zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Der Müll, die Bänke und die Werbung darauf

FDP siegt nach humoriger Debatte mit zwei Prüfanträgen im Stadtparlament

Stand:

Müll in einen Mülleimer zu werfen, auf dem McDonald’s steht, das könne er sich noch gut vorstellen, witzelte Gregor Voehse von Die Andere, der traditionell eher Kapitalismus-kritisch eingestellten Wählergruppe in der Stadtverordnetenversammlung. Aber auf McDonald’s-Bänken sitzen? Niemals. Dessen ungeachtet brachte die FDP-Fraktion am Montagabend zwei ihrer diesbezüglichen Prüfanträge erfolgreich durchs Stadtparlament. Somit wird die Stadtverwaltung nun prüfen, ob private Unternehmen Mülleimer und Bänke für den öffentlichen städtischen Raum in Potsdam zur Verfügung stellen könnten, um im Gegenzug auf diesen für ihre Angebote zu werben.

So sehr diese Verknüpfung von öffentlichen und privaten Interessen auch geeignet sein könnten, Links-Rechts-Polarisierungen zu fördern – Linksfraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg gab sich liberal: „Warum soll man das nicht prüfen?“ Seine momentane Zugeneigtheit gegenüber dem politischen Engagement von FDP-Fraktionschefin Martina Engel- Fürstberger gipfelte in einer anderen Sache sogar in dem Scharfenbergschen Ausruf: „Das ist ein toller Antrag!“ Engel-Fürstberger hatte sich lediglich für ein Verkehrsschild „Durchfahrt verboten – Anwohner frei“ an der Schwanenallee stark gemacht – das aber auch dank des linken Rückenwindes erfolgreich.

Nachdem Engel-Fürstberger also Schild und Mülleimer erfolgreich durchgefochten hatte, wurde es kurz noch einmal lustig, als Björn Teuteberg (FDP) den Antrag „Mehr Bänke für Potsdam“ einbrachte. Ein Stadtverordneter rief dazwischen, ob er nicht „Mehr Bänker für Potsdam“ meine. Teuteberg, um nicht missverstanden zu werden, bot daraufhin an, man könne auch gern von „Sitzgelegenheiten“ sprechen.

Bei soviel grünem Licht aus den Reihen der Roten blieb nun Wolfhard Kirsch (Bürgerbündnis) nichts weiter übrig, als die Rolle des Oppositionsführers zu übernehmen: Es könne doch nicht sein, dass er einmal auf eine Sitzbank stoße, auf der womöglich steht „Bestattungen Schellhase – Hier können Sie schon einmal probeliegen“. Werbung auf Bänken sei eine „Verunstaltung der Stadt“. Kirsch wörtlich: „Wehret den Anfängen.“

Nun ging Martina Engel-Fürstberger wieder in die Bütt: Sie versicherte, es handele sich nur um kleine Werbeschilder aus Messing. Mit diesem Argument überzeugte sie immerhin die Grünen. Andreas Menzel: Wenn es nur ein dezentes Schild ist, „können wir auch damit leben“. gb

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })