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Zuversichtlich: Potsdams künftiger Baubeigeordneter Matthias Klipp.

© A. Klaer

Von Henri Kramer: Der Neue prescht vor

Potsdams künftiger Baudezernent Matthias Klipp übt indirekt Kritik an der Verwaltung und skizziert die Vorhaben seiner Amtszeit

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Er sieht „keinen Grund“, die Schwimmhalle am Brauhausberg abzureißen. Einen dritten Havelübergang für Autos hält er für „nicht finanzierbar“. Und in der Potsdamer Bauverwaltung müsse „sehr, sehr viel verändert“ werden, es brauche „knallharte Transparenz“. So wie Matthias Klipp ist in Potsdam noch kein Baubeigeordneter vorgeprescht – und dies vor seiner Amtszeit. Der ab 1. September amtierende Baudezernent von den Grünen hat am Dienstagabend bei einer öffentlichen Diskussion wesentliche Vorhaben für seine achtjährige Amtszeit in der Landeshauptstadt skizziert – und dabei seine Vorgängerin Elke von Kuick-Frenz sowie deren Bauverwaltung indirekt kritisiert.

Schon der Ort des Geschehens war ein ungewöhnlicher, andere Beigeordnete waren hier noch nie: Zu der Veranstaltung hatte Lutz Boede von der alternativen Wählergemeinschaft Die Andere in seine Babelsberger Kneipe „Nowawes“ eingeladen, wo der oppositionelle Stadtverordnete regelmäßig öffentlich mit Persönlichkeiten der Stadt diskutiert. Diese Möglichkeit nutzte Klipp für klare Worte, nachdem der 48-Jährige sich parallel zu seiner Elternzeit wohl seit Monaten mit Potsdam und seinem künftigen Amt beschäftigt – fast jedes Thema der Stadtentwicklung war dem Neu-Potsdamer geläufig.

Besonders mit der Bauverwaltung hat sich Klipp offenbar beschäftigt. In seinem Fachbereich wolle er wieder „Führungsqualitäten“ einführen. Bereits für den 4. September kündigte Klipp eine Versammlung an, bei der er die Mitarbeiter im Bauamt auf den neuen Kurs „einschwören“ werde. Zugleich versprach Klipp, dass im Bauressort für Beschlüsse – etwa über Bauanträge – künftig nachvollziehbare Kriterien gelten sollten. So habe er vergangene Entscheidungen der Behörde als „unklar“ empfunden, eine Folge von „internen Abläufen“. Klipp sagte, dass es ab September „nicht mehr“ möglich sein werde, durch persönliche Bekanntschaften im Bauamt Vorteile zu erlangen. „Das läuft mit mir gar nicht“, so Klipp.

Vor zwei Jahren schon hatte der Berliner Rechtsexperte Ulrich Battis in einer Studie erhebliche Mängel im Potsdamer Bauamt aufgedeckt. Klipp will die Arbeit der Behörde nun etwa mit „mehr Bürgerbeteiligung“ verbessern. „Die Berechtigung einer Verwaltung ist das Erbringen von Dienstleistungen“, sagte Klipp.

Gleichwohl bescheinigte Klipp der Landeshauptstadt architektonisch eine „behutsame Stadtentwicklung“. Als eines seiner wichtigsten Vorhaben nannte er die Entwicklung der historischen Mitte. „Gerade am Alten Markt wird es wichtig, wer dort Bauherr wird – und ob die künftige Mischung an dem Platz die Innenstadt sinnvoll ergänzt“, so Klipp. Diese Debatte sei für ihn wichtiger als etwa die Frage, ob an der Alten Fahrt historisch oder modern gebaut werde – und er werde dafür streiten, dass ein Investor dort baue, „der sich auch morgen noch damit identifiziert.“

Neue Wege will Klipp auch bei den Plattenbaugebieten gehen. „Das Thema ist bisher unterbelichtet“, so Klipp. Es könne nicht sein, dass nur fünf Prozent der Mitarbeiter in der Bauverwaltung für ein Gebiet zuständig seien, in dem 50 Prozent der Potsdamer leben: „Das wird sich ändern.“

Beim Thema der in Potsdam steigenden Mieten setzt Klipp auf eine Mischung von Maßnahmen von „Bestandssanierung“ bis hin zu Neubauten durch private Investoren, aber auch Genossenschaften und kommunalen Unternehmen – dazu plane er bereits ein erstes Arbeitstreffen.

Und noch ein Thema scheint für Klipp wichtig: das Radfahren. Hier plane er beispielsweise Gespräche mit der Schlösserstiftung über weitere Kompromisse beim Thema Radverkehr in ihren Gärten. Seine Haltung machte Klipp so klar: „Es droht nicht sofort der Verlust des Welterbe-Titels, wenn es Radwege gibt.“ Klipp wirkt zuversichtlich, wenn er solche Sätze sagt.

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