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Sport: Der Nachbar trug den Sieger ans Ziel

Volleyball: Die WSG Waldstadt gewann das Potsdam-Derby gegen den USV mit 3:2 und bleibt Regionalligist

Stand:

Zehn Minuten nach den Ende der Partie liefen sich Christian Burkhardt und Fritjof Jahn über den Weg. Als sich beide abklatschten und umarmten, wirkte insbesondere der auf Grund eine Fingerverletzung fehlende Burkhardt so, als müsse er das eben Geschehene erst noch in seiner umfassenden Bedeutung realisieren. Als dann aus den angealterten Lautsprecherboxen ein Diskostampfer eingespielt wurde, wiegten sich die beiden Waldstadt-Volleyballer in Erwartung eines nächtlichen Ausflugs in einen innerstädtischen Club schon mal in den Hüften. Wer die beiden da so rumtollen sah, konnte ermessen, wie groß die nervliche Anspannung beim vor der Partie noch um den Klassenerhalt bangenden Gastgeber gewesen sein musste.

Am Ende gewann der im Altersschnitt fast ein Jahrzehnt jüngere Außenseiter die Partie vor 350 Besuchern in der Sporthalle Heinrich-Mann-Allee gar mit 3:2 (22:25, 19:25, 25:20, 25:22, 15:8). „Es war ein Volleyballfest mit allem, was dieser Sport zu bieten hat“, befand Arno Goreczko-Ließ hinterher. Der 75-jährige Nestor des Potsdamer Volleyballs hatte den Aufsteiger in einer äußert kritischen Situation als Trainer in die Lage versetzt, sich selbst in der entscheidenden Phase der Meisterschaft in nötiger Weise zu steigern und sich, wenn man so will, mit dem Regionalliga-Verbleib den sportlichen Ritterschlag zu versetzen.

Die Entwicklung des Spielgeschehens verlief eigentlich wie vorhergesehen. Als das Gros des Publikums in einer Stimmungslage irgendwo zwischen Fußball- Fanblock und Karneval lautstark „Waldstadt, Waldstadt“ skandierte, zeigte der Gast eindrucksvoll, wie weit er von Niveau her nach wie vor über dem zunächst nervlich sehr instabil wirkenden Kontrahenten steht. Die Notwendigkeit, für das Erreichen des Klassenerhaltes aus eigener Kraft unbedingt zwei Sätze gewinnen zu müssen, überforderte die Waldstädter in dieser Phase total. Zwei personelle Wechsel beim USV Potsdam suggerierten ihnen nach den ersten beiden Satzverlusten dann ein eindeutiges: „Nun macht doch mal was ...“ Als die Zuschauer dann plötzlich „Potsdam, Potsdam“ riefen, trug der doch stark nachlassende USV den Nachbarn binnen einer reichlichen Stunde gewissermaßen ans Tagesziel.

Als beide Teams im Rahmen eines gemeinsamen Abendessens die Saison 2005/2006 verabschiedeten, ergriff Goreczko-Ließ das Wort zur Laudatio. Der WSG-Trainer wertete den Verlauf des Ortsderbys auf seine ganz eigene Art und deutete den Vereinsnamen des USV in „Unsere Sorgen verflogen“ um. Gelächter, ja Ausgelassenheit brach sich Bahn, auch weil jeder der eingesetzten Spieler beider Teams sich bewusst war, von welch eminent wichtiger Bedeutung die fortdauernde Regionalliga-Zugehörigkeit für die weitere Entwicklung der WSG-Männer ist. Thomas Gantz

Thomas Gantz

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