zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Der Lichtmacher

Werner Martin ist dienstältester Mitarbeiter im Studio Babelsberg – seit 1960 setzt er Stars ins Licht

Stand:

Babelsberg - Er weiß, wie man „olle Weiber“ zum Strahlen bringt. „Einfach eine rosafarbene Kosmetikrouge-Folie vor das Licht“, sagt Werner Martin. Der 63-jährige Beleuchter ist nach 48 Jahren Berufserfahrung aber nicht nur Experte dafür, wie man Schauspieler ins richtige Licht rückt. Er ist auch der dienstälteste Mitarbeiter in den Babelsberger Studios. Am 1. September 1960 begann er seine Ausbildung bei den damaligen Defa-Studios und arbeitet noch heute dort.

Seinen Namen hat Werner Martin bisher trotzdem nur ein einziges Mal im Abspann eines Filmes gelesen: „Das war bei Katharina der Großen“, erzählt der gebürtige Potsdamer. Für die 1995 abgedrehte Fernsehproduktion mit Catherine Zeta-Jones in der Hauptrolle standen damals Schauspiellegenden wie Jeanne Moreau und Omar Sharif in Babelsberg vor der Kamera, daneben auch deutsche Leinwandstars wie Veronika Ferres.

Auch für Filmdiven sind die Zeiten härter geworden in den letzten Jahrzehnten, weiß Werner Martin: „Früher wurden Großaufnahmen immer erst ab zehn Uhr gemacht, wenn die Damen ausgeschlafen hatten“, erinnert er sich an seine Anfangszeit bei den Studios. „Es ist alles viel hektischer geworden“, sagt Martin: „Heute machen sie nach zwölf Stunden immer noch Großaufnahmen.“

Dem gebürtigen Potsdamer liegt jedoch nichts daran, seine langjährige Arbeit im Schatten der Stars mit weitschweifigen Geschichten auszuschmücken: „Schöne Geschichten gibts beim Film selten“, sagt er knapp: „Soviel Zeit ist ja gar nicht.“ Denn gerade wenn die Schauspieler Pause machen, muss er das Licht einrichten. Und überhaupt: „Nach Feierabend ist Feierabend.“ Klatsch-Berichte vom Set, wie etwa über Manfred Krug, der seine Textzettel an den Abdeckfahnen der Scheinwerfer feststeckte, wenn er mal wieder keine Zeit zum Auswendiglernen hatte, gab es an Martins Abendbrottisch nie. „Ich erzähl“ nicht mit der Familie über die Arbeit“, sagt der zweifache Großvater.

Das ist bis heute so. Dabei wird der Beleuchter oft von Bekannten nach seiner Arbeit gefragt: Denn seit 14 Jahren beleuchtet er das Set der RTL-Serie „Gute Zeiten, Schlechte Zeiten“ und könnte einiges darüber erzählen, wie es weitergeht mit Jasmin, Dominik, Alexander, Lenny und den anderen. Noch ein halbes Jahr muss Werner Martin am Set arbeiten, ehe es in Altersteilzeit geht. „In den letzten 13 Jahren haben ich immer nur montags Urlaub genommen“, erzählt er. Das ist der drehfreie Tag bei „GZSZ“.

Anstrengend war es auch zu Defa-Zeiten. Die großen 20-Kilowattlampen mit einer Lichtstärke von bis zu 20 000 Lux etwa konnte ein Beleuchter allein gar nicht tragen, erinnert sich Werner Martin. Am Arbeitsplatz auf der Brücke mit den Scheinwerfern sei es dann bis zu 60 Grad warm gewesen: „Heute ist das alles klimatisiert.“ Und im Winter musste er sogar als Heizer einspringen: „Damals gab es sechs oder sieben Heizhäuser auf dem Studiogelände.“

Wie viele Filme er während seiner Laufbahn beleuchtet hat, kann Werner Martin nicht sagen. Allein zu Defa-Zeiten waren es geschätzte 30 Produktionen pro Jahr. „Das schönste waren die Reisen“, erzählt der Potsdamer. Für Filmdrehs fuhr er unter anderem nach Kuba und Usbekistan. „Man ist dahin gekommen, wo man als normaler Reisender nicht hinkam.“

Seine Lieblingsfilme sind neben „Katharina“, das Märchen „Hans Röckle und der Teufel“ mit Rolf Hoppe, Stefan Aust und Simone von Zglinicki, der Historienfilm „Sachsens Glanz und Preußens Gloria“ und die Märchenkrimi-Serie „Sherlock Holmes und die sieben Zwerge“. Wenn er Weihnachten den Fernseher einschaltet, ist fast immer einer dabei.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })