Landeshauptstadt: Der richtige Schritt
Potsdamer Bürger über den Rücktritt von Innenminister Rainer Speer
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Rainer Speer, Potsdamer Urgestein, ist gestern vom Amt des brandenburgischen Innenministeriums zurückgetreten. Gegen den Potsdamer SPD-Politiker hatte es massive Vorwürfe im Zusammenhang mit dem Verkauf der Krampnitzer Kasernen gegeben, außerdem gab es Betrugsvorwürfe im Zusammenhang mit seinem Privatleben. PNN befragten gestern Potsdamer zum Rücktritt von Speer.
Thomas Beinrot ist 38, Potsdamer und arbeitet als Servicetechniker: „Ich finde es fragwürdig, dass Rainer Speer überhaupt so lange im Amt bleiben konnte. Insofern war es der richtige Schritt, zurückzutreten. Die Frage ist aber, ob ein potentieller Nachfolger es soviel besser machen wird. Es sollte stärkere Kontrollinstanzen geben, was Politiker mit unseren Steuergeldern so anstellen.“
Gisela und Erwin Wembacher, Rentner aus Potsdam: „Eigentlich ist es schade um ihn, er war kein schlechter Kerl, immerhin hat er sich sehr engagiert, sich für vieles eingesetzt. Irgendetwas läuft schließlich bei fast allen schief. Wir bedauern den Rücktritt, ein neuer Innenminister wird womöglich wieder andere Fehler machen, perfekt ist doch niemand.“
Die Einzelhandelskauffrau Anja Malson ist 40 Jahre alt und lebt in Potsdam: „Ich finde den Rücktritt vor allem wegen des Grundstücksverkaufs in Krampnitz angebracht. Dabei geht es doch um richtig viel Geld. Wer unehrlich ist und möglicherweise Gelder veruntreut hat, ist nicht haltbar. Ein Innenminister, der gegen das Volk arbeitet, das geht einfach nicht. Grundsätzlich sollten aber Politiker nicht immer bei jeder kleinen Affäre zurücktreten, manchmal ist es auch angebracht, ein wenig Rückgrat zu beweisen. In diesem Fall ist es aber das einzig Richtige, um nicht der Politik in Brandenburg zu schaden.“
Katrin Beier ist 29 und Kauffrau aus Kleinmachnow: „Natürlich musste er zurücktreten, ich glaube aber nicht, dass so ein Rücktritt wirklich hilft. Rainer Speer wird vermutlich trotzdem eine stattliche Rente bekommen. Schöner wäre es, wenn man grundsätzlich etwas ändern könnte. Ich glaube auch nicht, dass die anderen Politiker so viel besser sind. Wählen gehe ich aber trotzdem, um wenigstens ein bisschen Einfluss auf die Politik nehmen zu können.“
Der Potsdamer Musiker Christoph Starke ist 43 und mit seinen drei Söhnen unterwegs: „Was Rainer Speer gemacht hat, geht natürlich nicht, aber so sehr kann ich mich darüber nicht aufregen. So etwas wie der unsaubere Verkauf der Kaserne in Krampnitz hängt ja auch nie nur an einer Person, da herrscht allgemein keine Ordnung in den Ministerien, so etwas ärgert mich viel mehr.“
Die Köchin B. Hering aus Potsdam ist der Ansicht, dass Rainer Speer sich der Sache lieber stellen sollte: „Die Frage ist, ob Speer als Finanzminister allein für die Abwicklung des Krampnitz-Verkaufs verantwortlich war. Ich bin überzeugt, er ist nicht der Einzige, der Fehler gemacht hat. Dass er zurückgetreten ist finde ich aber folgerichtig, schließlich steht er auch für die SPD in Brandenburg. Ihr sollte kein Schaden entstehen.“
Mario Vester ist 42 und arbeitet als Techniker: „Wenn die Vorwürfe tatsächlich stimmen, war es der richtige Schritt. Andererseits war Rainer Speer schon ein Unikum, nicht so stromlinienförmig wie viele andere.“
Der 55-jährige Mitarbeiter des Hans-Otto-Theaters Wolfgang Lozanski findet, der Rücktritt wäre nicht unbedingt notwendig gewesen. „Was jemand privat macht, sollte keine Auswirkungen auf seinen Job haben.“
Michael Schallert ist 29 und Heilerziehungspfleger: „Es ist politisch die einzig logische Konsequenz zurückzutreten, Rainer Speer hat das Vertrauen der Brandenburger Bevölkerung verspielt. Dass er zurücktritt um seiner Partei nicht zu schaden halten wir allerdings für eine Floskel, selbstlos ist so ein Rücktritt sicher nicht.“ Sein Freund Sebastian Ränisch, 26, Doktorand der Biochemie ergänzt: „Ein Rücktritt tut nicht weh, eigentlich wäre es das mindeste, das möglicherweise veruntreute Geld zurückzuzahlen oder an eine gemeinnützige Stiftung spenden.“ Ariane Lemme
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