zum Hauptinhalt
Die Zahl Drei. Jörg Kwapis mit dem pädagogischen Arbeitsmaterial.

© Andreas Klaer

Landeshauptstadt: Der Name des Daumens

Das Zentrum für Rechenschwäche-Therapie bietet einen Kurs für Kitakinder an

Stand:

Das Rechnen lernt man erst in der Schule. Die Diagnose „Rechenschwäche“ kann also kein Kitakind treffen. Trotzdem plant das Potsdamer Zentrum zur Therapie der Rechenschwäche jetzt einen Kurs für Vorschulkinder. Unter dem Motto „Nicht mehr lange bis zur Schule“ soll den Kleinen auf spielerische Art Grundwissen zu Mengen und Zahlen vermittelt werden.

Die Gefahr, dass ambitionierte Eltern damit neben Sprach-, Yoga-, Musik- oder Sportkursen nur ein weiteres Angebot im Segment „fit zu machendes Kind“ bekommen, sieht Jörg Kwapis, Leiter des Rechenschwäche-Zentrums in der Hebbelstraße 12, zwar auch. „Es ist ein Balanceakt“, räumt er ein. Den Mathekurs hält er trotzdem für wichtig, plädiert sogar für ein kontinuierliches Mathe-Training in allen Kitas. „Es geht nicht um das Rechnen, sondern um Dinge, die die Schule unausgesprochen voraussetzt“, erklärt er.

Denn bei der Nachhilfe für Grundschüler in den Klassen zwei und drei erlebe er immer wieder, dass den Kindern die Grundbegriffe zum Umgang mit Mengen fehlen: Wenn sie zum Beispiel vor zwei Haufen mit vier und drei Kugeln sitzen, könnten sie zwar den größeren Haufen erkennen. Die Frage, wie groß der Unterschied zwischen den Haufen ist, macht sie jedoch ratlos. „Vier Kugeln“, antworteten mache Schüler dann, andere kommen auf sieben. Auch die Steigerungsformen seien ein Problem: die Kinder kennen zwar den Unterschied zwischen kurz und lang, sind aber nicht in der Lage, einige Stifte ihrer Länge nach zu sortieren. „Da geht es auch um die Sprachentwicklung“, sagt Kwapis.

Wem solch grundlegendes Verständnis fehlt, der bekomme im Schulunterricht Schwierigkeiten, argumentiert der Erziehungswissenschaftler und verweist auf entsprechende Studien. „Mathematik ist extrem hierarchisch aufgebaut. Ich muss A verstehen, sonst verstehe ich B nicht.“

Der Mathekurs für Kitakinder soll dem vorbeugen. 190 Euro kosten die acht Doppelstunden, nach Ostern startet das Projekt. Ziel sei unter anderem, das Vergleichen mit den Begriffen „mehr als“ und „weniger als“ zu festigen. Außerdem üben die Kinder das Zählen bis zehn. „Sie sollen verstehen, dass ,fünf’ nicht der Name für den kleinen Finger ist“, erklärt Kwapis. Das Erlernen, wie die Fünf geschrieben wird und wie man damit rechnet, bleibt Aufgabe der Schule, betont er.

„Mathe findet bisher in den Kitas zu wenig statt“, kritisiert der Erziehungswissenschaftler. Er plädiert dafür, das Zahlenwissen kontinuierlich zu üben – und zwar im Kita-Alltag. Zum Beispiel beim gemeinsamen Tischdecken: „Wenn ein Kind krank ist, kann man fragen: Wie viele Teller brauchen wir heute?“ jaha

Information und Anmeldung unter Tel.: (0331) 550 77 67 oder per E-Mail an potsdam@ztr-rechenschwaeche.de

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })