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Landeshauptstadt: Der Nachruhm ist gewiss

Landesvermessungsbetrieb würdigt bedeutenden Kartographen Friedrich Wilhelm von Schmettau

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An der Westflanke des Brauhausberges steht das Pulvermagazin, nahe dem Klausberg ist bereits der „Chinesische Thurm“ eingezeichnet, den wir heute als Drachenhaus kennen, und die Wiesen südlich Eiches dienen als „Nachtkoppel“ für die Rinder vom Vorwerk Kuhfort. Diese und viele andere Einblicke in das Potsdam zurzeit Friedrichs des Großen erlaubt ein Plan aus dem 1767 bis 1787 angefertigten Kartenwerk des Grafen Friedrich Wilhelm Carl von Schmettau. Ganz Preußen hat er in 20-jähriger Arbeit in 270 auf Büttenpapier handgezeichneten Blättern erfasst. Die 32 über Brandenburg gibt der Landesbetrieb Landesvermessung und Geodäsieinformation nun als in eigener Werkstatt edel gedruckte Faksimiles heraus, die sich gut als Zimmerschmuck eignen.

Anlass ist der 200. Todestag Schmettaus, der auch ein Kriegsheld war und als General in der Schlacht von Jena und Auerstädt 1806 so schwer verwundet wurde, dass er wenige Tage später, am 18. Oktober, in Weimar verstarb. Seine bleibende Leistung stellt jedoch das Kartenwerk dar, verdeutlicht Oliver Flint vom Landesvermessungsbetrieb (in der DDR-Zeit Kartographischer Dienst) an der Heinrich-Mann-Allee. Schmettau ist bei seinem Jahrhundertwerk, das den „Höhepunkt der voramtlichen preußischen Kartographie“ darstellt, durch das preußische Herrscherhaus keineswegs unterstützt worden. König Friedrich II. hegte trotz der Fürsprache seines Ministers Graf Wilhelm von der Schulenburg-Kehnert die Besorgnis, dass die detaillierten Karten in die Hände potenzieller Kriegsgegner gelangen und deren militärische Planungen begünstigen könnten. Sein Nachfolger Friedrich Wilhelm II., der als Kronprinz Schmettaus Projekt gefördert hatte, blieb dem Grafen versprochene Zahlungen schuldig. Der musste so für die auf 30 000 Taler geschätzten Kosten zum größten Teil allein aufkommen.

Der Nachruhm aber ist Schmettau gewiss. In Weimar, wo er begraben liegt, und im Schloss Köpenick, in dem er von 1804 bis 1806 residierte, sind im Herbst Gedenkveranstaltungen und Ausstellungen geplant. In Garzau bei Strausberg, wo der Graf Gutsherr war, baut ein Förderverein die mit 15 Metern Höhe größte Feldsteinpyramide in Deutschland wieder auf, die Schmettau ursprünglich zu seiner Grabstätte bestimmt hatte. Auf der Gedenkfeier am 14. Oktober wird Sanssoucis früherer Gartendirektor Prof. Dr. Michael Seiler Leben und Werk des Kartographen und Militärs würdigen.

Der Weg des alten, verzweigten Adelsgeschlechts war mit Potsdam eng verbunden. Der ebenfalls kartographisch tätige Vater des Jubilars, Samuel Reichsgraf von Schmettau, stand als Offizier in Diensten von Friedrich Wilhelm I.und stieg später zum Feldmarschall auf. Als er dem Soldatenkönig sechs „Lange Kerls“ für dessen Leibregiment lieferte, revanchierte sich der Herrscher. Er überschrieb den in Potsdam wohnenden Geschwistern des Reichsgrafen, Hedwig und Karl Christoph, die Einkünfte aus Adelsstiften und stellte sie so finanziell sicher.

Ein Graf Gottfried von Schmettau ließ als Gutsherr 1779 die Mühe des Müllers Arnold im neumärkischen Züllichau versteigern, wogegen sich dieser gerichtlich zur Wehr setzte. Der Prozess war der Ausgangspunkt für die Legende des „Müllers von Sanssouci“, der vom König wieder in seine Rechte eingesetzt wurde. Selbst nach dem Kriegsende 1945 spielte das Adelsgeschlecht noch einen Rolle. Hubertus Graf von Schmettau zählte zu den Mitbegründern der CDU und stellte am 11. August 1945 bei der Sowjetischen Militäradministration (SMAD) Antrag auf Wiederzulassung der Partei in Potsdam. Erhart Hohenstein

Die Schmettauschen Karten können zum Preis von jeweils 8 Euro vom Kundenservice der Landesvermessung und Geodäsieinformation Brandenburg in der Heinrich-Mann-Allee 103, 14473 Potsdam. Tel.: (0331) 884 4123 bezogen werden. Hier werden auch andere historische und aktuelle Karten angeboten, so die Preußischen Urmesstischblätter ab 1822, Kriegsluftbilder von 1944/45 sowie die neue Serie topographischer Gebietskarten Brandenburgs.

Erhart Hohenstein

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