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Landeshauptstadt: Der mit der Eismaschine tanzt

Arbeiten unter dem Gefrierpunkt: Eismeister Mike Bielecke pflegt die Fläche im Filmpark Babelsberg dreimal täglich

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Arbeiten unter dem Gefrierpunkt: Eismeister Mike Bielecke pflegt die Fläche im Filmpark Babelsberg dreimal täglich Von Nicola Klusemann Der Eismeister zieht seine eleganten Bahnen auf der mattweißen Fläche: Kreise, Achten, Pirouetten. Der Blick von Mike Bielecke ist konzentriert. Die begrenzenden Banden im Auge bemisst er genau die Maße der Eisfläche. Bunte Scheinwerfer bestrahlen abwechselnd den Meister: Rot, Gelb, Blau. Die Schlagermusik aus den Boxen wird überdröhnt vom Aufheulen des kräftigen gasbetriebenen Motors. Der ausgebildete Gabelstaplerfahrer hat nur ein paar Übungsstunden gebraucht, um den Tanz mit der Eismaschine zu beherrschen. Gegen die konstante Kälte von minus zwei Grad in der Babelsberger Kunsteishalle trägt der junge Mann zwei Pullover und eine gefütterte Jacke übereinander, eine wattierte Skihose, Wollsocken und schwere Winterschuhe. Der Eisglattmacher auf vier Rädern mit Wasserkanister und Schneetank im Bauch wurde in Schweden gebaut. Kaum aussprechbare Hinweisschildchen wie Vattenpafyllingsror verraten die Herkunft des Ungetüms. Mike Bielecke weiß zwar nicht genau, was es heißt, aber weiß, was hier zu tun ist. Neben dem Schild ist ein Rohr, in das das Wasser eingefüllt werden muss: 800 Liter für eine viertelstündige Tanzpartie. Über Düsen wird das Nass dünn auf der Eisfläche verteilt, ein davor liegendes Messer schleift über die Breite der Maschine die tiefen Furchen ab, die die Schlittschuhläufer gezogen haben. Wo gehobelt wird, fällt Schnee an. Die pappige Masse wird von einer Welle aufgenommen, angesaugt und durch einen Schlund in den dafür vorgesehenen Tank gespuckt. Dreimal am Tag steht in der zur Schlittschuhbahn umgebauten Caligarihalle des Filmparks Eispflege auf dem Tagesplan – immer um 13, 16 und 19 Uhr. Danach ist die Fläche wieder glatt für Pirouettendreher und Eisprinzessinnen. Wenn Bielecke gerade nicht mit der Eismaschine unterwegs ist, sitzt er in einer kleinen Holzbude, bewacht die Arena und schleift bei Bedarf Schlittschuhe. Denn das ist außerdem Aufgabe des Eismeisters. Die stumpfen an die Schuhe geschraubten Kufen werden dazu in eine Klemme gespannt und mechanisch über den Schleifstein gezogen. Helle Funken sprühen, wenn das Metall auf den rauhen Stein trifft. Es gebe Glatt- und Hohlschliff bei Schlittschuhen, erklärt der Fachmann. Eishockey-Spieler bevorzugten den Glattschliff, Künstläufer den hohlen Schliff. In einem Fall gehe es mehr um die Geschwindigkeit, im anderen um den besseren Halt. Der Schleifservice ist in erster Linie für die mitgebrachten Schlittschuhe, aber natürlich können die Besucher auch eines der 300 Leihpaare schärfen lassen. Um zu prüfen, ob der Schliff gut ist, fährt der Eismeister mit dem Fingernagel über die Kufe. Am Ende der Saison habe er dann regelmäßig zerschundene Finger. Schon im vergangenen Jahr machte Mike Bielecke seinen Job unter dem Gefrierpunkt. Damals war die Eisbahn noch in einem Zelt auf dem Gewerbe-im-Park-Gelände untergebracht. Eisbahnbetreiber und Filmpark haben sich jetzt zu einer sinnvollen Kooperation zusammengeschlossen. Die in den vergangenen Jahren mit der Winterpause des Themenparks gesperrte Caligarihalle kann so jetzt auch in der kalten Jahreszeit genutzt werden. Am Rande der zehn Zentimeter dicken und überdachten Eisbahn steht eine Versorgungsbude, wo es warme Getränke und Herzhaftes zu kaufen gibt. Der Filmpark hat die Halle märchenhaft ausgestaltet und bietet Kindergeburtstagen, Betriebsfeiern und Partys ein Zusatzprogramm. Außerdem können Ungeübte Schlittschuhlaufkurse besuchen oder sich für den ersten Eislaufversuch eine Gehhilfe ausborgen. Über der Eisbahn wurde in den vergangenen Tagen eine Webcam installiert. Wer also wissen will, wie viel Betrieb auf der eisigen Fläche gerade ist, kann das Treiben via Internet beobachten. Zum Babelsberger Eisvergnügen lädt der Filmpark täglich von 10 bis 22 Uhr ein. Zu beachten sind natürlich die dreimaligen Eispflegezeiten am Tag. Neu im Programm sind die Eisdisco immer freitags ab 17 Uhr und die 70er- und 80er-Jahre-Party immer sonntags ab 18 Uhr. Eine Tageskarte für Erwachsene kostet 5, für Jugendliche 4 und für Kinder 3,50 Euro. Billiger wird es für die Eisläufer, die erst abends nach 19 Uhr ihre Bahnen ziehen wollen. Vor dem ermäßigten Schlittschuhlaufen macht der Eismeister sogar die Bahn noch einmal spiegelglatt. Weiteres unter www.eisbahn-babelsberg.de

Nicola Klusemann

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