ein plus von mehr als zehn Prozent. Knapp jeder sechste der 125 000 wahlberechtigten Potsdamer hat sich also bereits entschieden. Ihre Stimmen lagern kistenweise in einem Lagerraum im Stadthaus. Doch erst am Wahltag werden sie geöffnet und auch gezählt
Und wenn die Stimmenverteilung einmal feststeht, die Politik sich ärgert, freut und neue Bündnisse schmiedet – muss Förster trotzdem weiter zählen. Denn bis zum Dienstag, eine Woche nach den Wahlen, ist es dann seine Aufgabe, die Nachkontrollen zu organisieren: „Es kann immer ein Fehler passieren.“ Schließlich wird Matthias Förster am 6. Oktober das amtliche Endergebnis der Landeshauptstadt verkünden – und zwei Tage später in den Urlaub fahren. „Nach Nepal, ganz in Ruhe, zum Wandern.“
Die Wahlergebnisse im Internet:
www.pnn.de
www.Potsdam.de/Bundestagswahl www.Potsdam.de/Landtagswahl
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