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In eigener Sache zu Silvio S.: Der Prozess und die Berichte
Umfangreich haben die PNN über die Morde an Elias und Mohamed informiert. Uns erreichten Reaktionen von Lesern, die sich an der Berichterstattung störten. Eine Erklärung unserer Arbeit.
Stand:
Zwölf Prozesstage lang haben die PNN die Verhandlung um die Morde an Elias und Mohamed begleitet. Zuvor haben wir umfangreich berichtet, wie Elias vor etwas mehr als einem Jahr spurlos verschwunden ist, über die tagelange Suche der Potsdamer und die Ermittlungen. Nun erreichten uns Reaktionen von Lesern, die sich an den Berichten aus dem Gerichtssaal stören. Denen es zu viele Details der brutalen Taten waren. Sie stellten den Sinn der Prozessberichte in Frage, weil es ihnen nahe ging. Zu nahe. Es geht um das Leid von Kindern. Das lässt niemanden unberührt.
Offenbar bedarf unsere Arbeit einer Erklärung. Wie wichtig es ist, vom Prozess zu berichten, darf nicht unterschätzt werden. Es handelt sich um den sogenannten Öffentlichkeitsgrundsatz. Diese Errungenschaft des modernen Rechtsstaats dient der Kontrolle der Justiz – ob sie nämlich ohne Ansehen der Person nur nach Recht und Gesetz den Prozess führt. Diese Transparenz dient dem Vertrauen der Allgemeinheit in die Justiz und in das Recht.
Nichts hat Potsdam so aufgewühlt
Auch darüber hinaus sehen wir es als unsere Pflicht an, über den Prozess zu berichten. Nichts hat Potsdam in der jüngsten Vergangenheit so bewegt und aufgewühlt wie der Fall Elias. Dabei haben wir stets Wert darauf gelegt, klar in der Sprache, aber zurückhaltend im Ton zu bleiben. Hier ging es nicht um die Sensation des Grauens. Vielmehr sehen wir es als unsere Aufgabe an, den Fortgang der Beweisaufnahme publik zu machen. Zumal im Fall von Elias die Schuld vor Gericht erst nachgewiesen werden musste.
Wir haben dabei stets transparent gemacht, dass verstörende, brutale Details der Taten zur Sprache kamen. Zugleich haben wir nicht jede Einzelheit veröffentlicht, sondern vielmehr zahlreiche Fakten nur umschrieben – eben weil sie unbeschreiblich brutal sind und für die Erkenntnis über die Grausamkeit der Taten keine Rolle spielen. Es war auch für uns jeweils ein Drahtseilakt – zwischen Informationspflicht und Pietät. Das haben wir jeweils streng abgewogen. Spurlos geht das an niemandem vorbei. Auch an uns nicht.
Alexander Fröhlich, Stellvertretender Chefredakteur
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